Silber-Grusel-Krimi Nr. 179: In den Klauen des Monsters
Silber-Grusel-Krimi Nr. 179: In den Klauen des Monsters


Er schnappte nach Luft. Der schnelle Lauf hatte ihn angestrengt. Es dauerte eine Weile, bis er Gunter die schlimme Nachricht mitteilen konnte. »Ziegler!« ächzte er. »Ziegler ist geflohen!« Augenblicklich erwachte Gunters Aufmerksamkeit. Er nahm den Kollegen bei den Schultern und schüttelte ihn. »Was sagst du da, Ziegler ist frei? Verdammt, wie konnte das geschehen?« Holger wurde blaß. Er kannte den harten Glanz in den Augen seines Gegenüber. Er wußte, daß mit Gunter nicht zu scherzen war. Ein falsches Wort, und er würde zum Berserker. »Ich ... ich weiß es nicht«, stotterte Holger. »Es ist unglaublich, daß er es überhaupt geschafft hat. .. Ein riesiges Loch klaffte in der Wand des Meilers, und...« Gunters Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Sie waren eine einzige Drohung. »Was sagst du da? Weißt du überhaupt, was du da sagst?« Wieder schüttelte er ihn. »Ja!« schrie Holger. »Ich weiß es. Aber es stimmt trotzdem!« Gunter ließ von seinem Kumpel ab.


von Michael Nagula, erschienen am 21.02.1978, Titelbild: ???

Rezension von Wondina:


Kurzbeschreibung:
Einem Mann namens Ramon Ziegler gelingt es, mit übermenschlichen Kräften aus einem Labor zu fliehen, in dem er gefangen gehalten und medizinischen Versuchen unterzogen wurde. Auf seiner Flucht trifft er auf einen Autofahrer, der ihn in seinem Wagen mitnimmt. Während der Fahrt verwandelt sich Ziegler in einen Werwolf und tötet den Fahrer brutal. Nur kurz nachdem der Entführte daraufhin bei seiner überglücklichen Familie eintrifft, wiederholt sich das grausame Geschehen, Ziegler verwandelt sich abermals in ein Wolfswesen und tötet vor den Augen seiner Frau seinen Sohn Walter. Es dauert eine Weile bis der ermittelnde Kommissar Becker der Frankfurter Polizei erkennt, dass er es bei dem flüchtigen Mörder mit einem übersinnlichen Wesen zu tun hat. Auf der Verfolgung gesellt sich Karen Fleckenstein zu ihm, die Schwester des von Ziegler getöteten Autofahrers. Im Labor in dem die Geschichte ihren Anfang nahm, kommt es am Ende zu einer Auseinandersetzung metaphysischen Ausmaßes.


Meinung:
Oha, hier hat Silber-Grusel-Krimi-Autor Maik Caroon, alias Perry Rhodan-Autor Michael Nagula, ein haarsträubendes Horror-Gemisch zusammengerührt. Hier passt nichts zusammen und das Gesamtergebnis sorgt daher, zusammen mit den reichlich vorhandenen sprachlichen Stilblüten, eher für Schmunzeln als für Gänsehaut. In der profanen Gegend rund um Frankfurt, in der sich Leute mit Namen wie aus einer TV-Soap herumtreiben (Michael Fleckenstein, Gunter Gottschalk etc.), schleicht ein guter alter Werwolf wie aus einem Universal-Horrorfilm herum. Aber wie ist er dazu geworden? Durch die Experimente eines klassischen Mad Scientist , aus dessen Labor er geflohen ist. So weit so gut, aber Maik Caroon setzt noch einen drauf: Der verrückte Professor will mit Hilfe seines gefolterten Opfers den Dämon Kaghaf (bekannt aus Caroon's Silber-Grusel-Krimi Nr. 159) zum Leben erwecken um sich dessen magischer Kräfte zu bedienen. Warum sein armes Opfer dabei zum Werwolf wird, erklärt der Roman mit keiner Silbe. Stattdessen erläutert der Autor mit heiligem Ernst die ziemlich dämlichen Gedankengänge der Protagonisten und steigert sich hin und wieder in absurde Gefühlsduselei. Höhepunkt in dieser Richtung ist die Szene, in der der vom Werwolf getötete Autofahrer, der am Anfang als lockerer Playboy geschildert wird und offensichtlich gerade von einem Schäferstündchen kam, seiner Schwester in einem Sturm als Geist erscheint und ihr mit melodramatischem Dialog wie aus einem Karl-May-Roman was vom Jenseits erzählt. Richtig gaga wird es dann am Ende wenn herauskommt, wo sich das Labor des gnomenhaften Professors befindet: im stillgelegten Kernkraftwerk Biblis. Na klar, da kann man einfach so reinmarschieren und Dämonen beschwören. Was würde Vattenfall wohl dazu sagen? Autsch. Schwamm drüber.


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Kommentare zum Cover:

Wer Zauberkreis-Romane kennt, der weiß, dass wenn ein Heft nicht eine Lonati-Illustration auf dem Titel hat, ein Agenturbild den Roman krönt. So auch hier. Im Heft treibt sich ein Werwolf herum, die Illustration zeigt stattdessen ein reptilienartig vernarbtes Monster und eine Frau, die sich gerade in einer ähnlichen Verwandlung befindet. Das ist vom Illustrator Prieto Muriana zwar skizzenhaft elegant eingefangen, hat aber mit der Story nichts zu tun.


Coverbewertung:
3 Kreuze