Professor Zamorra Nr. 255: Als die Pflanzen Rache nahmen
Ron Sterny starb. Er starb so einsam, wie er gelebt hatte - ganz für
sich allein. Und als er es hinter sich hatte, wurden die Schatten länger,
und aus den Schatten hervor kroch der Dämon, der Sternys Seele fraß
wie die Seelen der anderen zuvor. Die Zweige und Büsche wuchsen empor
und verhüllten das, was von Sterny zurückblieb - das, womit der
Dämon nichts anfangen konnte. Seine sterbliche Hülle. Ron Sterny
war einer von vielen, und er sollte nicht der letzte sein.
von W.K. Giesa, erschienen am 06.03.1984
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Laury Garrick und ihr Freund Steve Winwood machen eine Reise durch
Südengland, bei der sie sowohl campieren, als auch bei freundlichen
Anwohnern unterzukommen versuchen. Eines Tages landen sie bei einem leer
stehenden Haus in der Nähe von Beaminster. Die Tür des Hauses steht
offen und die beiden abenteuerlustigen Reisenden beschließen es sich
etwas genauer anzusehen. Schnell stellt sich heraus, dass das Gebäude
eine heimtückische Falle für Menschen wie die beiden ist. Laury
kann im allerletzten Moment entkommen, während Steves Schicksal besiegelt
ist. Er wird von einer unsichtbaren Macht gebannt und seine Lebenskraft wird
ihm gewaltsam ab gesogen.
Laury verwandelt bei ihrer panischen Flucht ihr Auto in einen Schrotthaufen,
taumelt zur Telefonzelle und wählt irgendeine Nummer. Zufällig
ist es die neue Telefonnummer von Professor Zamorra, der sich ja nach den
jüngsten Ereignissen hier im Beaminster Cottage einquartiert hat. Laury
brüllt etwas in den Hörer, nachdem abgehoben wurde und dann wird
ihr schwarz vor Augen und der Wagen explodiert. Zamorra und Nicole am anderen
Ende der Leitung sind überrascht, handeln dann aber doch sehr professionell
und finden mittels der Telefongesellschaft heraus, von wo der Anruf kam.
Sie brechen auf und bekommen noch mit wie die bewusstlose Laury abtransportiert
wird.
Mit Hilfe der Vollmacht des englischen Innenministeriums, der Zamorra ja
immer noch besitzt, kann er sich in den Fall einklinken und darf Laury, als
es ihr etwas besser geht, hypnotisieren. Sie erfahren von den Geschehnissen
im leeren Herrenhaus und von Steve Winwood. Lieutenant Spencer kann den beiden
nicht sagen, wo ein entsprechendes Herrenhaus liegen sollte und so begeben
sich Zamorra und Nicole auf gerate wohl auf den Weg und finden tatsächlich
das richtige Gebäude. Jedoch scheint alles ruhig und friedlich zu sein.
Die beiden Dämonenjäger beschließen nach Einbruch der Nacht
zurückzukehren, wenn die finsteren Mächte des Hauses - vermutlich
- wieder aktiv werden.
Zamorra nutzt die Zeit für einige Vorbereitungen und lässt sich
beim ortsansässigen Gold- und Silberschmied ein silbernes Amulett
herstellen, dass zwar nicht über die Macht von Merlins Stern verfügt,
aber zumindest in diesem Fall sehr hilfreich sein könnte. Derweil
verfängt sich ein Kollege von Lieutenant Spencer in den Fängen
der Todesfalle, als er eigene Nachforschungen betreibt. Als die
Dämonenjäger mit einigen Polizeibeamten und Spencer nach Einbruch
der Dunkelheit zurückkehren, darbt Fredburgh (so der Name des gefangenen
Polizisten) bereits seit mehreren Stunden im Keller des Herrenhauses. Doch
nicht genug damit. Ein Ableger jener finsteren Macht erwächst unbemerkt
in Nicole und übernimmt im Moment der höchsten Not die Kontrolle
über die Französin, wodurch sie selber zu einer nicht zu
unterschätzenden Gegnerin wird. Über Zamorra und die Polizisten
bricht das Grauen herein, denn die höllische Macht im Inneren des Hauses
wird fast zeitgleich aktiv. Es kommt zu einer heftigen Auseinandersetzung,
wobei Zamorras Überlebenschancen ausgesprochen gering sind.
