Vampir-Horror-Roman Nr. 76: Der magische Schrumpfkopf

Vampir-Horror-Roman Nr. 76: Der magische Schrumpfkopf


Frederik Lord steuerte seinen hellen Mercedes in die Seitengasse mit dem Kopfsteinpflaster. Die Häuser hatten geschwärzte Fassaden, im Smog verwittert. Auf kleinen Balkonen flatterte Wäsche. Im Erdgeschoß verschiedener Häuser befanden sich kleine Geschäfte. Ein Schuhmacher, ein Friseur, ein Gemüseladen und ein Kramladen. Lord sah eine Kneipe, von deren Schild die Farbe abblätterte. Auf den Bürgersteigen standen überquellende Mülltonnen. Lord wäre nie auf den Gedanken gekommen, in dieser Gasse einen Antiquitätenladen zu suchen. Er fuhr im Schrittempo. Bald hatte er den Laden gefunden. Einen Laden mit kleinen Schaufenstern. dir dringend hätten geputzt werden müssen.


von Earl Warren, erschienen 1974, Titelbild: Carolus Adrianus Maria Thole
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Der industrielle Frederik Lord erwirbt bei einem alten Antiquitätenhändler einen Schrumpfkopf, der seinem Besitzer angeblich drei Wünsche erfüllt. Dementsprechend exklusiv ist auch der Preis: Hunderttausend Mark. Lord einigt sich mit dem Händler auf eine Anzahlung von Zehntausend D-Mark und die restlichen neunzigtausend, wenn der Schädel tatsächlich magische Kräfte besitzt. Zum Spaß wünscht sich Lord das restliche Geld. Als er nach Hause kommt erwartet ihn eine schreckliche Nachricht: Seine Frau ist im Swimming-Pool ertrunken. Die Lebensversicherung beträgt 90 000 Mark. Der Schrumpfkopf scheint wirklich übernatürliche Kräfte zu besitzen, bringt seinem Besitzer aber gleichzeitig Unglück und Verderben. Als Lords siebzehnjähriger Sohn aus dem Internat zur Beerdigung seiner Mutter anreist, hat seine Zug einen Unfall. Dieter Lord schwebt in Lebensgefahr. Sein Vater benutzt seinen zweiten Wunsch, um seinem Sohn das Leben zu retten. Das gelingt Araquui, dem Schrumpfkopf, auch, doch seitdem ist Dieter schwachsinnig und geradezu bösartig geworden. Lord wünscht sich nun als letztes, dass sein Sohn wieder normal würde. Doch bevor Araquui seinem gepeinigten Herren diese Bitte erfüllt, flieht Dieter aus dem Haus seines Vaters und steckt ein Haus im nahegelegenen Dorf in Brand, wobei drei Menschen sterben. Dieter wird nach dieser Tat wieder völlig klar und geistig normal, doch aufgrund seiner Tat wird er in eine Nervenheilanstalt eingewiesen, wo er langsam aber sicher wieder den Verstand verliert. Als sich Lord einer Freundin anvertraut, kauft sie Lord den Schrumpfkopf für 5 Minuten ab und wünscht sich zehn Champagnerflaschen und einen Nerzmantel. Es geschieht zunächst nichts, worauf sie sich wünscht Araquui möge zerplatzen. Daraufhin erwacht der Schrumpfkopf, um seine Besitzerin zu töten. Vor dem Haus wird sie von einem LKW überfahren, der zehn Flaschen Champagner und einen Nerzmantel von einem verflossenen Liebhaber geladen hat. Lord verkauft den Schrumpfkopf seinem Geschäftsführer Otmar Röder und überschreibt ihm die Firma. Der wünscht sich zunächst einen Sportwagen, um seiner Geliebten Barbara zu imponieren. Kurz darauf gewinnt seine Mutter in einem Preisausschreiben, dass sie für ihren Sohn abgeschickt hat. Doch bald steckt Otmar mit der Firma in finanziellen Schwierigkeiten und sein Bruder schuldet finsteren Gestalten 50 000 D-Mark. Daraufhin wünscht sich Otmar eine Million von dem Schrumpfkopf. Mit seinem Bruder besucht er eine Spielbank, wo der Bruder die Summer gewinnt, bevor er einen Herzschlag erleidet und stirbt. Erbe des Geldes ist die Mutter der Röders, welche das Geld ihrem Sohn Otmar vermacht. Seinen letzten Wunsch benutzt Röder, um die Hochzeit seiner Angebeteten Barbara zu vereiteln. Doch bevor er selber sie heiraten kann, verunglückt sie mit dem Auto und stirbt. Zusammen mit der Ärztin Gaby Thomas nimmt er den Kampf auf und es gelingt den beiden durch einen magischen Trank, dessen Zutaten ihnen der Antiquitätenhändler verraten hat, Araquui zu vernichten.


Meinung:
Ein recht kurzweiliger Roman, ohne den obligatorischen Serienhelden. Bemerkenswert an diesem Heft ist, dass die Hauptfigur des Romans nach ca. zwei Dritteln plötzlich wechselt. Charaktere, die zunächst nur nebenbei erwähnt wurden werden zu Hauptakteuren. Leider überschlägt sich die Handlung manchmal derart, dass die Atmosphäre unweigerlich auf der Strecke bleibt. Hier hätte ein Dialog mehr nicht geschadet. Auch das Ende kommt dann sehr plötzlich und vor allem sehr haarsträubend. Den magischen Trank lasse ich mir noch gefallen. Aber das der Antiquitätenhändler so mir nichts dir nichts zum selbstlosen Menschenfreund entwickelt und aus dem Totenreich zurückkehrt, um seinen Peiniger zu vernichten ist dann doch zuviel des Guten. Dennoch hat es sehr viel Spaß gemacht den Roman zu lesen und drei Kreuz sind allemal drin.


Besonderheiten:
Ein Nachdruck dieses Romans erschien als Geister-Schocker Nr. 11.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover zeigt den magischen Schrumpfkopf, wie im Roman beschrieben. Nur der triste, gelbe Hintergrund wirkt etwas einfallslos.


Coverbewertung:
2 Kreuze

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Der Maschinenfabrikant Frederik Lord hat dem Antiquitätenhändler Cazador einen Schrumpfkopf abgekauft, der seinem Besitzer drei Wünsche erfüllen soll. Als erstes wünscht sich Lord 90.000 Mark, da von den verlangten 100.000 Mark Kaufpreis für den Schrumpfkopf erst 10.000 Mark angezahlt hat. Das Geld bekommt Lord auch - aber anders als er es sich vorgestellt hat. Denn kurz nach dem Wunsch stirbt seine Frau, und er bekommt von der Lebensversicherung 90.000 Mark ausgezahlt. Lords Sohn Dieter, der zur Beerdigung seiner Mutter aus der Schweiz anreist, verunglückt mit dem Zug und wird sterben. Deshalb lautet Lords zweiter Wunsch, dass sein Sohn am Leben bleibt. Auch dieser Wunsch wird erfüllt. Dieter überlebt, bleibt aber schwachsinnig. Es dauert einige Zeit, bis Lord den Mut aufbringt, sich den dritten Wunsch erfüllen zu lassen. Dies ist allerdings notwendig, denn erst nach dem dritten Wunsch kann Lord den Schrumpfkopf wieder loswerden. Und sollte er sterben, bevor er den dritten Wunsch ausgesprochen hat, ist seine Seele dazu verflucht, auf Ewig Qualen zu erleiden. Somit wünscht sich Lord, dass Dieter wieder geistig normal wird. Das geschieht aber erst, nachdem Dieter im Wahnsinn ein Haus angezündet hat, wobei drei Menschen ums Leben kamen. Darum wird er, zwar geistig wieder gesund, in einer Nervenklinik untergebracht, wo er erneut den Verstand verliert. Als Lord einer Bekannten sein Herz ausschüttet, will sie ihm den Schrumpfkopf für einige Minuten abkaufen, weil sie nicht an Magie glaubt. Sie wünscht sich einen Nerzmantel und ein paar Flaschen Champagner. Als sie nicht sofort etwas geschieht, verflucht sie den Schädel und wünscht sich, dass er zerplatzen möge. Daraufhin verkündet der Schrumpfkopf, dass jeder, der ihn vernichten will, dafür sterben muss. Mit Bissen scheucht der Schädel die junge Frau auf die Straße, wo sie von einem LKW überfahren wird. Die Ladung des Wagens waren ein Nerzmantel und Champagnerflaschen, die ein ehemaliger Geliebter ihr geschickt hat. Lord verkauft nun den Schrumpfkopf an seinen Mitarbeiter Otmar Röder, klärt ihn aber vorher über die Macht des Schädels auf und überschreibt ihm die Hälfte seiner Firma mit der Bitte, einen Weg zu finden und das grausige Objekt zu vernichten. Röder wünscht sich als erstes einen Lamborghini, um einer Bekannten Barbara zu imponieren, die in ihm - zu seinem Leidwesen - nur einen Freund sieht. Der Sportwagen kommt prompt - als Gewinn eines Preisausschreibens, das Röders Mutter in seinem Namen für ihn ausgefüllt hat. Da das prophezeite Unglück ausbleibt, hat Röder auch keine Skrupel, den nächsten Wunsch auszusprechen: um die Firma zu sanieren und seinem Bruder aus einer finanziellen Klemme zu helfen, braucht er 100.000 Mark. Die gewinnt sein Bruder dann auch im Casino beim Roulette, stirbt jedoch vor Aufregung an einem Herzschlag. Röders Mutter ist Erbin des Geldes und stellt es ihm zur Verfügung. Der dritte Wunsch ist von blinder Liebe geprägt: Röder will Barbara für sich gewinnen und wünscht sich, dass ihre geplante Hochzeit mit dem Snob Alfred Löw platzen möge. Tatsächlich findet Barbara heraus, dass Alfred sie betrügt und wendet sich Otmar Röder zu. Einen Tag nach der Hochzeit stirbt Barbara allerdings bei einem Verkehrsunfall. Die Ärztin von Röders Mutter, Gaby Thomas, kommt hinter die ganze Geschichte und bringt Otmar dazu, mit ihr zu Cazador zu fahren, um von ihm ein Mittel gegen den Schrumpfkopf zu erbitten. Cazador wurde inzwischen - ebenso wie Frederik Lord - von dem magischen Schädel getötet und erscheint Otmar und Gaby als Geist, um ihnen das Rezept für einen Trank mitzuteilen, mit dem der Schädel vernichtet werden kann, wenn man ihn damit übergießt. Nachdem dies auch geschehen und der Schrumpfkopf vernichtet ist, gibt es wieder eine Zukunft für Röder und Gaby…


Meinung:
Als ich die Vorschau gesehen habe, hatte ich zuerst gedacht, dass es mal wieder einen Roman um Tom Lord und die Bethesda-Stiftung wäre, was aber alleine durch das Erscheinungsdatum unmöglich ist. Ich bin dann eigentlich nicht sehr motiviert an diesen Roman herangegangen, wurde aber positiv überrascht. Die Geschichte hat mich durch einen flotten Stil und eine spannende Handlung sofort gefesselt. Dabei war für mich immer der interessanteste Aspekt, welcher Wunsch wohl als nächstes geäußert wird und welches Unglück er nach sich zieht. Dass dieser Roman keinen "Helden" im eigentlichen Sinne hat, stört dabei überhaupt nicht.


Besonderheiten:
Ein Nachdruck dieses Romans erschien als Geister-Schocker Nr. 11.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze