Professor Zamorra Nr. 476: Die Hölle auf Erden

Professor Zamorra Nr. 476: Die Hölle auf Erden


Zwei Brüder aus Licht und Dunkelheit standen sich gegenüber; zwei Brüder, wie sie nicht gegensätzlicher sein konnten. "Du hast das Unheil über die Welt gebracht, Merlin!" warf Asmodis dem anderen vor. "Du wolltest dich nicht warnen lassen, du glaubtest alles besser zu wissen. Doch dein Experiment war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Nun kriecht das Grauen durch die Welt, und alles verändert sich zum Bösen. Und die Zukunft stirbt." "Geschöpfen deiner Art kann das doch nur recht sein", murmelte Merlin bitter. Doch Asmodis schüttelte den Kopf. "Diese Veränderungen sind zu extrem. Wir müssen etwas dagegen unternehmen. Ich bin gekommen, um dir meine Hilfe anzubieten. Und du bekommst sie - ob du willst oder nicht!"


Teil 2 von W. K. Giesa, erschienen am 25.08.1992, Titelbild: Nicolai Lutohin

Rezension von Wolfgang Trubshaw:


Kurzbeschreibung:
Im zweiten Band der Trilogie gibt es mehrere Handlungsstränge in der Gegenwart des Jahres 1992 und der Zukunft des Jahres 2058:
Gegenwart 1992:
Julian Peters verlässt Tibet, geht zu Merlin und überlegt mit diesem und Asmodis, wie man das verursachte Chaos wieder bereinigen könnte.
Zukunft 2058:
Ted, Sara, Teri und Nicole finden sich nach der Explosion im letzten Heft nun in der Gefangenschaft der Meeghs auf einem derer Raumschiffe wieder. Es gelingt ihnen, aus ihrer Zelle auszubrechen und in einen Hangar vorzudringen, wo sie ein Beiboot der Meeghs entwenden und damit ins All fliehen wollen, was aber misslingt, da sie brutal mit einem Traktorstrahl wieder retour geholt werden. Am Ende des Hefts sind sie wieder in der Gefangenschaft der Meeghs, und deren auftretender MÄCHTIGER erkennt die Vier als was sie sind, und beabsichtigt, aus Sara Moon einen Cyborg zu machen und die anderen drei abzumurksen.
Gryf konnte der Explosion nur per blindem Notsprung entkommen und findet sich nun zu seiner Überraschung auf der Erde wieder, zu seiner noch größeren Überaschung 66 Jahre in der Zukunft. Er gerät in eine Auseinandersetzung zwischen eine kleine Gruppe von MadMax-artigen Bunkerleuten und einem Terminator-artigen Jäger der Meeghs. Am Ende des Hefts bleibt Gryf mit einer schweren Schussverletzung zurück.
Zamorra wird auf dem Schiff der EWIGEN deren aktuellem ERHABENEN vorgestellt, der sich als Magnus Friedensreich Eysenbeiß herausstellt. Widerwillig geht er mit diesem ein Zweckbündnis ein, das vorsieht, Zamorra solle auf die Erde fliegen, dort bei Merlin um Hilfe gegen die Meegh-Invasoren zu bitten. Doch auf der Erde muss Zammy entsetzt feststellen, dass Merlin vollkommen wahnsinnig geworden ist und Freund von Feind nichtmehr unterscheiden kann.


Meinung:
Die 3-Kreuze-Bewertung versteht sich als Kompromiss. Allerdings nicht zwischen einer zwei- und einer vier-kreuzigen Bewertung, sondern so zu sagen zwischen einer ein- und fünf-kreuzigen.
In diesem Heft wird die Handlung dieser Trilogie nur minimal fortgeführt, somit geschieht zwar praktisch nichts, dafür werden aber die Paradoxon-Auswirkungen beleuchtet, wird Stimmung erzeugt.
Wunderbare Szenen (wie die zwischen Zamorra und dem wahnsinnigen Merlin) müssen für fehlplatziert und schlussendlich unglaubwürdig wirkende (wie Gryfs Landung im verwüsteten San Antonio der Zukunft) einen Ausgleich schaffen. Hinzu kommt der Umstand, dass Giesa zu sehr ob seiner Raumschiffe und SciFi-Technik ins Schwärmen und Fabulieren gerät, wodurch einerseits etwas Platz geschunden wird, andererseits aber auch gelegentlich der Eindruck entsteht, die handelnden Figuren ließen sich durch den Weltraum-Schnickschnack vom gravierenden Ernst und der Tragweite der Paradoxon-Situation ablenken.
Obendrein tue ich mir immer sehr schwer mit Paradoxa, weil es mir durch die Ungewissheit darüber, welche der Ereignisse in diesem Realitäten-überlappenden Szenario denn nun "echt" und bleibend sind, schwer fällt, so richtig Mitzufiebern, um dann am Schluss nicht von einer "War-ja-nur-ein-Traum"-artigen Auflösung und Korrektur des Paradoxons nachträglich enttäuscht zu werden.
Zusammenfassend hätte ich mir von diesem zweiten Teil der Trilogie doch etwas mehr erwartet, aber wenigstens liegt nun die Latte für den Abschlussband nicht allzu hoch.


Besonderheiten:
Die hier erwähnten Besonderheiten sind mit Vorsicht zu genießen, da sich die falsche Zeitlinie wahrscheinlichkeits-technisch mit der echten überlagert. Somit ist fraglich, was alles hiervon in der "richtigen" Zeitlinie stattfindet:
Gegenwart 1992:
- Julian Peters verlässt Tibet, bringt Angelique Cascal in einer Art "Beziehungspause" (obwohl sich beide noch lieben) zurück nach Baton Rouge, um allein nach Caermardhin zu gehen. Dort verschafft er sich mühelos und uneingeladen zur Verwunderung Merlins Zutritt in dessen Burg. Er begegnet zum ersten Mal seinem Großvater Asmodis und seinem Großonkel Merlin.
- Asmodis eröffnet Merlin und Julian unverblümt und selbstverständlich, doch noch bzw. wieder Fürst der Finsternis zu sein. Er meint, Astaroth und Astardis befehlen zu können, ihm und Julian mit der Bereitstellung ihrer Macht dabei zu helfen, durch die Schaffung eines weiteren Paradoxons quasi Merlins verursachte wieder gerade zu biegen.
Zukunft 2058:
- Der Silbermond materialisiert 2058 in einer erdnahen Umlaufbahn in unserem Sonnensystem.
- Merlin ist in den Ruinen seiner zerstörten Burg dem Wahninn verfallen, weil er zu lange auf einen ungetarnten Spider geschaut hat. Er greift mit dem Schwert Caliburn Zamorra an, bringt die Klinge Excalibur somit in die Handlung ein.
- Ted Ewigks Machtkristall fällt durch dessen Gefangennahme den Meeghs in die Hände. Da am Ende des Hefts ein MÄCHTIGER am Schauplatz erscheint, darf davon ausgegangen werden, dass die Meeghs den Kristall ihrem Herren ausgeliefert haben, dieser somit nun im Besitz des MÄCHTIGEN ist.
- Rhet Riker ist zu einem greisen Alpha der EWIGEN aufgestiegen und rechte Hand des neuen ERHABENEN geworden, der sich Zamorra als Magnus Friedensreich Eysenbeiß in Yared Salems Körper zu erkennen gibt.
- Zamorra geht ein Zweckbündnis mit den EWIGEN ein, wodurch ihm ein Beiboot dessen Raumschiffs unterstellt wird. Kontaktoffizier mit an Bord ist ein weiterer Alpha, der sich Zamorra gegenüber als Eternaler (=einer, der politisch noch Ted Ewigks Zwischenspiel als ERHABENER nachtrauert) zu erkennen gibt.
- Zamorra erfährt von Eysenbeiß, dass Rob Tendyke lange schon tot ist, weil er es nicht rechtzeitig schaffte, nach Avalon zu kommen. Dadurch erfährt Zamorra, dass Tendyke nach jedem seiner "Tode" offenbar in Avalon Zwischenstation macht.
- Gryf wird durch eine Schusswaffe schwer verwundet, da er am Ende seiner Kräfte ist, kann er sich nichtmehr mit seiner Druidenmagie selbst heilen.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Gemälde selbst ist gehobener Lutohin-Durchschnitt, nur dummerweise passt es überhaupt nicht zur eigentlichen Handlung, wird von Giesa aber dennoch äußerst gezwungen wirkend exakt so als Szene im Heft beschrieben. Der seltsame Typ am Cover hat Vampirzähne, was der Jäger im Heft nicht hat, und das Gesicht im Hintergrund ist eindeutig Vampir und eindeutig nicht als Figur im Heft erkennbar oder darin vorkommend. Giesa verwendet das Bild als das zerstörte San Antonio, Texas, im Jahre 2058, in welchem Gryf sich unerwartet wiederfindet.


Coverbewertung:
2 Kreuze