Meinung:
Manchmal ist es schon merkwürdig! Da fängt eine Geschichte interessant
an, wartet mit einigen netten kleinen Schockeffekten auf, führt eine
Reihe interessanter Charaktere ein und dann
? Mit einem Mal wird alles
irgendwie verworren, wirkt wahllos zusammengeschustert und man muss sich
als Leser wirklich zwingen am Ball zu bleiben. Und genau so, läuft es,
zumindest m. E., in dem vorliegenden Roman ab. Die Story wirkt so, als habe
der Autor sich vorgenommen, eine bestimmte Menge an Elementen unterzubringen
und dann etwa bei der Hälfte angekommen, festgestellt, dass ihm nicht
mehr genügend Zeit bleibt sie vernünftig unterzubringen. Also hat
er schnell alles zusammengerafft und dann binnen kürzester Zeit in der
Handlung untergebracht, wodurch sie letztlich aber hoffnungslos überladen
erscheint.
Der Anfang mit dem geheimnisvollen Haus, in dem irgendetwas nicht so
abläuft, wie es ablaufen soll, ist noch sehr schön geschrieben
und bietet Atmosphäre, aber spätestens, als Zamorra und Nicole
sich in die Ermittlungen einklinken wird es doch irgendwie reichlich konfus.
Zunächst einmal moniere ich die Art und Weise, wie sie erfahren, dass
da irgendwas abläuft. Laury Garrick wählt ihre Telefonnummer
zufällig (also eine andere Erklärung wird nicht geboten).
Ich bin nun kein Verfechter der Meinung, dass ein Serienheld (egal ob im
Roman oder im Fernsehen) auf gar keinen Fall zufällig an einen Fall
herangebracht werden darf. Aber Zamy und Nici hinzuzufügen, weil eine
Protagonisten panisch eine Wählscheibe nutzt und dabei die Nummer des
wohl größten Parapsychologen und Dämonenjägers erwischt,
kommt mir nun wirklich reichlich dumm vor (man möge mir diesen Ausdruck
verzeihen).
Dann reicht es ja nicht, dass Zamorra und Nicole einfach an diesem Fall gegen
einen übermächtigen Feind kämpfen müssen, zumal der Professor
ja auch nicht mehr über das Amulett verfügt, nein, er lässt
sich ein "Hilfsamulett" anfertigen, das aber nur in diesem speziellen Fall
hilfreich sein soll (komisch, oder?) und Nicole selber wird vom Pflanzenwesen
infiziert und verwandelt sich nun selber in ein solches. Als dann auch Laury
Garrick wieder auftaucht und auf Rache sinnt und dann selber auch noch infiziert
wird (nämlich beim Versuch Nicole zu erwürgen, durch eben diese)
läuft die Story auf so vielen Ebenen ab, dass man auf diesen 64 Seiten
schon ein wenig die Übersicht verlieren könnte. Ich bin da ganz
klar der Ansicht: Weniger wäre hier mehr gewesen.
Die Lösung Zamorras, wie er Nicole letztlich vom Einfluss des Pflanzenwesens
befreit, ist einfach und gefällt mir eigentlich sehr gut. Schlecht finde
ich, dass man überhaupt nichts Nennenswertes über den eigentlichen
Gegner erfährt (abgesehen von Andeutungen und einem merkwürdigen
Gemälde das eine Mischung aus Frau und Pflanze zeigt). Auch das ist
nicht unbedingt schlimm, weil ich Geheimnisse mag, aber beim Lesen hatte
ich den Eindruck, der Autor hätte einfach nur vergessen etwas über
die Hintergründe des Gegners zu schreiben. Also, unterm Strich: ein
sehr durchwachsener (die Analogie passt ja zu Pflanzen im Allgemeinen)
Roman.
Besonderheiten:
Zamorra und Nicole richten sich mehr und mehr häuslich im Beaminster
Cottage ein. Zamorra lässt eine Art "Ersatzamulett" herstellen (es wirkt
aber wohl nur in diesem einen Fall).
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover ist ganz ordentlich und zeigt wohl die Skelette einiger der
bedauernswerten Gestalten, die über die Jahre hinweg von dem pflanzlichen
Seelenräuber ausgelutscht worden sind. Das Haus wirkt etwas zu verfallen,
um wie das Haus im Roman zu wirken, aber das ist nur eine Kleinigkeit, ansonsten
ist es vielleicht etwas zu steril. Trotzdem gebe ich noch 3 Kreuze.
Coverbewertung: