Professor Zamorra Nr. 3: Die Teufelsklause

Professor Zamorra Nr. 3: Die Teufelsklause


Der Mann lief um sein Leben! Seine Lungen arbeiteten wie Blasebälge, sein Atem ging keuchend und stand in der kalten Nacht wie eine kleine, nie abreißende Wolke vor seinem Mund. Wenn sie dich jetzt kriegen, bist du erledigt! hämmerte es in dem Kopf des Mannes. Dann bringen sie dich um. Diese Bestien kennen keine Gnade. Noch hatten sie seine Flucht nicht bemerkt. Aber lange konnte es nicht dauern, bis ... Der nervenzerfetzende Heulton einer Sirene heulte durch den Park, blieb für Sekunden in der Luft stehen und brach dann ab wie abgeschnitten. Scheinwerferstrahlen fraßen sich in breiten Bahnen durch die Dunkelheit, rissen Bäume, Hecken und wild wucherndes Gestrüpp aus der Finsternis. Der Mann warf sich Im letzten Augenblick zu Boden, rutschte ein Stück über den Rasen und blieb neben einem Gebüsch liegen. Der Suchscheinwerfer strich nur einen Herzschlag später über ihn hinweg. Der Mann kroch jetzt auf allen vieren weiter, quälte sich förmlich in den vor ihm liegenden Busch, bog mit beiden Händen die dornigen Zweige zur Seite und robbte weiter. Schon bald bluteten seine Handflächen. Der Mann achtete nicht darauf. Er hatte nur einen Gedanken: Flucht! Stimmen gellten auf. Scharfe Befehle klangen durch die Nacht. Die Füße von einem halben Dutzend Menschen trampelten über den Boden. Die Panik drohte den Flüchtling zu überwältigen. Diese gottverdammten Kommandos. Wie er sie haßte. Er wußte jetzt, daß ihm die Mods auf der Spur waren. Die Wächter des Sonne. Brutale Mörder, mit schwarzen Lederuniformen ausgestattet, die grausamen Folterinstrumenten gleichkamen.


von Helmut Rellergerd, erschienen am 30.07.1974

Rezension von Frithjof:


Kurzbeschreibung:
In der englischen Stadt Cardigan trifft sich eine Gruppe von Männern, die sich die "Kaste der Henker" nennt. Unter Führung ihres "Meisters" wollen sie einen Pakt mit Asmodis schließen, um zu Macht und Reichtum zu kommen. Zuvor verlangt der Meister aber von ihnen, daß sie einen Menschen ermorden, der ihnen nahe steht. Einer aus der Gruppe, zufällig ein alter Schulfreund von Professor Zamorra, bekommt Zweifel und will den Professor von dem Fall berichten. Der Meister hetzt dem Verräter seine Mods auf den Hals. Mods sind "seelenlose Mordroboter", welche mit "Lederuniformen ausgestattet sind, die grauenhaften Folterinstrumenten gleichkommen"(?!?). Der Mann kann zwar schwer verletzt entkommen, stirbt aber später im Krankenhaus. Der ermittelnde Polizeibeamte, Inspektor Murray, findet ein Päckchen bei dem Toten. Da er aber keine rechtliche Handhabe besitzt, das Päckchen zu öffnen, läßt er es dem Empfänger (Zamorra) zukommen, mit der Bitte, der Professor möge sich doch bei ihm melden. Zamorra findet in dem Päckchen einen Kassettenrekorder mit einem bespielten Band. Darauf berichtet Zamorras Schulfreund, worauf er sich eingelassen hat. Stehenden Fußes machen sich Zamorra und Nicole Duval auf den Weg nach Cardigan und geraten in ein schreckliches Wirrwarr...


Meinung:
Da der vorliegende Roman nicht zu jenen zählte, die ich schon in den 70ern lesen konnte, hatte ich mich auf ihn besonders gefreut. Vor allem, da er von Jason Dark geschrieben wurde. Aber was für ein Reinfall. Hier hat Dark ganz schön was zusammen geschustert. Erst einmal wirkt der Meister nicht besonders gruselig. Er ist zwar ein Dämon, läuft die meiste Zeit jedoch in seiner menschlichen Gestalt herum. Und dann sind da noch die komischen Mods. Darunter darf man sich jetzt keine Typen vorstellen, wie man sie aus "Quadrophenia" kennt. Mods sind so was wie Golems, die der Meister erschafft. Die Mods kleiden sich - modisch bewusst - in Lederklamotten, wegen denen man scheinbar Ärger mit einer bestimmten Genfer Kommission bekommen könnte (siehe Inhaltsangabe). Bewaffnet sind sie mit echt dämonischen Messer und Schlagringen. Da muß man sich doch fragen, ob es nicht einfacher und vor allem glaubwürdiger gewesen wäre, wenn der Meister nicht paar gewöhnliche Schläger angeheuert hätte. An dieser Stelle auf alle Widersprüche einzugehen, fehlt mir ehrlich gesagt die Lust. Hier aber trotzdem einer der Schlimmsten: Im Laufe der Handlung erfahren wir, das Inspektor Murray zur Gegenseite gehört. Also zu den dämonischen/nichtdämonischen Schurken. Die Schurken räumen einen Verräter aus dem Weg, bei dessen Leiche ein Päckchen gefunden wird, dessen Inhalt wahrscheinlich Beweismaterial enthalten könnte, das zu den Mördern führen könnte. Jeder, der schon einmal einen Krimi gelesen hat, würde das vermuten. Wäre Inspektor Murray ein cleverer Schurke, hätte er das Päckchen als Beweismittel beschlagnahmt und später verschwinden lassen. Er ist aber kein cleverer Schurke. Brav schickt er das Päckchen an Zamorra weiter, der dann später zur Strecke bringt. Recht so! So viel Blödheit muß mit dem Tod bestraft werden. Bei diesem wirren Handlungsbrei, können auch die für Jason Dark typischen flotten Actionsequenzen nichts retten.


Besonderheiten:
Auf Seite 18 Passiert etwas wirklich unheimliches. Da steht folgendes: "Sie sind also Professor Zamorra", sagte Inspektor Murray zur Begrüßung. "Sie haben sich auch nicht gerade die günstigste Stunde für ihre Ankunft ausgesucht." "Dazu zwangen mich leider widrige Umstände", erwiderte Zamorra. "Wieso?" John(!) berichtete von Judy Porters Unfall. Er zeigte dem Inspektor auch die gefundene Gewehrkugel. Murray wurde bei Zamorras Bericht bleich wie ein Leichentuch. Wohl eher weil der gute Professor sich kurz in John Sinclair verwandelt hat! Eine der wirklich gelungenen Szenen des Romans. Zamorra als "Wer-Sinclair". Brrr.


0 von 5 möglichen Kreuzen:
0 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Keine Ahnung, ob auf diesem Cover die Mods dargestellt sein sollen. Mit Messern sind Typen schon bewaffnet. Ein Blickfang ist das Cover jedenfalls nicht. Vielleicht hätte es besser zu einem gewöhnlichen Krimi gepaßt.


Coverbewertung:
1 Kreuz
Rezension von Tom:


Kurzbeschreibung:
Zamorra und Nicole reisen in das kleine englische Städtchen Cardigan, wo ein Mann ermordet wurde, der einen Brief an Zamorra bei sich trug. Aus diesem Brief ging hervor, das es in Cardigan eine Sekte gibt, die dem Teufel huldigen. Ihre Spur führt tatsächlich zu dieser Sekte, deren Mitglieder jeweils eine grausame Prüfung ablegen müssen. Während Zamorra alleine auf der Suche nach Antworten ist, wird Nicole von dieser Sekte entführt und soll geopfert werden...


Meinung:
Dieser Roman ist der erste und auch letzte Roman von Jason Dark innerhalb der Zamorra-Reihe. Er liefert uns hier einen schönen und spannenden Roman aus der guten alten Zeit. Es ist schon erstaunlich, wie sich die Serie und ihre Charaktere im laufe der vielen Jahre verändert haben. Nehmen wir doch mal als Beispiel Nicole. In den heutigen Romanen ist sie eine starke Kämpferin an der Seite Zamorras, die wenig Scheu davor hat den Dämonen persönlich in den Hintern zu treten. Hier, in der Anfangszeit, ist sie das komplette Gegenteil. Zwar hat sie da schon ihr großes Mundwerk, ihren Frisurentick und ihr stolzes Auftreten, dennoch ist sie komplett die Opferrolle, wie Frauen oftmals gerne in solchen Romanen herhalten müssen. Sie, völlig verängstigt und hilflos in den Händen ihrer Feinde und darauf wartend, bis ihr Chef sie aus den Klauen der Bösen befreit, ohne sich selber helfen zu wissen. Schon die Tatsache, das dieser Fall hier extrem harmlos im Gegensatz zu den aktuellen Fällen ist, ist das schon recht witzig zu lesen. Aber das gehörte nunmal dazu. Nicole ist ja im laufe der Jahre stärker geworden und hat so eben eine reale Entwicklung durchgenommen. Zamorra hingegen war in diesem Fall viel zu routiniert, wenn man bedenkt, er hat erst zwei Romane vorher das erste mal Kontakt mit dunklen Mächten. Das fand ich dann doch etwas unpassend. Die Story ansich war recht unterhaltsam, wenn auch teilweise etwas unglaubwürdig oder verwirrend. Nichts desto trotz hat dieser Roman 2 Kreuze meinerseits verdient. Denn schlecht war er keineswegs.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover ist nicht wirklich das Wahre, passt aber gut zu dem Stil aus dieser Zeit.


Coverbewertung:
2 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Titelbild des Professor Zamorra Romans war auch schon auf dem Cover des spanischen Comics "TERROR- SOMBRAS SINIESTRAS" von Fred Hercey abgebildet:

"TERROR- SOMBRAS SINIESTRAS" von Fred Hercey


Das Cover wurde ausserdem auch noch auf dem John Sinclair Sammelband Nr. 1199 verwendet:

John Sinclair Sammelband Nr. 1199