Vampir-Horror-Roman Nr. 283: Arena der Schlangen

Vampir-Horror-Roman Nr. 283: Arena der Schlangen


Der Wind kam vorn Meer her, fegte über die fruchtbare Al-Garb-Ebene mit den weiten unwegsamen Sumpfgebieten und verlor sich in den Ausläufern des Rif-Gebirges. Schwere, dunkle Regenwolken türmten sich am Himmel und blieben an den steilen Berggraten hängen. Noch regnete es nicht, aber bald würde das Land unter einem Wasservorhang versinken. Es war Januar und angenehm kühl, wenigstens für die Verhältnisse im nordwestlichen Teil von Marokko. Die fünf Reiter hüllten sich enger in die weiten Mäntel. Nervige Fäuste umfassten die Zügel der prächtigen Bergpferde. Die Tiere waren ebenso stolz wie ihre Reiter, die auf handgearbeiteten und reich verzierten Sätteln saßen. Moderne Winchestergewehre hingen an dicken ledernen Riemen über den Schultern der Reiter. Gürtel umspannten die Hüften der Männer. Krummdolche steckten in gebogenen Scheiden. Stolz und hochaufgerichtet saßen die Berber auf ihren Pferden. Ihr Anführer war Achmed Sakkh, ein großer hochgewachsener Mann mit pechschwarzen Haaren und einem sorgfältig gepflegten Sichelbart. Er ritt an der Spitze der Gruppe und stemmte sich gegen den Wind. Die Berber gehörten zum Stamm der Ait Baraka. Sie waren eine besondere Gruppe unter den weit verzweigten Berberstämmen. Ait Baraka hieß "Kinder der Magie'', und tatsächlich hatten sich ihre Vorfahren mit dem Studium der Dschinns, der Geister, beschäftigt. Achmed Sakkh wandte sich im Sattel um. Ein schiefes Lächeln verzerrte sein braungebranntes Gesicht, als er dem Blick der jungen Frau begegnete. Sie ritt direkt hinter dem Anführer und war eine Gefangene. Ihr rotblondes Haar hatte sie durch ein Kopftuch verdeckt.


von Damion Danger, erschienen 1978, Titelbild: Vilanova
Rezension von Adee:


Kurzbeschreibung:
Spoiler folgen: Marokko, am Atlas-Gebirge. Eine Abteilung Berber vom Stamm der Ait Baraka haben Telronja entführt, die Frau von Ibn Idran, dem Anführer der Ait Yazza. Sie liegen in Blutfehde, und Mascara Snake, die Schlangenfrau aus Hexenhammer 1, ist die Anführerin der Ait Baraka. Sie will ihre Todfeinde vernichten. In Mascara Snakes Oase erlebt Telronja das Grauen. Hier wimmelt es vor Giftschlangen, die alle Mascara Snake aufs Wort gehorchen.
Zur gleichen Zeit treffen Derek Hammer, der Hexenhammer, und der Vampiropa Napoleon Drakula, als Gefangene des Magus in Marokko ein. Zusammen mit der angeblichen Atlantis-Götterstatue bringt man sie zur Oase von Mascara Snake. Sie soll Hammer zum Magus bringen und ihm kein Haar krümmen. Eigentlich hilft sie Magus und Lemuron nur, weil sie mit deren Hilfe die anderen Berberstämme unterjochen will. Aber vor allem hat sie eine hysterische Wut auf Vesta Banshee, die sie in Bd.1 (VHR 265) auf Pooka Manor gedemütigt hat, und will es ihr heimzahlen. Da kommt ihr das von den Banshees hergestellte Ogham-Amulett, durch das Vesta Kontakt mit Hammer hält, gerade recht.
Mittlerweile sind Vesta und Red Dunbar mit dem Institutsjet in Casablanca gelandet. Vesta folgt den Impulsen des Amuletts. Die beiden geraten an Banditen, aber Red klärt die Lage mit seinen Fäusten.
Hammer hat eine Vision, in der Magus Mascara mit einem Lemuron-Ableger versklaven will. Er informiert sie. Außerdem lernt er Telronja kennen und gibt ihrem anrückenden Mann Ibn Idran ein Zeichen. Der Magus besucht Mascara. Wie immer erscheint er als Mann mit einem starren, plastikartigen Gesicht. Er befiehlt Mascara, Hammer und die Statue zu Lemuron zu bringen und übergibt ihr zum Abschied ein Geschenk, eine Urne. Als sie sie öffnet, fliegt ihr der Dämonenableger entgegen. Aber ihr Gift tötet den Ableger, und vom Magus verraten schlägt sie sich auf Hammers Seite.
Da greifen die Berber an, massakrieren die Ait Yazza und nehmen Mascara Snake gefangen. Hammer und Nappy verschonen sie, da sie Idrans Frau halfen. Hammer verspricht Mascara, sie zu befreien, wenn sie ihn zu Lemuron bringt. In der Zwischenzeit sind Vesta und Red in Marrakesch eingetroffen, wo sie das Ogham-Amulett auf dem Markt zu einem Boten von Mascara führt, der es zum Wettermacher von Marrakesch bringen soll.


