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Am späten Nachmittag hatte sich vom Meer her Nebel ausgebreitet und
hüllte das mächtige Anwesen Collinwood in einen weißlichen
Dunst. Am Frühabend waren die Schwaden so dicht geworden, daß
die Sichtweite nicht mehr als ein Dutzend Yards betrug. Das prächtige
Panorama vor den Fenstern der Bibliothek war ausgelöscht, und die knorrigen
Bäume auf dem gepflegten Rasen boten einen gespenstischen Anblick, weil
sie in einem wabernden Nichts zu schweben schienen. Über der Landschaft
lastete eine drohende Stille, die nur vom Klang des Nebelhorns an der Landspitze
Collinsport Point in regelmäßigen Abständen zerrissen wurde.
Maggie Evans und Carolyn Collins befanden sich in der Bibliothek und waren
damit beschäftigt, die alten Folianten abzustauben, mit denen die Regale
an drei Wänden des weitläufigen Raums bis zur Decke gefüllt
waren. Seit Jahren hatte niemand mehr sich um diese Bücher gekümmert,
und Elisabeth, Carolyns attraktive Mutter, hatte die beiden Mädchen
gebeten, sich ihrer anzunehmen. Maggie gab sich dieser Arbeit mit einer gewissen
Begeisterung hin, sie hatte eine Schwäche für Bücher. Sie
war als Gouvernante der drei Kinder der Collins' angestellt. Carolyn, die
in Maggies Alter und eigentlich kein Kind mehr war, fand diese Tätigkeit
weniger hinreißend, doch sie fügte sich, weil sie Streit mit ihrer
Mutter scheute. "Manchmal habe ich den Eindruck, daß meine Mutter sich
für mich grundsätzlich den unerfreulichsten Zeitvertreib aussucht",
sagte sie mürrisch, während sie einen Stapel vergilbter Chroniken
an ihren angestammten Platz zurückstellte. "Als hätten wir nicht
besseres zu tun..." Maggie blinzelte ihr belustigt zu.