Vampir-Horror-Roman Nr. 254: Das Phantom aus dem Kloster

Vampir-Horror-Roman Nr. 254: Das Phantom aus dem Kloster


Sergio Agnelli hörte einen durchdringenden Schrei und fuhr aus dem Schlaf hoch. Er brauchte einige Sekunden, um sich zurechtzufinden, dann stellte er erstaunt fest, daß er aufrecht im Bett saß. Alles um ihn herum war still. Plötzlich aber verstärkten sich die leisen, gleichmäßigen Atemzüge seiner Frau, die neben ihm lag. Sie begann sich zu bewegen, dann erwachte sie ebenfalls. Durch die Vorhänge des Schlafzimmers filterte mattes Morgenlicht. Die diffuse Helligkeit ließ das schlaftrunkene Gesicht der Frau blasser erscheinen, als es in Wirklichkeit war. "Was ist, Sergio?" fragte sie gähnend- Schon Zeit zum Aufstehen?" Der Mann sah auf den Wecker, der auf dem Nachttisch stand. Er zeigte die vierte Morgenstunde. "Nein, Liebling, dreh dich wieder um und schlaf weiter. Wir haben noch zwei Stunden Zeit." "Warum sitzt du dann aufrecht im Bett, als wolltest du jeden Moment herausspringen?" Sie richtete sich auf und betrachtete ihren Mann mit erstaunten Augen, die groß waren und dunkel wie schwarze Kirschen. "Was machst du denn für ein Gesicht?" "Was für ein Gesicht mache ich denn?" "Wie einer, der einem Gespenst begegnet ist. Hast du schlecht geträumt?" "Ich weiß nicht ..." Sergio fuhr sich verwirrt über die Stirn. "Ich glaube, ja. Mir war es, als hätte ich einen Schrei gehört." In ihrer Stimme lag mehr Vorwurf als Anteilnahme: "Du bist überarbeitet, Sergio. Ist ja auch kein Wunder. Seit du dieses verdammte Projekt hast, übernimmst auch du dich persönlich. Ich sage dir schon seit Wochen, daß du zu wenig Schlaf bekommst. Dazu noch das unregelmäßige Essen - du bist kaum noch zu Hause.


von Georges Gauthier, erschienen 1978, Titelbild: N. Lutohin