Professor Zamorra Nr. 474: Metro-Phantome
Igor Slowenko ahnte nichts Böses, als er sich wie immer zum Metro-Bahnsteig
begab. Im Eingangsbereich hatte er sein 5-Kopeken-Stück in den Schlitz
des Automaten geworfen und war durch die Sperre getreten. Daß um diese
Zeit nur wenige Menschen auf die U-Bahn warteten, war normal. Slowenko
hörte den Zug bereits. Da kam er aus der Tunnelöffnung. Und
plötzlich waren da zwei Gestalten, die aus dem Nichts auftauchten. Sie
versetzten Igor einen Stoß. Er flog über die Bahnsteigkante, streckte
noch die Hände aus, um seinen Sturz abzufangen. Im nächsten Moment
war die Bahn heran. Igor Slowenko hatte nicht einmal mehr Zeit für einen
Entsetzensschrei ...
von W. K. Giesa, erschienen am 28.07.1992, Titelbild: Nicolai Lutohin
Rezension von
Wolfgang
Trubshaw:
Kurzbeschreibung:
In Moskau sehen sich Zamorras russischer Parapsychologie-Kollege und alter
Freund Boris Saranow und dessen junger Mitarbeiter Dembrowsky einer Serie
übersinnlicher Übergriffe im Metro-Netz gegenüber: Scheinbar
planlos und unvorhersehbar töten die als Metro-Phantome titelgebenden
schwebenden Skelette Passagiere, tauchen dabei per Weltentor aus dem Nichts
auf, um nach ihrem blutigen Werk prompt auch wieder spurlos zu verschwinden.
Die Russen fühlen sich überfordert und rufen Zammy und Nicole zu
Hilfe.
Nicht zuletzt durch Lucifuge Rofocales an Nicole Duval gerichteten Hinweis,
selbst er könne an diesen "Schatten vom Silbermond" nichts ändern,
wird klar, dass der Fall mit dem Silbermond in Zusammenhang steht.
Die Phantome töten in einem Muster, das einem alten, längst verbotenen
Druiden-Spiel aus der dunklen Vergangenheit des Silbermonds entspricht, was
Zamorra dazu veranlässt, Gryf und Teri obendrein hinzu zu ziehen.
Beim Endkampf versucht sogar außer den Skeletten noch ein enttarnter
Meegh-Spider durch das Weltentor auf die Erde vorzustoßen, womit klar
ist, dass nicht alle Meeghs nach deren Einfall in das System der Wunderwelten
besiegt und vernichtet wurden.
Alldieweil sendet Merlin für ein gewagtes Großprojekt, über
das er sich beharrlich in Schweigen hüllt und das selbst Sarah Moon
oder auch Lucifuge Rofocale fürchten lässt, seine eigenen Kräfte
zu sich selbst in die Zukunft. Dadurch wird er zwar in der Gegenwart sehr
geschwächt, aber in der (sehr nahen) Zukunft kann sein zukünftiges
Ich dann über unvorstellbare Machtreserven verfügen...
Meinung:
Dieser Roman versteht sich als - eigentlich recht gelungener - Prolog auf
die im nächsten Band beginnende Silbermond-Trilogie. Nur dummerweise
sind die diesbezüglichen Passagen im Heft nur als Nebenhandlungen
präsent, die eigentliche vordergründige Haupthandlung hingegen
lässt sehr viel zu wünschen übrig.
Am störendsten ist noch Giesas seitenlanges Schreiben über den
damaligen "Aufbruch" in Russland (Jelzin-Zeit, Ende der UdSSR, GUS, etc...).
Zwar sei ihm sein politisches Weltbild unbenommen, und sein über politische
Allgemeinplätze schlussfolgerndes Philosophieren nachgesehen, aber
spätestens als der Autor zum dritten Mal im Heft damit anfängt
wird es lästig. Wenn man diese Passagen und all die plot-leeren Wortgefechte
mit Saranow ausklammert, liegt hiermit nur ein Rumpfheft vor, das (abseits
der erwähnten Nebenhandlungen) keinerlei rechten Spaß machen
will.
Leider finden sich auch in diesem Roman, wie schon im Band davor, wieder
zahlreiche Tipp- und Flüchtigkeitsfehler, wenn auch nichtmehr in ganz
so extremem Ausmaß wie zuletzt.
Besonderheiten:
- Es wird offensichtlich, dass doch noch Meeghs auf dem Silbermond
existieren.
- Nicole und Merlins Stern verbinden sich zum ersten Mal seit
längerem wieder mal in einer Notsituation zum FLAMMENSCHWERT.
- Lucifuge Rofocale besucht Nicole Duval im Hotel in Moskau und fleht sie
dabei regelrecht an, sie und Zamorra mögen Merlin von seinem wahnwitzigen
Plan abhalten. Bei der Gelegenheit offenbart ihr der Oberteufel auch, Besitzer
des fünften Amuletts zu sein, weist sie aber auch darauf hin, dass die
Amulette im drohenden Chaos nutzlos sein werden.<br>- Nicole Duval
kauft sich von Pascal Lafitte ihren alten Cadillac Eldorado zurück.
- Zamorra ist seinen Gipsarm aus dem letzten Band auch schon wieder los.
Einerseits weil im Heft vier Wochen seither vergangen sind, aber auch weil
Gryf magisch beim Heilen nachhilft.
- Auf Seite 46 findet sich eine etwa halbseitige Innenillustration von Fabian
Fröhlich, die Lucifuge Rofocale zeigt, wie er in den Schwefelklüften
seinen Gedanken über die drohenden Umwälzungen, die der Hölle
durch Merlins Vorhaben drohen, nachhängt.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Lutohins sehr gelungenes Cover zeigt zwei Metro-Phantome, wie sie ein Opfer
vor die nahende U-Bahn stoßen. Einzig, ob auf den Warnschildern der
moskowitischen Untergrundbahn auf englisch "DANGER" zu lesen steht, darf
süffisant lächelnd bezweifelt werden.
Coverbewertung: