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Alles war für die Beschwörung vorbereitet. In den Mauernischen
standen hohe silberne Kandelaber, dicke Wachskerzen steckten in ihren Tulpen.
Der fünfzackige polierte Tisch inmitten des düsteren Raumes glitzerte,
als Louis Morell taumelnd wie ein Berauschter von Kerze zu Kerze wankte und
sie mit einem brennenden Span entzündete. Eiseskälte lag mit 'einemmal
über allem. Die Kerzenflammen standen unbeweglich, ihr Schein war
plötzlich anders als zuvor: Ihre Lichter schienen keine Helligkeit mehr
zu verbreiten. Es war, als könne man die Flammen abbrechen von den Dochten
wie dürre Ähren, so leblos, so gläsern wirkten sie. Die alten
Ölporträts ringsum an den Wänden wirkten wie schwarze
Schlünde, wie Eingänge durch die dicken Mauern hindurch und hinab
zu finsteren Gelassen, von denen es sehr viele im Haus gab. Ein geisterhaftes
Raunen war im Zimmer, warnend und verlockend zugleich. Dass Geister mit im
Spiel waren, wußte Louis Morell schon lange. Bereits wenige Tage nachdem
er sich mit seiner Mutter in das geheimnisvolle Haus des Magiers Giacomo
Cagliostro geflüchtet hatte - in ein Haus, das seit Jahren leer stand
und von allen Leuten gemieden wurde , waren seltsame, unerklärliche
Anzeichen geisterhafter Wesenheiten zu spüren gewesen. Ein kurzes, trockenes
Klopfen, das schnell verhallte, als stäche man mit einem Zirkel in Holz;
ein reißendes Knacken und Prasseln in Wänden und Schränken,
in Balken, Tischen und anderen Hausgeräten; ein Kommen und Gehen von
Schritten unsichtbarer Boten und ein Seufzen und hastiges Flüstern,
das jäh verstummte, wenn man aufhorchte. Besonders in der zweiten Stunde
nach Mitternacht wurde das gespenstische Leben deutlich.