Vampir-Horror-Roman Nr. 301: Die Qualen des Tantalus

Vampir-Horror-Roman Nr. 301: Die Qualen des Tantalus


Ras Kuksara wußte im Moment nicht, ob er schlief oder bereits aus seinem furchtbaren Traum erwacht war. Sah er dort im rötlichen Schein des Nachtlichts tatsächlich die quellenden, ineinander verschwimmenden Umrisse einer lockeren Masse, oder war es nur das feine Nachvibrieren der Traumgeschichte, die oft viel später erlöschen, als man gemeinhin glaubt? Es war ein entsetzlicher Traum gewesen, wesen, der Ras Kuksara heimgesucht hatte. Eine Befürchtung war in ihm Wirklichkeit geworden, die schon lange gleich einem Damoklesschwert über Ras Kuksaras Haupt geschwebt hatte. Es ging um das Schicksal seines Stammes und das seiner Tochter Fatima ... "Fatima! "Ras Kuksara fuhr von seiner Liegestatt hoch. Er hatte den Namen laut ausgerufen und fühlte sofort die innere Warnung: Sei auf der Hut! 5 Ein tiefes Mißtrauen, als sei etwas teuflisch Bösartiges im Zimmer, ein grauenhaftes Wesen wie aus Gift geronnen. "Fatima", flüsterte Ras Kuksara wieder. Er sah auf und erblickte einen bläulichen Dunstkegel aus kreisendem Nebel, die Spitze aufwärts gekehrt; ein zweiter ähnlicher senkte sich mit der Spitze nach unten von der Decke herab und tastete nach ihm, bis sich die beiden zur Gestalt einer menschlichen Sanduhr verbunden hatten. "Fatima!" schrie Ras Kuksara, denn in diesem Moment hatte er in dieser Erscheinung seine Tochter erkannt. Der Spuk schritt mit verklärtem Gesicht auf den ältlichen Mann zu.


von Waldo Marek, erschienen 1972, Titelbild: Sebastia Boada