Professor Zamorra Nr. 143: Das Monster aus der Vergangenheit

Professor Zamorra Nr. 143: Das Monster aus der Vergangenheit


Er war vor mehr als zweitausend Jahren ermordet worden, doch er lebte trotzdem weiter. Eine Laune der Hölle erhielt seinen Geist am Leben, und es bestand jederzeit die Gefahr, daß dieser Geist in den ursprünglichen Körper zurückkehrte. Es passierte im Sommer 1979. Das Monster aus der Vergangenheit erwachte, und seine Opfer wurden von den schwarzen Schwingen des Todes erschlagen ...


von Friedrich Tenkrat, erschienen am 27.11.1979

Rezension von Olsen:


Kurzbeschreibung:
Vor mächtig langer Zeit waren Eth Al-Oman und Nogorata ein Liebespaar – was Nogoratas Bruder nicht in den Kram passte. Also ließ er Eth Al-Oman (den ich ab jetzt aus Vereinfachungsgründen EAO nennen werde) einfach abmurksen. Ordnungsgemäß wurde die Leiche in Mullbinden gewickelt und weggepackt. Bis eines Tages ein Archäologe das Grab entdeckte, den Mumerich ausgrub und ihn in einer Ausstellung vor die Weltöffentlichkeit zerrte.
Während der Ausstellung glaubt EAO, in einer der Besucherinnen namens Sabrina Kelly seine Geliebte zu erkennen. Also nimmt er geistigen Kontakt mit ihr auf, woraufhin sie (wen wundert’s?) die Flucht ergreift. Der nächste Besucher, der vor dem Schaukasten steht und die Mumie anstarrt, ist Professor Zamorra – und just in diesem Augenblick erwacht EAO zum Leben, killt mal eben den Archäologen, der ihn ausgebuddelt hat, und folgt seiner Angebeteten. Und weil er ja eine ganz ganz tolle Mumie ist, kapert er dazu sogar einen LKW, den er – nachdem er dem gleich mitgekaperten Fahrer ein paar Minuten zugeschaut hat – auch selbst fahren kann.
Zamorra und Bill Fleming hasten dem Mumienschanz (dolles Wortspiel, oder?) natürlich hinterher. Da sie unterwegs Sabrinas Freund aufgabeln, erzählt der ihnen, wohin EAO wohl will – nämlich zu Sabrina. Wer hätte das vermutet? Als sie ankommen, bekommen sie gerade noch mit, wie EAO Sabrinas Nachbarn aus dem Fenster wirft und mit seiner Holden stiften geht. Es folgt eine seitenlange „Spur-verloren-Spur-wiedergefunden-usw.“-Verfolgung, an deren Ende der Professor sein Amulett zückt und den Mullbindenmann vernichtet.


Meinung:
Ich bewundere Fritz Tenkrats Einfallsreichtum. Erzählt er uns in Band 142 noch die Geschichte eines Mannes, der ermordet wurde und sich nun dafür rächt, erzählt er uns hier die Geschichte eines Mannes, der ermordet wurde und sich nun dafür rächt. Wie bitte? Sie meinen, das wäre doch genau die gleiche Geschichte? Aber nicht doch! Schließlich ist dieser Mann hier in Mullbinden gewickelt. Das gibt dem Ganzen einen mächtigen Kick. Und weil ich ohnehin ein erklärter Freund von Sinnlos-Mumien-Romanen bin, konnte ich nur mit klitzekleinen Vorbehalten an die Lektüre dieser vergeudeten 64 Seiten gehen. Es gibt drei Worte, die diesen Roman vollständig beschreiben: blöd, blöd, blöd! Also, wollen wir mal sehen: Da ist eine Mumie, die ein unbescholtenes Mädel für seine Exgeliebte hält, nur weil die ihr so sehr ähnlich sieht. Würde der Wickelaugust mal einen Blick in den Spiegel werfen und sich überlegen, ob auch er noch genauso aussieht wie vor Tausenden von Jahren, käme er vielleicht auf den verwegenen Gedanken, dass das Mädel doch nicht seine Nogorata sein könnte. Nun gut, er ist zwar clever genug, einen LKW zu fahren, aber mit einfachster Logik kommt er nicht zurecht. Wie groß ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit, dass es einen Menschen gibt, der dieser Nogorata tatsächlich zum Verwechseln ähnelt? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Mensch ausgerechnet zu einem Zeitpunkt lebt, in dem die Mumie nicht mehr in ihrem Sarkophag vor sich hingammelt? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Mensch nicht nur zur richtigen Zeit lebt, sondern ausgerechnet auch noch auf diese Ausstellung latscht? Und wie groß zum Geier ist die Wahrscheinlichkeit, dass der nächste Besucher ausgerechnet unser Herr Professor ist? Soll ich als Leser eine Mumie, die einen LKW fährt, wirklich gruselig finden? Ist es tatsächlich glaubhaftes Verhalten, dass der Archäologe, als seine Mumie zum Leben erwacht und stiften geht, ihr hinterher rennt – aus Sorge um seine Ausstellung? Ist es glaubhaft, dass er sich kein bisschen wundert, dass der Putzlappenständer plötzlich durch die Gegend wandelt?
Eigentlich wollte ich im Rahmen meiner Zamorra-Aufholaktion die ollen Tenkrat-Romane ja weglassen – und lese sie nur deshalb doch, weil ich die Rezis ganz gerne lückenlos abliefern wollte. Aber ich muss gestehen, dass mich dieser Roman an der Durchführbarkeit meines Vorsatzes zweifeln lässt. Mal sehen.


Besonderheiten:
Der Name der Mumie ist Programm für diesen Roman: Oman bzw. Oh Mann!


Titelbild:

???


0 von 5 möglichen Kreuzen:
0 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Geht eigentlich. Oder bin ich nur so anspruchslos, weil mich der Roman so betäubt hat?


Coverbewertung:
2 Kreuze