Silber-Grusel-Krimi Nr. 73 (NA): Ruine der Kopflosen
Silber-Grusel-Krimi Nr. 73 (NA): Ruine der Kopflosen


"Hier haben sie mal gestanden", sagte Burt Taylor und wies auf die überwachsenen Mauerreste. Er meinte die Ruine Black Walls. So nannte man sie hier in Schottland, eine von vielen Burgruinen in den Highlands. "Die dunklen, massigen Mauern", fuhr Taylor fort, "sind nur noch ein paar morsche Steine." Als wolle er seine Worte beweisen, schlug er mit einem Stock, den er die ganze Zeit zum Stochern benützte, gegen die verwitterten Mauerreste. Aber so morsch, daß sie zusammenfielen, waren die nun auch wieder nicht. Der Stock zerbrach. Die beiden jungen Leute lachten. Es machte Rolf Weber Spaß, an der Seite seines englischen Freundes die Fahrt durch das Land zu erleben. Es war ein Bilderbuch-Sommer. Hier in Schottland wurde es nie zu heiß. Aus einer Brieffreundschaft, die vor zehn Jahren in der Schule begann, hatte sich eine wirkliche Freundschaft entwickelt. Der stiernackige, etwas untersetzte Taylor war ein Bursche, der das Herz auf dem rechten Fleck hatte. Er war immer zu einem Scherz aufgelegt.


von Dan Shocker, erschienen am 20.07.1976, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Zwei Camper, die in Schottland auf einer alten Burgruine zelten, werden Zeuge eines grauenhaften Geschehens: Plötzlich verschieben sich die Zeiten, die Burg ist wieder vollständig und zwei altertümlich gekleidete Männer liefern sich ein Degenduell. Der Kleinere der beiden köpft seinen Widersacher, doch der Torso kämpft weiter. Als einer der beiden Camper, dem Geheimnis auf den grund gehen will, wird er ebenfalls enthauptet. Der zweite Camper flieht in Panik und wird von Larry Brent gefunden, der Fälle von Enthauptungen in der näheren Umgebung untersuchen soll. Als sich der PSA-Agent auf der Ruine umsieht, beobachtet er auch die schaurige Szenerie. Doch der Kopflose sieht Larry plötzlich und greift ihn an, auch der Torso des Campers erscheint und will Larry töten. Im Laufe des Kampfes stürzt Larry in den Burggraben. Gefunden wird er von Inspektor Carlton, der auf die Fälle von Enthauptung angesetzt wurde. Einer der Sergeanten wollte nämlich nach Dienstschluss zu der Ruine fahren, um Larry zu helfen. Er wurde selber Opfer des Kopflosen und fuhr als Torso nach Hause, um dort als Einsatzreserve zu warten. Ein Zeuge informiert die Polizei, so dass Carlton zu dem Schluß kommt die Ruine zu checken. Larry erfährt von der Sage, die besagt, dass der Geist eines Druiden, dem Schlossherrn vor 500 Jahren die unheimlichen Fähigkeiten verliehen hat. Ein Professor aus der Umgebung hat sich dem Thema angenommen. Als der PSA-Agent mit dem Professor reden will, wird er von dessen Sekretär und seiner Tochter überwältigt. Der Professor und seine Tochter wollen die Kräfte des Druiden für sich zu Nutze machen und haben aus diesem Grunde die Morde begangen, deretwegen Larry in Schottland weilt. Durch diese Opfer wollen sie die Gunst des Druiden erlangen. Larry gelingt die Flucht und in einem unterirdischen Stollen findet er den Professor mit dem Druidenschädel, den Larry mit seiner Laserwaffe vernichtet. Die Tochter des Wissenschaftlers, die Larry verfolgt hat erschießt aus Versehen ihren Vater. Larry nimmt sie fest und auch der Sekretär des Professors wird verhaftet. Mit der Vernichtung des Druiden endet der Spuk auf der Ruine und die Kopflosen finden ihre ewige Ruhe.


Meinung:
Die Beschreibung des Geisterspukes auf der Ruine gelingt Dan Shocker wieder einmal hervorragend, so dass der Leser wieder sofort erkennt, dass er einen Larry-Brent-Roman in den Händen hält. Dieses Mal bleibt die unheimliche Atmosphäre bis zum Schluss erhalten und das Übernatürliche stellt sich auch nicht als großer Bluff heraus. Gefallen hat mir auch der Kampf des PSA-Agenten mit den Kopflosen. Bedauerlicherweise haben sich aber auch Fehler in den Roman geschlichen. Der Zeuge, der den kopflosen Sergeanten beobachtet hat, sog zu dem Zeitpunkt genüsslich an einer Zigarette, als er dann bei der Polizei sein Protokoll aufgibt, sagt er aber er sei Nichtraucher (zugegeben, wirklich nur eine Kleinigkeit). Weit größer wiegt in meinen Augen Dan Shockers Beschreibung von dem psychisch Kranken. Diagnostiziert wurde eine Depression, aber gleich darauf wird erwähnt, dass er aus diesem Grunde versucht habe seine Frau umzubringen. Ein Depressiver ist aber niemals gefährlich. Selbst wenn er eine Psychose als Nebenerkrankung hat, wird er durch die Depression in seinem Antrieb derart gemindert sein, dass er keinerlei Gewaltakte durchführen kann. Schade, denn ansonsten ist dieser Roman wirklich lesenswert.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Zeigt exakt die Szene, die sowohl die Camper, als auch Larry beobachten dürfen. Düster und unheimlich - typisch Lonati.


Coverbewertung:
4 Kreuze
Rezension von Bloemsemann:


Kurzbeschreibung:
Die Black Walls sind die Überreste einer ehemaligen Burg aus dem Mittelalter auf einem einsamen Plateau in den Highlands. Der Deutsche Rolf Weber und sein Brieffreund Burt Taylor campen bei einer Radtour vor diesen faszinierenden Ruinen. Mitten in der Nacht werden sie Zeugen eines unheimlichen Geschehens: es scheint, als sei die Vergangenheit zurückgekehrt, die Burg steht in ihrer kompletten Pracht vor den jungen Campern und unter dem Torbogen kämpfen zwei Männer in altertümlicher Montur mit ihren Degen, bis der Ältere von dem Jüngeren enthauptet wird. Zum Entsetzen der Beobachter führt der Torso den erbitterten Kampf weiter. Rolf und Burt versuchen das Geheimnis dieser Geistererscheinung zu lüften, doch einer der beiden muss diese Neugier ebenfalls mit dem Kopf bezahlen.
Wie es der Zufall will, hält sich auch Larry Brent in Ballater (schottische Highlands) auf, da sich die örtliche Polizei in jüngster Zeit mit dem Auftauchen einiger kopfloser Mordopfer auseinander setzen muss. Somit erfährt Larry auch von den Ereignissen an den Black Walls und startet umgehend seine Nachforschungen bei der Spukruine. Und tatsächlich beobachtet auch der PSA-Agent in der folgenden Nacht die schaurige Szenerie, nur dass sich diesmal nicht nur die beiden Kämpfer zeigen, sondern auch der enthauptete Camper. Larry wird von den schaurigen Wesen angegriffen und lässt trotz Einsatz seiner Laserwaffe beinahe sein Leben.
Weitere Köpfe rollen in Ballater - der Ingenieur John Coverey sowie der diensthabende Seargent O'Hara tauchen ebenfalls als Enthauptete wieder auf. Larry findet nach seiner aufreibenden Auseinandersetzung mit den Geisterwesen auf der Ruine eine neue Spur. Sie führt ihn zu einem gewissen Professor Milford und letztendlich zu den mysteriösen Ereignissen in der Geschichte der Black Walls. Er stößt auf das Geheimnis eines bösartigen Druiden namens Slyug und auf einige gewissenlose Menschen, die sich dessen Macht zu Eigen machen wollen…


Meinung:
Die schottischen Highlands eignen sich fabelhaft für eine Spukgeschichte, und DS sucht sich zusätzlich noch eine entsprechende Ruine als passenden Schauplatz aus - somit kann die nächtliche Szenerie mit den Geisterwesen und den Enthaupteten vor dieser Kulisse nur bestens gelingen. Auch die weiteren Ereignisse in dem Ort Ballater, das Verschwinden und Wiederauftauchen von John Coverey, das schaurige Verhalten seines Leidensgenossen Morris O'Hara; wie er als Geköpfter über die dunkle Landstrasse fährt, um sich schließlich im eigenen Kartoffelkeller zur Ruhe zu legen; machen tatsächlich Laune. Dazu kommen Larrys Unternehmungen plus seiner knallharten Auseinandersetzung mit den Torsi von Burt Taylor und dem mittelalterlichen Jonathan William Moreenshere. Einige tiefer gehende Recherchen in der düsteren Geschichte, um letztendlich das Rätsel der Spukruine zu lösen, machen das Bild komplett. Alles in allem eine unterhaltsame und kurzweilige Schauergeschichte, nur eben die finale Auflösung krankt nach meinem Geschmack etwas, kommt etwas plump und einfallslos daher. Vor allem die eigentlichen Bösewichte, die sich die Macht dieses ominösen Druiden; der mir eben auch nicht so ganz in den Kram passen will; zunutze machen wollen, ecken mit ihrem Motiv ein wenig an. Dieser Abschnitt war dann doch etwas enttäuschend, nachdem die Szenerie in der Ruine doch so wunderbar seinen Anfang genommen hatte…


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Maestro Lonati hat mal wieder Atmosphäre und die tatsächliche Handlung in seinem Coverbild bestens eingefangen. Lässt keine Wünsche offen und macht Lust aufs Lesen …


Coverbewertung:
5 Kreuze
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild wurde ebenfalls für den Geister-Schocker Nr. 17 verwendet.

Geister-Schocker Nr. 17: Des Satans Musketier