Professor Zamorra Nr. 888: Angriff auf die Vampirstadt
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Wie war er hierher gekommen? Verwirrt sah sich Zamorra um. Der riesige Saal
kam ihm seltsam vertraut vor. Unzählige Gaslampen tauchten den Raum
in ein fahles blaues Licht. Die Wände waren prunkvoll mit Mondsymbolen
und stilisierten Wolfsköpfen verziert, der Duft fremdartiger Kräuter
hing schwer in der Luft. Der Saal war fast leer. Nur an seinem Ende stand
auf einem Podest ein bizarr geformter Thron aus Elfenbein. Und dann wusste
er, wo er sich befand, und kalte Angst sprang ihn an wie ein Tier. Dies war
der Thronsaal Kuang-shis. Doch wie konnte das sein? Der Götterdämon
war längst keine Gefahr mehr. Was machte er hier? Ein leises, leicht
spöttisches Lachen erklang hinter Zamorra. Der Dämonenjäger
wirbelte herum. Eine Gestalt in einer schlichten dunklen Robe löste
sich aus dem Schatten einer Säule und kam langsam auf ihn zu. Das Gesicht
wurde von einer Kapuze bedeckt. "Hast du mich vermisst?", fragte der Fremde.
"Wie kann ich dich vermissen? Ich weiß nicht einmal, wer du bist."
"Natürlich weißt du das." Der Andere schlug die Kapuze zurück
und lächelte. Entsetzt sah Zamorra in sein eigenes Gesicht. "Ich bin
es, Tsa Mo Ra!"
von Andreas Balzer, erschienen am 10.06.2008, Titelbild: Candy Kay
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Lucifuge Rofocale sucht nach einem Weg sich der Höllenfürstin Stygia
ein für allemal zu entledigen. Bei seinen Nachforschungen stößt
er auf den Hong Shi, jenen magischen Stein, mit dem der Vampir Fu Long die
Träume und den Schlaf des Götterdämons Kuang Shi kontrolliert.
Ein Horde Dämonen fällt in die Vampirstadt Choquai ein und
entreißt dem weisen Vampir den Stein. Lucifuge Rofocale bringt ihn
nach Alaska in eine Dämonenfestung der unbesiegbaren Gestaltwandler
Shi-Rin. Doch der Hong Shi sendet die magischen Impulse Kuang Shis in die
Welt hinaus. Die wolfsköpfigen Tulis Yon erheben sich zu einer neuen
kampfstarken Armee und auch Professor Zamorra ist von den Auswirkungen betroffen.
Er träumt von seiner Zeit als Hofzauberer Tsa Mo Ra und die Erinnerung
lähmt seinen Verstand. Fu Long und der Silbermonddruide Gryf versuchen
den Parapsychologen zu retten, während sich in Alaska eine erbarmungslose
Dämonenschlacht anbahnt
Meinung:
Entgegen der Tradition zu den Schnapszahlen ausgedehnte Mehrteiler zu bringen
verlegte man sich bei der Nummer 888 auf eine Einzelgeschichte, geschrieben
von Andreas Balzer, die es wahrlich in sich hat. Als der Titel bekanntgegeben
wurde, war schnell klar worum es gehen würde, nämlich um das Thema
Choquai, Kuang Shi und Fu Long. Eigentlich war die Thematik abgeschlossen
und auch für Zamorra und dessen Crew spielte dieser Komplex keine Rolle
mehr. Aber Andreas Balzer hat sich davon nicht abschrecken lassen und einen
spannenden Horror-Thriller verfasst, der wirklich von Anfang bis Ende fesselt.
Nahtlos knüpft die Handlung an die Ereignisse des finalen Doppelbandes
an, in welchem es Zamorra und Fu Long gelang Kuang Shi in einen ewigen Schlaf
zu zwingen (siehe PZ 798 / 799). Gleichzeitig verknüpft der Autor diese
Ereignisse hervorragend mit der immer offener ausgetragenen Rivalität
zwischen Lucifuge Rofocale und Stygia. Eigentlich ein Thema, dass Werner
Kurt Giesa behandelte, und an das sich andere Autoren nicht heranwagten.
Hier beweist Balzer, dass er trotz seiner relativ wenigen Beiträge zur
Serie immer auf dem Laufenden geblieben ist und die Charaktere mit am besten
im Stil von Giesa agieren lassen kann. So gibt es nicht nur ein langerwartetes
Wiederlesen mit Fu Long, Kuang Shi und den Tulis Yon, sondern auch mit dem
Silbermond-Druiden Gryf und natürlich dem Ministerpräsidenten des
Satans - Lucifuge Rofocale. Dabei vergisst Balzer auch nicht, dass Fu Long
auf einem völlig anderen Wissensstand ist und eigentlich den
Emporkömmling Rico Calderone auf dem Thron vermutete. Das ist allerdings
nicht die einzige Gelegenheit, bei der der Autor sein Serienwissen preisgibt.
Dalius Laertes wird ebenso erwähnt, wie Zamorras charakterliche
Negativentwicklung während der Siegelabenteuer. Das allein macht den
vorliegenden Jubiläumsband zu einem der wichtigsten und besten Romane
der letzten Zeit und gibt der Serie wieder ein Stück der lang vermissten
Kontinuität, welche in jüngster Vergangenheit von den Autoren
häufig nur in ihren eigenen Roman zelebriert wurde. Unlogisch ist lediglich
die Darstellung der Shi-Rin als mächtige, unbesiegbare Kriegerasse der
Dämonen, gegen die Zamorra selbst mit seinem Amulett kaum Chancen
hätte. Wenn dem so wäre fragt man sich unwillkürlich, weshalb
diese Wesen nicht schon früher und häufiger bemüht wurden.
Stilistisch gibt es auch wieder einige eklatante Patzer, die leider auch
vom Lektorat übersehen wurden. Zum Beispiel auf Seite 9: "Doch der
Schrat drängte das Unwohlsein schnell beiseite und konzentrierte sich
auf ihre Arbeit." Natürlich bezieht sich "ihre Aufgabe" auf die
gesamte Gruppe, dennoch ist es in diesem Satz schlicht falsch und liest sich
sehr konstruiert. Beide Punkte werden jedoch von der spannenden und rasanten
Handlung kompensiert und wie es sich für einen Jubiläumsband
gehört geschieht Einiges, was die Zukunft der Serie maßgeblich
beeinflussen wird. Mehr davon in der Rubrik Besonderheiten, die man sich
erst nach dem Genuss dieses grandiosen Romans durchlesen sollte.
Fazit: Würdiger und exzellent geschriebener Jubiläumsband von Andreas
Balzer, der nicht nur eins der beliebtesten Themen der Serie reaktiviert,
sondern auch aktuelle Handlungsstränge fortsetzt.
Besonderheiten:
Lucifuge Rofocale stiehlt den Hong Shi und versucht in den Besitz des
Götterdämons Kuang Shi zu kommen.
Aus Rache, dass ihm Fu Long den Stein wieder abjagte tötet Lucifuge
dessen Gefährtin Jin Mei.
Die Tulis Yon kehren zurück.
Zamorra erhält all seine Erinnerungen an die zehn Jahre als Tsa Mo Ra
in der Vampirstadt Choquai zurück.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Leider verspricht das Cover nicht im Mindesten, was der Roman hält.
Das Werk von Candy Kay sieht sehr hölzern und stark gekünstelt
aus und erinnert an die ganz frühen Bilder der Künstlerin. Dargestellt
wurde der Kampf zwischen Lucifuge Rofocale und Jin Mei.
Coverbewertung:
Rezension von
Tom:
Kurzbeschreibung:
Lucifuge Rofocale will nun endlich gegen Stygia vorgehen und erfährt
von der Vampirstadt Choquai, in dem der Vampir Fu Long mit dem schwarzen
Stein Hong Shi die Träume des schlafenden Götterdämons Kuang
Shi kontrolliert, so das die Stadt Choquai auch weiterhin existieren kann.
Rofocale schickt einige Schergen in die Stadt, die durchaus den Hong Shi
an sich bringen können. Doch den Götterdämon können sie
nicht stehlen. Zur selben Zeit erfahren Zamorra und Nicole, das wieder vermehrt
Tulis Yon auftauchen, die wolfsköpfigen Diener des Götterdämons.
Sie versuchen eine Versammlung zu sprengen, bei der Zamorra plötzlich
schwach wird und sein Bewusstsein verliert. Nicole ruft Gryf zu Hilfe,
können ein paar Tulis Yon vernichten und fliehen. Im Chateau Montagne
taucht plötzlich Fu Long auf und bittet um Hilfe. Gryf und Nicole stehen
dem Vampir negativ gegenüber, doch Fu Long hat sich dem Genuss von
Menschenblut entsagt. Zamorra hat nun Träume, wie er in seinem
früheren Leben der Hofzauberer des Götterdämons war. Als er
aufwacht, verspricht er Fu Long zu helfen, den Hong Shi zurück zu
bekommen...
Meinung:
Hier wird wieder ein Thema aufgegriffen, mit dem ich noch keinen Kontakt
hatte. Romane, die sich mit chinesischen Themen beschäftigen, gefallen
mir immer recht gut, so auch dieser hier. Zwar gibts einige Dinge, die ich
nicht wirklich verstanden hab, da mir das Hintergrundwissen dieses Themas
nicht geläufig ist, dennoch gefiel mir der Roman recht gut. Er lässt
sich spannend und flüssig lesen, die Tulis Yon sind interessante Gegner
und Fu Long finde ich als Charakter sehr gut. Ich vergebe hier 4 von 5 Kreuzen.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Die Szene kommt zwar im Roman vor, dennoch wirkt es recht leblos und kalt.
Irgendwie scheint es hier, als ob sich Candy Kay wieder zurück entwickelt.
Mir gefällt es nicht. 0 Kreuze.
Coverbewertung: