Silber-Grusel-Krimi Nr. 442: Die Rache des Geköpften
Silber-Grusel-Krimi Nr. 442: Die Rache des Geköpften


Drei Galgen standen außerhalb der Burgmauern. An einem von ihnen hing ein Mann. Langsam baumelte der Körper im Wind. Einige Wunden zeugten davon, daß der Gehenkte schon lange tot sein mußte, denn die Vögel hatten bereits mit ihrem Vernichtungswerk begonnen. Kreisende Raben kamen tiefer, einer setzte sich auf die Schulter und pickte hinein. Ein anderer ließ sich an der Seite auf einer Rippe nieder und suchte dort nach Nahrung. Ohnmächtig sah die junge Frau alles mit an. Sie konnte nicht eingreifen und hätte doch vor Panik und Abscheu schreien mögen, obwohl sie den Toten nicht kannte. Doch Symbolhaftes lag im Tun der Galgenvögel, soviel wußte sie, und eine eisige Faust der Angst umschloß ihr Herz. In der Ferne lief ein Wanderer auf das Stadttor zu, ohne daß er die Tiere bemerkte. Die Wolken über der Burg verdichteten sich, ein Blitz zuckte herab, doch kein Donner folgte. Auch nicht, als gleich darauf ein zweiter Blitz die Wolkendecke verließ. Erst als es zu regnen begann, flatterten die Raben hoch, flogen auf die Stadt zu und verschwanden unter den Dachbalken der Wachtürme. Die Regentropfen wuschen die Spuren ihres Treibens in die Erde.


von Roland Rosenbauer, erschienen am 05.12.1984, Titelbild: ???

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Der Unheimliche vom Vordergrund des Titelbilds wurde mitsamt der vor ihm auf dem Tisch aufgereihten Gegenstände auch schon auf dem Vampir-Horror-Roman Nr. 325 verwendet und selbst der Kessel mit den glühenden Kohlen war dort schon abgebildet:

Vampir-Horror-Roman Nr. 325: Eine Seele stiehlt man nicht