Professor Zamorra Nr. 225: Das Lavamonster

Professor Zamorra Nr. 225: Das Lavamonster


Die Hand krümmte sich. Spitz und lang waren die Fingernägel, die Krallen glichen. Die spinnenbeindünnen Finger umschlossen einen unförmigen Gegenstand. Stoff raschelte leise, als der Unheimliche sich umwandte. Glühten seine Augen, oder war es nur ein Lichtreflex? Die dünnen, pergamentenen Lippen bewegten sich. Lautlose Worte flossen zwischen ihnen hervor, ließen die Luft knistern. Eine zweite Hand tauchte aus den Falten des bodenlangen, schwarzen Gewandes auf. Gekrümmter Stahl blitzte im Kerzenschein. Der Mann mit dem totenbleichen Gesicht legte den Gegenstand auf den Körper der jungen Frau, die auf den Altar gefesselt worden war. Sie schrie nicht, sie wehrte sich nicht. Betäubende Drogen verhinderten es. Jetzt lag der unförmige Klumpen zwischen ihren Brüsten. Vulkanasche! Lavaschlacke! Der monotone Gesang der Adepten wurde lauter, eindringlicher und drohender. Das Sichelmesser flirrte im Schein der Kerzen hoch in der Luft. Dann stieß es herab, drang durch den Schlackeklumpen wie durch Butter und tiefer in das Herz des Opfers. Blut und Vulkanasche vermischten sich. Es war die Geburtsstunde einer dämonischen Kreatur ...


von W. K. Giesa, erschienen am 11.01.1983