Professor Zamorra Nr. 506: Die Spur der Ratte
Dr. Henri Mathieu schleuderte die Plastikhandschuhe von sich und strich sich
durch seine grauen Haarsträhnen. »Ich weiß nicht, woran dieser
Mann gestorben ist«, gestand er. »Aber Sie haben ihn doch
obduziert«, entfuhr es Rene Barin. Der Mediziner zuckte mit den Schultern.
»Sicher«, sagte er. »Und jetzt werden Sie gewiß sagen,
daß ich dann doch auch zu einem Ergebnis kommen mußte. Aber wenn
ich Ihnen verrate, was ich herausgefunden habe, werden Sie es mir nicht
glauben.« »Es käme auf einen Versuch an, Doktor.« Dr.
Mathieu seufzte. »Der Körper weist Bißspuren auf«, sagte
er bedächtig. »Unbedingt die typischen Bißspuren einer Ratte,
einer Ratte allerdings, die so groß wie ein Mensch gewesen sein muß.
Aber an diesem Biß ist das Opfer nicht gestorben.« »Woran
dann, Doktor?« Barin war fassungslos. »Er ist nicht gestorben -
weil er niemals gelebt hat ...«
von W. K. Giesa, erschienen am 19.10.1993
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Der Leitende Gerichtsmediziner in Lyon steht vor einem Rätsel. Auch
der hinzugerufene Staatsanwalt René Barin kann ihm nicht weiterhelfen.
Auf dem Obduktionstisch liegt eine männliche Leiche, die offensichtlich
von einer überdimensionalen Ratte tot gebissen wurde. Und als würde
das nicht reichen, um diese beiden besonnenen Männer zu verwirren, erweist
sich der Tote auch noch als "Cyborg". Der nach Lyon "strafversetzte"
Chefinspektor Pierre Robin mischt sich in den Fall ein, ehe die beiden
Männer ihn einfach unter den Teppich kehren können und beschließt
Professor Zamorra einzuschalten. Der Meister des Übersinnlichen hat
jedoch gerade selber einigen Stress, denn im Château Montagne sind
sehr große Ratten aufgetaucht. Zunächst zwar nicht
übernatürlich groß, aber immerhin doch groß genug,
um die Neugier des Parapsychologen und seiner
Sekretärin/Lebensgefährtin/Kampfgenossin Nicole Duval zu wecken.
In den unergründlich erscheinenden Weiten des Felsenkellers unterhalb
des Schlosses finden die beiden wackeren Streiter des Lichts dann auch wonach
sie gesucht haben und müssen sich gegen einige wild erscheinende kleinere
und eine fast schon Schäferhund große Ratte zur Wehr setzen. Ohne
es zu ahnen, übersehen sie dabei eine Fährte, die gelegt wurde,
um sie mittels der Regenbogenblumen zu einem bestimmten Ort zu
bringen.
Wieder zurück im Tageslicht erhalten sie Nachricht von Robin, der sie
über die eigenartige Leiche informiert und zusätzlich davon berichtet,
dass diese sich mittlerweile einfach aufgelöst hat. Für die beiden
Dämonenjäger ist sofort klar: Die Leiche war ein Cyborg der EWIGEN.
Ein MIB (Man in Black). Sie treffen sich mit Robin und der bringt sie dorthin,
wo die "Leiche" gefunden wurde. Mittels Zeitschau kann Zamorra lediglich
herausfinden, dass die Ratte, die den Cyborg angriff mit einem Mal auftauchte
und so groß wie ein Mensch gewesen ist.
Danach bricht er aufgrund von Entkräftung zusammen (die Zeitschau in
Verbindung mit den Kämpfen unterhalb des Châteaus und einer
anschließenden magischen Heilsession fordern ihren Tribut). Nicole
und Robin verfrachten den bewusstlosen Parapsychologen in ihren Wagen und
sehen sich noch ein wenig um, doch als sie zum Auto zurückkehren ist
Zamorra --- verschwunden. Zwar finden die beiden eine Spur, doch wohin wird
diese sie führen? In eine Falle etwa?
Meinung:
Hier wartet ein unterhaltsamer Einzelroman auf, der ein klein wenig von den
großen Ereignissen rund um Band
500 (wo es ja um die Quelle des Lebens ging) und dem "Höllendallas"
des letzten Bandes abzulenken vermag. Zwar ist die Story weit davon entfernt
meisterhaft zu sein, aber die flotten Dialoge zwischen Robin, Barin und dem
Chefpathologen, sowie der Ausflug der Dämonenjäger in die Tiefe
der Kelleranlagen vom Château vermögen formidabel zu unterhalten.
Das die eigentliche Auflösung ein klein wenig hanebüchen erscheint
verzeihe ich, indem ich beide Augen mal ganz fest zudrücke, denn so
richtig schlucken konnte ich das Gerede von "der Ratte, die eigentlich ein
Dämon ist, dann aber zum Cyborg werden sollte und sich mit dem Rest
ihrer Kraft gegen die EWIGEN und deren MIB's zur Wehr setzte und
umständliche Spuren legte, um die Hilfe von Zamorra zu erlangen" dann
doch nicht.
Aber nichts desto trotz wird dem geneigten Leser der PZ-Serie hier ein neuer
Auftakt geliefert, denn die EWIGEN haben die Produktionsweise ihrer Cyborgs
drastisch verändert. Und Torre Gerret und die "Odinsson-Akten" werden
auch wieder kurz und treffend erwähnt. Es bleibt also spannend.
Besonderheiten:
Die EWIGEN wandeln schwache Dämonen in Cyborgs um.
Nicole Duval kann anscheinend mittels eines altbabylonischen Tanzes, das
Wetter beeinflussen. Oder doch nicht?
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Diese Szene kommt auch fast genauso im Roman vor. Die Riesenratte "lädt"
Zamorra und Nicole zu sich ein. Sowohl Zamorra, als auch die Rückenansicht
von Nicole gefallen mir gut. Die Ratte dagegen wirkt etwas zu
"menschlich", aber darüber will ich mich nicht zu sehr auslassen. Das
Amulett in Zamorras Hand hat, wie so oft bei den Ballestar-Covern zu dieser
Serie, wieder einmal das Aussehen eines zittrigen Frisbees oder eines
Miniaturwirbels oder so. Insgesamt finde ich das Bild okay.
Coverbewertung: