Drei Galgen standen außerhalb der Burgmauern. An einem von ihnen hing
ein Mann. Langsam baumelte der Körper im Wind. Einige Wunden zeugten
davon, daß der Gehenkte schon lange tot sein mußte, denn die
Vögel hatten bereits mit ihrem Vernichtungswerk begonnen. Kreisende
Raben kamen tiefer, einer setzte sich auf die Schulter und pickte hinein.
Ein anderer ließ sich an der Seite auf einer Rippe nieder und suchte
dort nach Nahrung. Ohnmächtig sah die junge Frau alles mit an. Sie konnte
nicht eingreifen und hätte doch vor Panik und Abscheu schreien mögen,
obwohl sie den Toten nicht kannte. Doch Symbolhaftes lag im Tun der
Galgenvögel, soviel wußte sie, und eine eisige Faust der Angst
umschloß ihr Herz. In der Ferne lief ein Wanderer auf das Stadttor
zu, ohne daß er die Tiere bemerkte. Die Wolken über der Burg
verdichteten sich, ein Blitz zuckte herab, doch kein Donner folgte. Auch
nicht, als gleich darauf ein zweiter Blitz die Wolkendecke verließ.
Erst als es zu regnen begann, flatterten die Raben hoch, flogen auf die Stadt
zu und verschwanden unter den Dachbalken der Wachtürme. Die Regentropfen
wuschen die Spuren ihres Treibens in die Erde.