Vampir-Horror-Roman Nr. 214: Engel der Finsternis

Vampir-Horror-Roman Nr. 214: Engel der Finsternis


Mein Name ist Jacques Voscart. Ich wurde vor kurzem von der Anklage, meine Frau bestialisch ermordet zu haben, aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Aus Mangel an Beweisen! Nein, es war mir nicht gelungen, meine Unschuld dem Gericht zweifelsfrei darzulegen, wie es auch dem Ankläger nicht gelungen war, mir den furchtbaren Mord in die Schuhe zu schieben. Dem Gericht war nichts anderes übrig geblieben, als mich auf freien Fuß zu setzen. Trotz schwerer Bedenken. Wissen Sie was es heißt, aus Mangel an Beweisen freigesprochen zu werden? Man muß alle Kosten tragen, werden Sie sagen. Ja, das auch. Aber was bedeutet das schon? Die Kosten...Sie machen für einen wohlhabenden Mann wie mich einen lächerlichen Betrag aus. Ich weiß nicht, ob ich die abgebuchte Summe auf meinem Konto überhaupt zur Kenntnis genommen hätte, würde sie nicht als das in meinem Bewusstsein erscheinen, was sie wirklich bedeutet: den sichtbaren, in fünf Zahlen ausgedrückten ewigen Makel, der dem Namen Jacques Voscart fortan anhängen wird. Ich allein weiß, daß ich meine Frau nicht getötet habe. Wenn auch alle meine Freunde - ausgenommen Henry Dubois vielleicht - gewisse Zweifel hegen, und wenn mich auch Kommissar Serge Barrault auf Schritt und Tritt verfolgt, weil er es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat mich eines Tages zu überführen: Ich habe es nicht getan! Ich bin kein Mörder! Zugegeben, meine Ehe war nicht in Ordnung. Sie war es im letzten Jahr nicht einmal mehr nach außen hin. Alle Welt wusste von den Spannungen, die zwischen mir und Madeleine herrschten.


von Georges Gauthier, erschienen 1977, Titelbild: N. Lutohin