Meinung:
Das ist der einzige Beitrag zur Serie von Damion Danger alias Helmut Rellergard, der hier einen stimmigen und flotten Abenteuerroman ganz in der Atmosphäre von "Lawrence von Arabien" vorlegt. Wilde Berberkrieger auf rassigen Pferden, die durch die Wüste reiten; schöne Frauen, Oasen und eine wilde, exotische Landschaft. Dazu ein paar Gruselelemente, wenn Mascara Snake ihren Schlangen befiehlt.
Im Gegensatz zu dem missratenen Vorband findet sich der Autor auf Anhieb in das Hexenhammer-Universum ein. Napoleon Drakula heißt hier zwar Napoleon Ula, ansonsten ist der Uraltvampir so, wie ihn der Leser kennt. Ein stets vor Angst schlotternder Möchtgernblutsauger, der treu zu seinen Freunden hält. Auch die anderen Figuren sind so, wie sie zuvor entwickelt wurden. Derek Hammer ist der ernste junge Mann, der sein Überich als Hexenhammer nicht kontrollieren kann und dauernd Visionen hat, Red Dunbar ist der hünenhafte Fresssack und Vesta die Hexenfreundin, die sich nicht entscheiden kann, ob sie Hammer liebt oder nicht, und ihm trotzdem buchstäblich in die Wüste folgt.
Aber die eigentliche Überraschung ist hier der Autor. Allgemein wird der Roman Helmut Rellergard alias Jason Dark zugeschrieben. Vergleicht man dieses Werk jedoch mit einem zeitgenössischen John Sinclair-Roman, mag man nicht glauben, dass das wirklich derselbe Autor ist. (Auch zeitlich ist das interessant, denn zur Erscheinungszeit muss der Autor fleißig dabei gewesen sein, für die gerade gestartete eigenständige John Sinclair-Serie Vorlauf zu schreiben. Und da hatte er Zeit, einen Serienroman für die Konkurrenz schreiben? Oder wollte er damit nur seine Verhandlungsposition aufbessern?) Das ist toll erzählt, mit langen beschreibenden Absätzen, hat Tempo und eine überraschend gelungene Atmosphäre, es gibt keine unsäglichen Dialoge, die Actionszenen sind besser und härter - als alles, was es bisher beim Hexenhammer gab, und sogar die Nebenfiguren gewinnen an Konturen. Und auch wenn es sich hier eher um einen waschechten Abenteuerroman handelt statt um einen Gruselroman, wünscht man sich glatt, er hätte mehr für den Hexenhammer geschrieben.
Was die Serie an sich angeht, bringt der Schauplatzwechsel nach Afrika etwas Schwung ins Geschehen. Zwar sind die Ziele von Magus und seinem Dämon noch immer völlig vage und die Handlung bleibt eine Schnitzeljagd und natürlich Horrorlight, aber der Roman vermag im Gegensatz zu den meisten Vorbänden wenigstens etwas Interesse für die Folgeromane zu wecken.


Besonderheiten:
Hexenhammer Nr. 10
Einziger Roman von Damion Danger


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover zeigt eine Szene aus dem Roman. Kompetent gemacht, aber nicht besonders eindrucksvoll.


Coverbewertung:
2 Kreuze