Professor Zamorra Nr. 177: Todeskuß der Schwarzen Lady

Professor Zamorra Nr. 177: Todeskuß der Schwarzen Lady


Mitternacht! Zwölf Glockenschläge hallten durch die Nacht. Der Wind wehte sie vom Big Ben herüber: Manch einer, der sie vernahm, zog unwillkürlich die Schultern hoch und ging rascher. Der Nebel riß plötzlich auf und ließ das fahle Mondlicht durchkommen. Es riß die Konturen eines großen Wagens aus dem Nichts, der geräuschlos die Straße entlangrollte. Das Lichterspiel der nächtlichen Reklame flirrte an der Hauswand. Der schwarze Bentley stoppte lautlos vor einer gläsernen Tür. Die Leuchtschrift STARLIGHT flammte rhyth-misch auf und erlosch wieder. Ein livrierter Mann hob die Brauen, als der Chauffeur um den Wagen herumwieselte und die Fondtür des Bentley öffnete.


von W. K. Giesa, erschienen am 10.03.1981, Titelbild: Vicente Ballestar

Rezension von Wolfgang Trubshaw:


Kurzbeschreibung:
Durch eine zufällige Beinahe-Kollision des Royce von Lord Bryont Saris op Llewellyn mit dem Bentley des fast schon gnomenhaft untersetzten Chauffeurs der ominösen Schwarzen Lady stolpert der Lord über deren Machenschaften in der Diskothek STARLIGHT, die sie in der Form einer tageslichtvertragenden Vampirin heimsucht. Nachdem er sich neugierig an die Fersen der ersten zwei Opfer hängt, wird ihm schnell bewusst, dass die Schwarze Lady einer Gefährlichkeit ist, die weit jenseits seiner eigenen Para-Gewichtsklasse liegt, und er ruft Zamorra nach London zu Hilfe. Vor dessen Eintreffen allerdings bekommt Saris noch unerwarteten Besuch von Lady und Gnom, und er bekommt eine warnende Abreibung, er solle sich besser nicht in deren Angelegenheiten mischen. Tut er natürlich dennoch, bekommt insgesamt zwei weitere Abreibungen und trägt unabsichtlich dazu bei, dass Zammy & Nicole gleich bei deren Ankunft entführt werden. Entführt werden die beiden in ein abgeschiedenes Landhaus außerhalb Londons, das, wie sie bald feststellen, kein normales Haus ist, sondern aus manifestiertem Bösen besteht. Im weiteren Verlauf wird auch offensichtlich dass der Gnom und einige Riesenfledermäuse und sogar die Schwarze Vampirlady selbst nichts mehr als quasi Auswüchse dieser höllischen Manifestation sind. Dadurch, dass alles nur unterschiedliche Manifestationen sind, fällt es unseren Helden lange sehr schwer, die richtige Herangehensweise für diesen Gegner zu finden, und es ist ein emotionaler Liebes-verursachter Anfall Zamorras, den er in Angst und Sorge um die mit dem Vampirkeim infizierte Nicole erleidet, der sich - durch das Amulett unfassbar verstärkt - schließlich am Ende als mächtig genug erweist, das böse Haus und somit alles Feindliche zu vernichten. Damit hat die Manifestation von Liebe über die Manifestation von Bösem obsiegt.


Meinung:
Ziemlich genau bis zur Mitte des Romans schreibt Giesa hier mit einer atmosphärischen Dichte, die er in diesen relativ frühen Tagen seiner Zamorra-Autorenschaft eher selten zusammenbringt. Die erste Hälfte hätte eigentlich vier Kreuze verdient, aber in der zweiten Hälfte fällt alles (Spannung, Schlüssigkeit der Vorgänge, Gekonntheit in der Kontrolle des Erzähltempos, etc.) leider merklich ab, und somit muss man die zweiten 50 Prozent des Romans mit absolut durchschnittlichen zwei Kreuzen beurteilen, was unterm Strich eben drei Kreuze gesamt bringt.


Besonderheiten:
- Erster Fall Zamorras mit Tageslicht-Vampiren.
- Sowohl Nicole Duval wie auch Lord Saris werden mit dem Vampirkeim infiziert, aber da es sich hier nicht um "waschechte" Vampire und somit auch nicht um "waschechte" Vampirkeime handelt, wird davon ausgegangen, dass alle Gebissenen am Schluss durch das Vernichten der Manifestation des Bösen erlöst werden, obgleich man das im Roman selbst nicht explizit geschrieben findet.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover stellt die Szene dar, als die Schwarze Lady ihr erstes Opfer in der Dikothek STARLIGHT beißt. Zwar gab es dort keine Live-Band, wie im Hintergrund hier dargestellt, und fehlt ihr auch der kecke Fledermausring an ihrem Finger, aber so kann man sich die Dame schon vorstellen. Farblich bewegen wir uns im Bereich Rot-Orange-Gelb, was ja auch im Rahmen, dem BASTEI-Schriftzug und hier glücklicherweise auch im Hefttitelschriftzug wiederholt wird. Schön in sich stimmig anzusehen, dieses Cover. Es vermittelt an Mode und Frisuren, sowie durch die typischen "coolen" Musiker im Hintergrund schön das Gefühl einer Disko der Zeit damals. Und wenn man sich dann noch die Mühe macht, den von Giesa im Zusammenhang mit der Lady erstem Auftritt genannten Song "The Raven" von Alan Parsons auf YouTube anzuhören, während man das Bild betrachtet und die entsprechende Stelle liest, reist man fast schon zurück in jene Zeit.


Coverbewertung:
4 Kreuze