Professor Zamorra Nr. 473: Botin des Unheils
Für jeden anderen war sie eine Gefahr. Sie zog das Unheil an wie ein
Magnet, doch immer gerieten jene in Bedrängnis, die sich mit ihr
einließen. Es war ein unseliger Fluch unter dem sie selbst am meisten
litt. Einmal hatte sie den Fehler begangen, sich eine Hexe zur Feindin zu
machen. Die Hexe lebte nicht mehr. Aber der Fluch hatte nach wie vor Bestand.
Es gab nur eine einzige Möglichkeit, ihn zu brechen - doch wer immer
es versuchte, geriet selbst in den Bann des Fluches und war somit nicht mehr
in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen. So war Naomi Varese einsam geworden
- und kalt. Das war an dem Fluch für sie selbst das Schlimmste. Sie
war die Botin des Unheils ...
von W. K. Giesa, erschienen am 14.07.1992, Titelbild: Jad
Rezension von
Wolfgang
Trubshaw:
Kurzbeschreibung:
Im Jahre 1972 lernt die junge Frau Naomi Varese in Marseille den hübschen
Nick kennen und tobt sich ein wenig mit ihm aus. Dummerweise hat Nick ihr
nicht gesagt, dass er vergeben ist, nämlich an eine schwarzmagische
Hexe namens Cila.
Besagte Cila erscheint nun eines Nachts mitten im Schlafzimmer der beiden,
tötet Nick und verflucht Naomi dafür, dass sie ihr vermeintlich
den Mann ausgespannt hat dazu, dass alle Menschen, die Naomi in Zukunft auch
nur irgendwie nahe kommen, dem Unheil nichtmehr entkommen können und
dem Tode geweiht sind.<br>Naomi muss bald emotional schmerzlich
herausfinden, wie schlimm die Auswirkungen des Fluchs sind, und zieht sich
mehr und mehr in ein Eremitendasein zurück, obgleich sie die Einsamkeit
halb umbringt.
Dennoch lässt es sich nicht vermeiden, dass ihr in den folgenden Jahren
immer wieder Leute über den Weg laufen, und eines Tages erwischt es
Enrique Landemon, einen Mann aus Zamorras Dorf, der für ihn als
Förster arbeitet.
Zamorra nimmt die Spur auf und muss gleichzeitig sehr seltsames Verhalten
an Fenrir feststellen, das ebenfalls mit der Sache zu tun hat. Fenrir gilt
nämlich fluchtechnisch nicht als Mensch sondern offenbar als Tier, weshalb
er sich ungefährdet mit Naomi befreunden kann, und wegen einer gewissen
Seelenverwandtschaft, weil sie beide ja quasi einsame Einzelgänger sind,
verliebt er sich auch in sie.
Meinung:
Dieser Roman bekommt von mir nicht so sehr aufgrund dessen wie er
ist, sondern aufgrund dessen was er ist fünf Kreuze. Was er
nämlich ist, ist der wohl gelungenste Neuleser-Einsteiger-Band der ganzen
Serie, und das rechne ich dem Autor sehr hoch an.
Zwar gab es stets immer mal wieder "neuleserfreundliche" Bände von Herrn
Giesa, aber meistens waren die das deshalb, weil einen bestimmten Themenkomplex
betreffend Zwischenbilanz oder betreffs eines spezifischen Handlungsstrangs
Resümee gezogen wurde.
Im vorliegenden Roman wird aber ganz prinzipiell und sehr unüberhastet
behutsam viel essenzielle Grundinformation über Zamorra, Nicole, das
Dorf, Gryf und Teri, Fenrir, usw. geboten. Für PZ-erfahrene Leser mag
die erste Hälfte des Romans somit zwar null Neues bieten, aber es macht
dieses Heft ideal, es jemandem (vielleicht der Freundin), der oder die sich
immer schon gewundert hat, was für seltsame Heftchen der Partner oder
Bekannte denn da ständig liest, einfach kommentarlos zur
anleitungsfreien selbständigen Lektüre in die Hand zu
drücken.
>Und selbst für Leser, die ohnehin mit der Serie schon vertraut sind,
ist das der beste Punkt einzusteigen, wenn man sich für die nun folgenden
Bände bis hinauf in die frühen 600er Nummern interessiert. So liegen
zwischen diesem Band und dem 500er Jubiläumszyklus exakt 26 Nummern,
also kann man hier schön ein Jahr lang "Anlauf" nehmen.Zur dargebotenen
Geschichte selbst ist wenig zu sagen, außer dass es ein Pflichtband
für Fenrir-Fans ist. Die Handlung ist ja seit König Midas nicht
mehr neu, aber das sehr eingängig geschilderte Schicksal Naomis ist
fast so mitreißend tragisch, wie die Kraft, mit welcher sie den Fluch
erträgt, inspirierend bewundernswert ist.
Paradoxerweise trieft diser Band regelrecht positives Karma, ist so ein richtiger
"Feelgood-Roman".
Einziger Schandfleck, der hier aber bewertungstechnisch unberücksichtigt
bleiben soll, ist die grotesk hohe Anzahl an Tippfehlern. Teilweise
fehlen ganze Worte oder stehen eindeutig falsche in den Sätzen. Doppelt
schade, dass das gerade in diesem Heft geschehen musste.
Besonderheiten:
- Julian Peters beginnt während seiner mit Angelique Cascal verbrachten
Sabbatzeit in Tibet jenes Schwert zu traumschmieden, das in der Trilogie
475-477 noch eine wichtige Rolle spielen wird und dem
Trilogie-Finale selbst den Titel
gibt.
- Zamorra bricht sich den linken Arm und trägt am Ende des Heftes einen
Gips.
- Naomi Varese hat ihren ersten Auftritt, begegnet Fenrir, der sich
entschließt, ab nun mit und bei ihr zu leben.
- Auf Seite 55 befindet sich eine ganzseitige Innenillustration von Fabian
Fröhlich, die Naomi zeigt, wie sie sich neben Fenrir hockt und den
telepathischen Wolf umarmt.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
J.A.D. gehört zwar zu meiner Handvoll absoluter Lieblingskünstler,
dieses Bild hier ist meiner Meinung nach aber nur als durchschnittlich für
ihn zu betrachten. Außerdem ist es schade, dass Giesa es als Szene
in einem Traum verbraten musste, nämlich den Traum, den Naomi hat, als
sie in die Waldhütte zieht. Dargestellt sind Naomi selbst und der tote
Nick.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Cover wurde auch schon auf dem GESPENSTER GESCHICHTEN Comic Nr. 1126
verwendet: