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Der Vollmond tauchte den Hügel in silbernes Licht. Hinter den
Nadelwäldern ragte ein Berg in die Höhe. Die frostklare Nacht war
ruhig. Nur ab und zu ertönte der Ruf der Wildgänse, die
flügelschlagend vorübergezogen, um sich irgendwo einen einsamen
See zu suchen. Wenige Meter vom Waldrand entfernt saß ein Mann mit
dem Rücken gegen einen gewaltigen Findling. Er stellte den Kragen seiner
Lammfelljacke höher und warf einen Blick auf die Uhr: Zwei Stunden nach
Mitternacht. Seufzend lehnte er sich zurück. Wenn er Pech hatte, würde
sich die Bestie heute Nacht gar nicht zeigen, obwohl ihm das ziemlich
unwahrscheinlich erschien. Nur noch zwei Nächte, dann war der Mond im
Abnehmen begriffen. Diese Mondphase konnte ein Werwolf nicht außer
acht lassen. Der Mann war groß und kräftig gebaut. Den tiefliegenden
Augen in seinem Adlergesicht schien nichts zu entgehen. Immer wieder blickte
er hinunter auf das schlafende Dorf, wo die Bestie herkommen mußte.
Es gab nur einen schmalen Fußweg, den der Werwolf benutzen konnte,
wenn er sich unter den bereits tragenden Mutterschafen ein Opfer suchen wollte,
und den konnte der Mann einsehen. Automatisch fühlte er nach seinem
Gewehr, das neben ihm lehnte. Um jeden Augenblick bereit zu sein, entsicherte
er es und legte es quer über die Knie. Der Lauf glänzte im Mondlicht.
Mit seinen kräftigen Fingern strich er über das Zielfernrohr. Er
konnte es sich nicht leisten danebenzuschießen. Von seiner Treffsicherheit
hingen in dieser Nacht zu viele Menschenleben ab. Das Blut strömte schneller
durch seine Adern. Die alte Jagdleidenschaft hatte ihn gepackt. Seit seinem
letzten derartigen Auftrag waren zwei Jahre vergangen, was ihm wie eine Ewigkeit
erschienen war.
Außerdem zierte es schon den Tony Ballard Roman Nr. 143: