Silber-Grusel-Krimi Nr. 77: Leichenvögel
Silber-Grusel-Krimi Nr. 77: Leichenvögel


"Wer einmal den Vogel sieht, der ist verloren", sagen die Leute in Tonklin. Das ist ein kleiner Ort im Norden Englands den keine Karte verzeichnet, weil er abseits vom Wege und so winzig ist, daß kaum ein Mensch ihn besucht. Die zwanzig Häuser liegen versteckt zwischen Felsen. Nur eine schlecht asphaltierte, kurvenreiche Straße führt auf das Plateau, auf dem es immer zugig ist und wo auch im Sommer die Temperaturen nie so ansteigen, daß man dort ins Schwitzen käme. Was Menschen veranlaßt hatte, diesen Ort im Bergland von Cumberland einst zu gründen, wird ewig ein Rätsel bleiben. Fremde kommen dort nicht hin, es sei denn, sie hätten sich verfahren. Anders war die Sache mit David Gander. Er suchte absichtlich die weit vom Schuß liegenden Nester, weil er sich ein Geschäft davon versprach. Er wußte nichts von dem Vogel, über den man sich so seltsame Geschichten erzählte. Er bekam ihn aber zu sehen. Das wurde ihm zum Schicksal.


von Jürgen Grasmück, erschienen am 05.11.1974, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In dem kleinen Ort Tonklin in Cumberland in England verschwindet der Antiquitätenhändler David Gander spurlos. Das, und die Gerüchte, die sich um die alte Ensebeth Mallory und einen mysteriösen Todesvogel ranken, bringen die beiden PSA-Agenten Larry Brent und Morna Ulbrandson auf den Plan. Doch bevor das Agentenpaar den Ort erreicht, bleibt ihr Auto mit Motorschaden liegen und die blonde Schwedin wird von zwei grotesk verwachsenen Männern niedergeschlagen und entführt. Larry, der ihr folgt und einen ihrer Kidnapper niederschlagen kann, muss unverrichteter Dinge wieder umkehren, da seine Gegner vermutlich durch eine Geheimtür verschwunden sind. Der Agent wird von einem vorbeifahrenden Mann mitgenommen. In der Zwischenzeit hat Inspektor Twister den alten Friedhof, der nahe der Hütte der Ensebeth Mallory liegt, observiert. Er beobachtet wie ein großer Geier die Leiche des verschwundenen Gander freilegt. Da erscheint auch die alte Mallory, die dem Inspektor erklärt, dass der riesige Leichenvogel ihr verstorbener Mann sei, den sie der Dämonengöttin Rha-Ta-N'my opferte. Auch Gander tötete sie und verscharrte ihn anschließend auf dem alten Friedhof, dessen Erde der Dämonin geweiht ist. Wenn die Opfer sieben Tage lang in der Erde liegen und dann von der Hexe oder ihrem Helfer ausgebuddelt werden, werden sie selber zu Todesvögeln. Vor den Augen Twisters verwandelt sich die Leiche in einen Geier und die Vögel greifen den Inspektor an, der fliehen kann aber mit seinem Wagen einen Unfall baut und ins Krankenhaus eingeliefert wird. Im Hotel wird Larry von einer geheimnisvollen Botschaft nach draußen gelockt. Dort will ihm der Neffe des Hotelbesitzers den Garaus machen, doch Larry überwältigt ihn und steht plötzlich den Leichenvögeln gegenüber, zwei riesigen Geiern. Einen der Vögel kann der PSA-Agent mit der Laserkanone vernichten. Der andere flieht und ermordet den Hotelbesitzer, sowie einen Gast. Larry verständigt die Zentrale in New York und macht sich auf zu seinem liegengebliebenen Fahrzeug. Doch die Männer vom Abschleppservice erweisen sich als die Männer, welche Morna entführten und schlagen Larry nieder. Auch der Vorgesetzte Twisters, Donald Masters, befindet sich in der Gewalt der Hexe, die alle opfern will, die ihr unter Umständen gefährlich werden können. Die beiden Verwachsenen sind Hilfsdämonen, die ihr die Göttin zur Seite gestellt hat. Sie sollen den verletzten Twister ermorden. Das Amulett einer Krankenschwester kann den ersten Anschlag vereiteln. Der von X-RAY-1 hinzubeorderte Iwan Kunaritschew kann den zweiten Anschlag mit dem Amulett abwehren und den Dämon vernichten. Derweil gelingt den Agenten Morna und Larry die Flucht aus ihrem unterirdischen Gefängnis, zu dem man nur Zutritt hat, wenn man einen magischen Trank zu sich nimmt, der einen befähigt durch Wände zu gehen. Als die Hexe wiedererscheint halten sich Larry und Morna an ihr fest. Donald Masters verpasst seine Chance und bleibt als Opfer für Rha-Ta-N'my zurück. Wieder im haus der Hexe erscheint der zweite Leichenvogel den Larry mit einem Küchenmesser zur strecke bringt. Ensebeth Mallory, die sich von der Dämonengöttin Jugend und Schönheit erhoffte, stirbt, da die Beschwörung ihr zuviel Kraft abverlangte. Auch Iwan erscheint, doch da ist schon alles vorbei. Der zweite Hilfsgeist bleibt verschwunden.


Meinung:
Ein weiterer Larry-Brent-Roman um die sagenumwobene Dämonengöttin, die eigentlich Hauptgegnerin von Macabros ist. Dieser Roman hat bei mir ein etwas zwiespältiges Gefühl hinterlassen. Stilistisch gesehen so gut wie eh und je, wenn man die Schreibweise von Dan Shocker und seine stimmungsvollen Beschreibungen zu schätzen weiß. Die Handlung allerdings ist mir teilweise etwas überspitzt und überladen vorgekommen. Die Sache mit den titelgebenden Leichenvögeln war einfach klasse, und hier hätte ich mir gewünscht, wenn der Autor seine Hauptaufmerksamkeit bei den Geiern gelassen hätte, um einen erstklassigen Tierschocker zu fabrizieren. Die Szene auf dem Friedhof, wo die Leiche ausgebuddelt wird oder sich die Geier als Aasfresser betätigen und eine Mutter und ihr Kind angreifen wurde sehr plastisch dargestellt. Mich störte hingegen dieses ganze Drumherum mit den beiden Hilfsdämonen, die aussahen wie Frankensteins Monster, und die Teufelsbeschwörungen der alten Hexe. Auch der Trank mit dem man durch Wände gehen kann hätte nicht zu sein brauchen. Der Abgang des zweiten Leichenvogels hätte ich mir auch dramatischer gewünscht als durch ein Küchenmesser. Abgesehen davon erwartet den Leser ein spannender Roman, der nicht nur langende Winterabende kurzweilig zu gestalten vermag, sondern auch schwülwarme Sommernächte, in denen normale Menschen keinen Schlaf finden.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Ein sehr düsteres und atmosphärisches Bild, das nicht nur perfekt zur Handlung passt sondern auch im Allgemeinen super zu einem Gruselroman. Die Grabsteine im Hintergrund, umgeben von Nebel vermitteln die richtige Friedhofsstimmung und der Zeichner hat auf zu viele störende oder ablenkende Gebilde verzichtet. Allenfalls einen alten, knorrigen Baum hätte ich mir noch als Auflockerung gewünscht. Und auch wenn ich mir dieses Bild nicht als Poster aufhängen würde - als schön gerahmtes Ölgemälde auf jeden Fall.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Motiv vom Titelbild des Silber-Grusel-Krimis fand auch schon auf dem Cover des spanischen Comic-Magazins ESPECTROS Nr. 23 Verwendung:

Espectros Nr. 23