Professor Zamorra Hardcover Nr. 23: Brutwelt: Terra
»Der ist der Herr der Erde, wer ihre Tiefen misst.«
So schrieb einst Novalis in seinen Bergmannsliedern. Doch immer wieder ist
es die Erde, der tiefe Schachtschlund, der bestimmt, wer der wirkliche Herr
ist. Nicole Duval kehrt nach Deutschland zurück, an den Ort, an dem
sie als Jugendliche lebte. Sie trifft ihre alte Liebe wieder und wird mit
einem Geheimnis konfrontiert, das seit 40 Jahren im wahrste Sinn unter der
Oberfläche brodelt. Ihre Wegbegleiter von damals sind älter geworden
- Nicole selbst zumindest äußerlich nicht. Getarnt als ihre eigene
Tochter, stößt sie die Türen der Vergangenheit auf und erinnert
sich an ihre Zeit als Vierzehnjährige. In einem stillgelegten Bergwerk
lauert damals wie heute etwas darauf, eine entsetzliche Brut freizugeben.
Nicole geht unter Tage - ohne ihren Gefährten Professor Zamorra, denn
dies ist etwas, das nur sie allein betrifft ...
von Volker Krämer, erschienen im August 2007, Titelbild: Werner
Öckl
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Nicole Duval erhält aus dem Ruhrgebiet eine Nachricht, dass der
Lebensgefährte ihrer Tante Emily gestorben ist. Nicole macht sich auf
den Weg, um ihrer alten Tante einen Besuch abzustatten, obwohl der
Französin klar ist, dass sie sich als ihre eigene Tochter ausgeben muss,
denn trotz ihrer über fünfzig Jahre sieht sie dank der Quelle des
Lebens immer noch aus wie Mitte Zwanzig. Als Kind verbrachte sie einige Zeit
in Deutschland bei Tante Milly und lernte dort Arne Ritter kennen, der sich
in die zierliche Nicole verliebte. Jetzt treffen sich beide eher zufällig
wieder, doch die Wiedersehensfreude wird durch mysteriöse Ereignisse
getrübt. Nicht nur, dass Joannes Beck, der Lebensgefährte von Tante
Milly, auf dem Gelände des Bergwerkschachts "Tiefer Schlag" bestialisch
umgebracht wurde, scheint es auf dem Areal auch nicht mit rechten Dingen
zuzugehen. All diese Geschehnisse scheinen in einem kausalen Zusammenhang
mit dem "Mirakel vom Tiefen Schlag" zu stehen. Unter diesem Namen ging ein
Grubenunglück in die Geschichte ein, bei dem mehr als vierzig Männer
den Tod fanden. Nur drei Kumpel haben das Desaster überlebt. Nicole
bezweifelt, dass magische Kräfte mit im Spiel sind, doch dass hier
Handlungsbedarf besteht, ist für die Französin spätestens
dann klar, als einer der Überlebenden grausam ermordet und auch auf
Arne und sie ein Mordanschlag verübt wird
Meinung:
In diesem Nicole-Duval-Solo-Abenteuer geht Volker Krämer detailliert
auf Nicoles Vergangenheit und Jugendzeit ein. Dabei wählt er
Schauplätze, die ihm selbst aus seiner Kinderzeit vertraut sind und
so gelingt es ihm einmal mehr spielerisch die Atmosphäre der
Örtlichkeiten einzufangen. Wie alle Romane von Krämer zeichnet
sich auch dieser durch eine detaillierte Charakterisierung der handelnden
Personen aus. Professor Zamorra hat indes nur eine kleine Rolle zu Beginn
des Abenteuers, die allerdings in einer sehr schönen Szene die Partnerschaft
zwischen dem Parapsychologen und Nicole Duval unterstreicht. Leider kommt
aufgrund der Charakterdarstellungen, der Ortsbeschreibungen und der
Rückblicke in die Vergangenheit die eigentliche Story zu kurz. Stellenweise
zieht sich der Roman doch sehr in die Länge, so dass man den Eindruck
hat keinen richtigen Zamorra-Roman in Händen zu halten, was nicht
primär an der Abwesenheit des Professors liegt. Zum einen kommt Nicole
in der ersten Hälfte des Romans nicht wirklich oft zum Zug und zum anderen
wirkt die Französin in diesem Buch seltsam Fremd und Ernst, keinesfalls
so, wie man sie aus unzähligen Heften eines Werner Kurt Giesas kennt.
Volker Krämers Darstellung der Protagonisten, war nie so überzogen
verspielt, wie die des einstigen Chefautors der Serie, doch er bemühte
sich immer um eine gewisse Ausgewogenheit zwischen Ernsthaftigkeit und
Blödeleien. Doch hier wirkt Nicole fast schon spröde und lässt
nur ab und an einen harmlosen Scherz fallen. Abgesehen von mangelnder
Freizügigkeit, was in der Vergangenheit sowieso über Gebühr
strapaziert wurde, scheint sich Nicole allerdings auch keinen Deut mehr um
ihr zweites großes Hobby zu scheren, die Autos. Als ihr die Leihfirma
einen neuen Wagen zur Verfügung stellt, der weniger Leistung hat, als
der erste und älter ist, hätte die Nicole, wie sie immer
Charakterisiert wurde einen mittelschweren Aufstand geprobt. Und auch die
Unkenntnis des Wagentyps ist in diesem Zusammenhang unglaubwürdig. Am
Ende dann lösen sich die Mysterien gekonnt auf und wieder appelliert
der Autor an Toleranz und Menschlichkeit, doch wirklich neu und originell
ist das Finale nicht unbedingt gewesen. Zumal indirekt auch die Weißen
Städte wieder herhalten mussten, die in den Romanen des Autors immer
wieder als Haupthandlungsträger herhalten müssen. Alles in allem
ein netter Roman, der vor allem stilistisch überzeugt, aber inhaltlich
viel zu ausgewalzt wurde. Für knapp 15 Euro ein bisschen wenig, was
man hier geboten bekommt.
Fazit: Guter Mystery-Roman bei dem vor allem Wert auf glaubwürdige
Charaktere gelegt wurde. Allerdings agiert die Heldin Nicole Duval im Gegensatz
zu anderen PROFESSOR ZAMORRA-Romanen eher hölzern. Hinzu kommen Phasen
der Langeweile, in der die Handlung nicht recht vom Fleck kommen will. Ein
durchschnittlicher Roman, der lediglich durch die Beleuchtung von Nicoles
Vergangenheit im Gedächtnis haften bleibt.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover von Werner Öckl zeigt Nicole Duval, wie sie die Fans kennen
und lieben. Im Roman verzichtet sie allerdings auf dieses gewagte Outfit.
Dennoch ist das Bild sehr atmosphärisch und passt von der Farbgebung
auch sehr gut zum Layout. Das Papier ist von hoher Qualität und auch
dem Lektorat sind vergleichsweise wenige Fehler durch die Lappen gegangen.
Coverbewertung: