Professor Zamorra Nr. 37: Der Zombie-Macher

Professor Zamorra Nr. 37: Der Zombie-Macher


Wie ein von unbändiger Gier rasendes Raubtier tobte der Sturm durch die Kronen der Bäume. Er fegte die letzten Laubreste von den Asten und zwang sie mit seiner Kraft in die Knie. Tief neigten sich die Wipfel im Ansturm der Böen. Es war eine mondlose Nacht, an deren Himmel der Sturm Wolkenfetzen mit sich zerrte, die vor ihm hereilten wie eine Herde aufgescheuchter Schafe. Eine einzelne Laterne verbreitete ihren schwachen Schein und riß vereinzelt Gräber und Grabsteine aus der Finsternis. Die Windböen sangen in den Nischen und Winkeln der Familiengruften ein gespenstisches Lied. Auf einem der Gräber in einer langen Reihe war ein Hügel aus Erde und Kränzen zu sehen. Es war noch ziemlich frisch. Erst vor drei Tagen hatte man hier Sean O'Connors, einen nicht gerade armen Geschäftsmann, begraben. Er war in der Blüte seiner Jahre, mit zweiundvierzig, dahingegangen. Der Wind spielte mit den Schleifen, die die Kränze schmückten und darüber Auskunft gaben, von wem sie gespendet worden waren. Einer der Kränze rutschte plötzlich ein Stück zur Seite. Erdkrumen rollten den Hügel hinunter. Blumen folgten. Es muß mehr sein als das Spiel des Windes. Wieder rutschte ein Kranz. Unter leisem Rascheln glitt er weg und kam am Fuß des Grabhügels zur Ruhe. Ein schmaler Spalt tat sich auf, in dem sich etwas bewegte. Ein Tier, das sich einen Weg in die Freiheit suchte? Ein Finger wurde sichtbar, tastete herum. Ein zweiter Finger folgte, nun die ganze Hand. Dreck klebte unter den Fingernägeln und zeugte davon, daß diese Hand lange gegraben haben mußte.


Teil 1 von Michael Kubiak, erschienen am 18.11.1975, Titelbild: Pujolar

Rezension von Frithjof:


Kurzbeschreibung:
In Dublin ist der wahnsinnige Wissenschaftler Mordius am Werk. Er hat eine Möglichkeit entwickelt, die Toten auferstehen zu lassen. Aus den Gehirnen der Zombies gewinnt er eine Flüssigkeit, die angeblich unsterblich macht und die er "Das Wasser des Lebens" nennt. Professor Zamorra wird durch seinen Freund Pierre Costeau auf den Fall aufmerksam gemacht. Zusammen mit Nicole Duval reist er nach Irland, um der Sache auf den Grund zu gehen. Zwar ist Mordius ein Wissenschaftliches Genie und darüber hinaus auch noch Telepath, aber er hat keine dämonischen Kräfte. Dadurch wird Zamorras Amulett nutzlos. Zamorra hat es diesmal mit einem Gegner zu tun, der ihm immer einen Schritt voraus zu sein scheint...


Meinung:
Schlecht ist dieser Roman sicher nicht, aber leider wirkt er oft nicht ganz schlüssig. Stories mit verrückten Wissenschaftlern waren damals zwar bei vielen Autoren sehr beliebt, aber in den meisten Fällen begaben sie sich damit auf sehr dünnes Eis. Dämonen und dergleichen lassen sich relativ einfach mit schwarzmagischen Beschwörungen oder alten Flüchen erklären. Mit wissenschaftlichen Experimenten ist das aber so eine Sache. Die sehen nämlich in diesem Fall etwa so aus: Durch seine telepatischen Kräfte treibt er ausgesuchte Personen in den Selbstmord. Sobald die Toten unter der Erde sind, lässt er sie wieder auferstehen. Dazu hat er einen geheimnisvollen Apparat erfunden. Die Leichen werden dann zu Zombies, steigen aus ihren Gräbern und begeben sich zu Mordius´Haus. Dort sägt der Wissenschaftler ihnen den Schädel auf und entnimmt das Gehirn. Dieses wird im Mixer zu einer grauen Brühe verquirlt und diese wiederum in verschiedenen Reagenzgläsern zu einer klaren Flüssigkeit destilliert. Fertig ist das Wasser des Lebens. Hmmmm, ganz schön wirr für meinen Geschmack. Und damit hat Michael Kubiak, der Autor, noch gar nicht schlüssig erklärt, wieso Gehirnbrühe unsterblich macht. Da sind mir alte Flüche und so wesentlich lieber. Mordius ist sicherlich an den frühen Doktor Tod aus den Sinclair-Romanen der Gespenster-Krimis angelehnt. Allerdings erinnert mich Kubiaks Schreibstil auch stark an den von Jason Dark. Das kann man jetzt gut oder schlecht finden, mich hat´s jedenfalls nicht wirklich überzeugt. Immerhin gibt´s einige schöne, atmosphärische Szenen und die Idee, Zamorra einen Gegner zu geben, dem er mit seinem Talisman nicht beikommen kann, ist auch nicht schlecht.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Erinnert natürlich stark an alten Frankenstein-Filme, trifft aber die Atmosphäre des Romans ganz gut. Außerdem ist es wirklich profihaft gemalt, was leider oft genug auch nicht der Fall ist.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das vom spanischen Künstler Pujolar angefertigte Motiv wurde in dessen Heimat auch schon auf dem Cover dieser Publikation aus der Reihe "Seleccion Terror" verwendet:

"Seleccion Terror"