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Leo Stocklossas erste Begegnung mit dem Leichenwagen fand auf der Straße
zwischen Arronnes und Vichy statt. Leo hatte es eilig, deshalb ließ
er seine Honda anspringen. 120 km waren viel auf dieser Straße. Sie
waren sogar viel zuviel, wenn eine Verkehrsstreife plötzlich auftauchen
sollte. Das Limit war hier 80. Doch Leo fürchtete weniger die
Verkehrsstreife als den strengen Herr Papa. Der ihn bestimmt wieder vor der
gesamten Truppe herunterputzen würde, wenn er, Leo zu spät zum
Training erschien. Dann würde wieder von Disziplin die Rede sein, davon
das ein Artist es niemals schaffen würde, in die Weltspitze vorzudringen
und sich dort zu behaupten, wenn er auch nur einen einzigen anderen Gedanken
im Kopf hätte, als seine Arbeit. Gustave Stocklossa war in dieser Beziehung
eine Nervensäge. Und wahrscheinlich würden die kleinen
Motorradausflüge hin und wieder als Ausgleichssport leistete, für
die nächste Zeit ins Wasser fallen, sollte er nicht zur festgesetzten
Zeit bei der Truppe erscheinen. Leo gab Gas. Die Tachonadel kletterte zeitweilig
auf 140, was auf dieser schmalen, kurvenreichen Straße ein
halsbrecherisches Tempo zu nennen. Aber an halsbrecherische Tätigkeiten
war Leo von Kind an gewöhnt. Sein Vater - der eiserne Gustave, wie er
genannt wurde- hatte Leo zum besten Flieger der Truppe gemacht und nichts
dagegen, wenn sein Sohn auf dem Trapez beim zweieinhalbfachen Salto ohne
Netz Kopf und Kragen riskierte. Vom Motorradfahren wollte er aber partout
nichts wissen, denn das erschien ihm zu gefährlich. Dafür hatte
wiederum der neunzehnjährige Leo kein Verständnis.