Vampir-Horror-Roman Nr. 145: Der Stier von Kreta

Vampir-Horror-Roman Nr. 145: Der Stier von Kreta


Ein entsetzlicher Schrei gellte durch das uralte, unterirdische Labyrinth und hallte tausendfach in dem Gewirr von Höhlen und Gängen wider. Ich zuckte zusammen. Dann stürzte ich vor, denn ich wollte wissen, was Alexis Kantzakis, den Vorarbeiter unserer kretischen Hilfskräfte, so erschreckt hatte. In Jahrtausenden abgelagerter Staub wirbelte unter meinen Schuhen auf. Kantzakis war uns etwas voraus und stand an der nächsten Abzweigung. Er leuchtete mit der Stablampe ein verkrümmtes, staubiges, steinaltes Ding am Boden an. "Eine Mumie", sagte Professor Britten kopfschüttelnd. "Die trockene Luft hat sie konserviert."


von Earl Warren, erschienen 1976, Titelbild: Carolus Adrianus Maria Thole
Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Der Millionär Johnson Wilde hat eine Ausgrabung auf Kreta finanziert, bei der das berühmte Labyrinth des Stiermenschen und Halbgottes Minotaurus entdeckt wurde. Doch nicht nur das - im Zentrum des Labyrinths wurde auch tatsächlich ein menschliches Skelett ohne Kopf und ein Stierschädel gefunden! Wilde lässt beides nach Los Angeles schaffen und ignoriert die Warnung von Professor Britten, die beiden Teile nicht zusammenzufügen.
Auf einer Party will der Millionär das Skelett des Minotaurus präsentieren, doch das Ungeheuer erwacht plötzlich zum Leben und entführt seine Tochter Dinah. Deren mumifizierte Leiche wird kurz darauf gefunden, da der Minotaurus ihr die Lebenskraft ausgesaugt hat. Dinahs Verlobter Brian Dilham will das Monstrum zur Strecke bringen, doch niemand findet eine Spur des Minotaurus. Der hat inzwischen eine Gruppe Hippies in seinen Bann geschlagen, doch dadurch wird Brian auf den Halbgott aufmerksam. Der Versuch, das Monstrum mit einer Kugel zu töten, schlägt fehl. Dann kommt es zu einem zusammentreffen zwischen dem Minotaurus, Dilham und der Polizei, bei der das Ungeheuer mit einem Molotowcocktail schwer verletzt wird und flieht.
Einige Wochen herrscht Ruhe, und fast scheint es, als sei der Minotaurus nicht mehr am Leben. Doch dann zeigt sich, dass der Halbgott nur untergetaucht ist und mit Hilfe der Okkultistin Arlette Arribal einen ganzen Stadtteil von Los Angeles mit einer magischen Seuche durchzogen hat, bei der die Menschen bei lebendigem Leib verfaulen. Ein erster Schritt für den Minotaurus auf dem Weg zur Weltherrschaft. Professor Britten hat inzwischen herausgefunden, wie man den Minotaurus vernichten kann. Brian Dilham, dessen neue Freundin Joan von dem Stiermenschen entführt wurde, stellt sich dem Monstrum zum Zweikampf, nachdem die Magie des Monsters mit blühenden Oleanderzweigen gebannt wurde. Es gelingt Dilham schließlich, den Minotaurus vom Dach des Hochhauses zu stürzen, wo das Duell stattfand, und anschließend die zerschmetterten Überreste zu verbrennen.


Meinung:
Ein solider Horror-Action-Thriller, der den Kampf gegen den Stiermenschen aus dem Labyrinth von Kreta ins Großstadtlabyrinth von Los Angeles verlegt hat. Der Roman ist spannend, hat gruselige Szenen und weiß bis zum Ende zu fesseln. Ein besonderer Reiz ist die Tatsache, dass Brian Dilham schon relativ früh dem Minotaurus begegnet, der sich aber aufgrund seiner Magie immer wieder retten kann. Durch den Ich-Erzähler kann man sich gut in die Gedankenwelt von Dilham versetzen und mit ihm fiebern. Ein Roman, der mir drei Kreuze wert ist.


Besonderheiten:
Ein Nachdruck dieses Romans erschien im Juli 2005 als Geister-Schocker Band 30 unter dem Titel ‚Minotaurus Rache'.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Der Minotaurus und sein Opfer Joan. Mir gefällt die Darstellung recht gut.


Coverbewertung:
3 Kreuze