Professor Zamorra Nr. 45: Der Höllensumpf

Professor Zamorra Nr. 45: Der Höllensumpf


Sie hatten ihm einen Namen gegeben, weil er selbst keinen hatte, und sie benützten ihn als Mordwerkzeug, des genauso tödlich war, wie ein Messerstich ins Herz. Nur daß "er" keine Spuren hinterließ. Das machte "ihn" für sie so ungeheuer wertvoll. Welcher Mörder sonst noch außer ihm konnte sich schon mitten auf einer belebten Straße neben der Leiche und vor den Augen aller in Luft auflösen? Dabei sah der Mörder bei all seinen widernatürlichen Fähigkeiten durchaus menschlich aus. Wenn sein zernarbtes Gesicht nicht gewesen, hätte man ihn für einen heruntergekommenen Wermutbruder halten können, der aus den Abfalltonnen lobt. Doch der Narbige lebte nicht vom Abfall. Seine Nahrung bestand aus etwas anderem. Aus Blut! Die Bosse nannten ihn nur den "Killer". Um seine Vergangenheit und seine Herkunft kümmerten sie sich nicht. Der Narbige gehorchte willig ihren Befehlen, obwohl sie den Grund dafür nicht einmal ahnten. Sie benützten ihn einfach, wie man beispielsweise ein Rasiermesser benützt. Oder eine Tortengabel. Er war nur ein Werkzeug für sie. Ein absolut tödliches Werkzeug ... Daß man über Charley Marne viele Worte verliert wäre eigentlich nicht nötig. Nur spielt er in dieser Geschichte unbeabsichtigt eine Hauptrolle, und man kann ihn deshalb nicht unerwähnt lassen. Es war im übrigen die einzige Hauptrolle, die Charley Manne in seinem kurzen, verpfuschten Loben als Schmierenkomödiant jemals gespielt hafte, und es ist beinahe schon selbstverständlich, daß es auch seins letzte war. "Du bist ein Scheusal". sagte Dan Askins zu seinem Partner und über das trockene Tuckern des Außenborders hinweg. "Nun laß diese Ratte doch endlich in Ruhe. Siehst du nicht, daß der Stinkkerl schon aus dem letzten Loch pfeift? Hör endlich auf, ständig mit den Füßen auf ihm herumzutrampeln. Er erstickt uns noch am Knebel, bevor du ihm die Kehle aufschneiden kannst"


von Frank Helgath, erschienen am 09.03.1976