Professor Zamorra Nr. 508: Sparks hetzt den Werwolf
Der Nebel kroch durch Londons Straßen, ließ die meisten Menschen
um diese Nachtstunde in ihren Häusern verharren und dämpfte jeden
Laut, selbst das metallische Hämmern, das plötzlich aus dem Motor
des betagten Ford kam. »Nein«, flüsterte Slye Cannon. »Nicht
jetzt! Halte durch, verflixte Mistkarre!« Der Motor verstummte; mit
einem Ruck stoppte der Wagen. Slye versuchte erfolglos, ihn wieder zu starten.
Entmutigt stieg sie aus, um die Motorhaube zu öffnen. Nur noch eine
Meile, und sie wäre daheim gewesen und hätte sich die Abschleppkosten
sparen können ... Jäh wuchs neben ihr ein Schatten empor. Slye
fuhr herum. Ein Ungeheuer sprang sie an! Ein Ungeheuer, das nur aus Zähnen,
Krallen und Haaren zu bestehen schien! Sie konnte nicht einmal mehr einen
Schrei ausstoßen. Sie war schon tot, noch ehe ihr Körper den Boden
berührte ...
von W. K. Giesa, erschienen am 16.11.1993, Titelbild: Nikolai Lutohin
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
In London findet ein abscheulicher Mord statt. Chief Inspector O'Brian ist
ratlos. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass ein Raubtier eine junge Frau
ermordete, aber gleichzeitig findet der leitende Beamte eine blutige Spur
in Form eines Handabdrucks. Zu etwa dieser Zeit trifft Colonel Christopher
Sparks, seines Zeichens Geisterjäger ihrer Majestät der Königin
von England, zum einen auf den etwas vorwitzigen Reporter Elis Ellington,
der ihn im Rahmen eines Berichts für die Times interviewt und später
sogar bei einigen Partien Schach Freundschaft mit ihm schliesst.
Wenig später macht der die Bekanntschaft einer geheimnisvollen und
gleichermaßen schönen Frau namens Gay Travis, die ebenfalls mit
Sparks, der das Spiel der Könige hervorragend beherrscht, einige Partien
spielen will und dazu mit ihm auf sein Hotelzimmer geht. Wer nun glaubt,
dass es zu amourösen Auswüchsen kommt, irrt sich, denn es wird
tatsächlich lediglich Schach gespielt.
Bei drei Partien, von denen mindestens zwei gewonnen werden müssen,
um einen Sieger zu küren, kommt es während der ersten beiden Spiele
zu einem Gleichstand, denn Gay Travis ist ebenfalls sehr bewandert im Umgang
mit Bauern und Königen. Bei der dritten Partie jedoch schummelt sie
und verwirrt Sparks' Geist, weil sie unbedingt gewinnen will. Es geht darum,
dass er sich bereit erklärt hat, ihr vorrangigstes Problem zu lösen,
sollte er unterliegen. Und dieses Problem ist
Gay Travis ist eine
Werwölfin. Sie steht tatsächlich kurz vor dem Gewinn der Partie,
als Sparks mitbekommt, dass er auf magische Weise manipuliert wird. In ihrer
Panik verwandelt sich Gay Travis und Sparks wehrt sie ab, was darin mündet,
dass sich die Lykantropin aus dem Fenster stürzt und im Pool des Hotels
landet. Sie kann fliehen.
Sparks steht vor einem Rätsel und ahnt noch nicht, dass bereits ein
Mord begangen wurde. Professor Zamorra und Nicole Duval brechen nach Baton
Rouge auf, um, wie im vorherigen Band (Nr.
507) vorgesehen, Ableger der Regenbogenblumen dorthin zu bringen und
somit in Zukunft schnellere Reisen in jene Region zu
ermöglichen.
Pascal Lafittes immerwache Augen jedoch haben einen Zeitungsbericht ausfindig
gemacht, der dem Parapsychologen und seiner Sekretärin klar macht, dass
ein Abstecher nach London notwendig sein wird, weil dort offenbar eine mordende
Bestie ihr Unwesen treibt. Es kommt wie es kommt. Zamorra und Nicole landen
in London und nehmen ihre Ermittlungen auf, wobei sie ihrem alten Freund
Sparks über den Weg laufen und ihm behilflich sind. Doch sie haben nicht
mit der Raffinesse der Werwölfin gerechnet und auch nicht mit der
Beharrlichkeit "Odinssons". Seine Akten bringen Zamorra immer wieder in
Verbindung mit ungeklärten Mordfällen. Und somit ist ein Konflikt
mit New Scotland Yard schon vorprogrammiert.
Meinung:
Wirklich ein ganz famoser Roman! Ich habe mich köstlich unterhalten
und freute mich über mein ersten "Sparks"-Roman, denn tatsächlich
hatte ich bislang noch kein Abenteuer, an dem der königliche
Geisterjäger beteiligt war, lesen können.
Dass er sich dieses Mal ein klein wenig von seiner eigentlichen Berufung
- nämlich Geister zu jagen - abwandte und sich der Jagd nach einem Werwolf
(oder Werwölfin???) widmete, tat der ganzen Sache keinen Abbruch und
die kleinen Wortgefechte, die er sich mit Zamorra und Nicole lieferte, bildeten
in dieser Story das Salz in der Suppe. Zwar ist die Jagd nach einem Werwolf
vielleicht etwas konventionelles, dass der Meister des Übersinnlichen
schon oftmals getan hat, aber nichts desto trotz bescherte mir der vorliegende
Roman zwei nette Stunden.
Besonderheiten:
Colonel Christopher Sparks geht auf Werwolfjagd.
Professor Zamorra benutzt drei Zauberamulette gleichzeitig (wofür, verrate
ich hier nicht).
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Wieder mal beschert uns Nicolai Lutohin eines seiner comichaft anmutenden
Titelbilder. Auch wenn mir die meisten seiner Werke recht gut gefallen, so
will hier der Funke nicht so richtig überspringen. Ich vergebe deswegen
nur 2 Kreuze
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das von Nicolai Lutohin gemalte Motiv war auch schon auf dem Cover des
Grusel-Schocker Romans Nr. 11 abgebildet:
Ein weiterer Hinweis kommt von Florian Hilleberg:
Auch auf der John Sinclair Sammler Edition Nr. 140 war die Szene noch einmal
verwendet worden: