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Dieses Band ist ein Nachdruck der zwei Romanhefte:
Professor Zamorra Nr. 76: Oase der Verfluchten
(Romanheft)
Die Augen des hageren alten Mannes mit dem unglaublich verdreckten schwarzen
Burnus glühten. Nur das flackernde Licht der Öllampe erhellte das
große Zelt spärlich. Draußen in der Wüste heulten Schakale.
Der Alte deutete auf dis Kristallflasche in seiner Hand. Sie war mit seltsamen
Schriftzeichen verziert. Ein Stöpsel, mit Wachs versiegelt, verschloß
sie. Der Besucher des Alten schaute wie gebannt auf diese Flasche. "Du willst
also, daß ich die reitenden Mumien beschwöre, Anwari al Dschabir",
sagte der Alte. "Der Schrecken aus dem Jenseits soll über diese Welt
kommen, die Leid und Kummer genug kennt. Die Söhne des Windes, Samir
der Grausame und seine dämonischen Schergen, sollen wieder reiten, ihre
Schwerter Blut trinken." "Wir haben lange und ausführlich genug
darüber gesprochen, Hussein Abdulacer", sagte der Besucher, und in seinem
scharfgeschnittenen Gesicht zuckte es. Er war hochgewachsen. Die Kordel der
Kapuze seines hellen Burnusses wer mit Goldfäden durchwirkt. "Handle
jetzt endlich!" Der Alte nickte und murmelte etwas. Lauter sagte er: "Es
sei, im Namen des Scheitans." Er zog den Stöpsel aus der Flasche. Sofort
zischte und brauste es. Eine helle Rauchwolke schoß aus dem Flaschenhals,
wuchs rasend schnell und wölkte über das Zelt hinaus. Ein stechender,
seltsamer Geruch überlagerte den Gestank des getrockneten Kamelmists
auf der kalten Feuerstelle. Anwari al Dschabir war bleich geworden. Seine
rechte Hand umklammerte den Griff des reichverzierten Dolchs in seinem
Gürtel. "Allah!" stöhnte er. Plötzlich erfüllte Geheule
die Luft. Unsichtbare Schwertklingen zerhieben die Zeitwände. Eiskalter
Wind fauchte herein. Geisterhafte Stimmen wurden laut. Hussein Abdulacer
schrie Beschwörungen, und der Aufruhr legte sich wieder. "Nicht diesen
Namen, Narr!' sagte der Alte. "Willst du die Söhne des Windes mit Gewalt
gegen dich aufbringen?"
Professor Zamorra Nr. 77: Das Phantom der Insel
(Romanheft)
Marun Cofales lief um sein Leben. Er hörte kaum die schwere Brandung,
die unter ihm gegen die Klippen schlug. Er hörte nicht das fauchende
Heulen des aufgebrachten Windes. Wütend fuhr der Maestrale aus Nordwest
über die See heran und rüttelte an den Felsen der sardinischen
Küste. Das Meer bäumte sich auf, schlug mit tausend Wellen zusammen,
fing an zu brodeln wie ein gigantischer Wasserkessel. Marun Cofales hörte
nichts von alledem. Er hörte nur das Keuchen jener Gestalt, die hinter
ihm her war, die ihn auf dem Kamm der Klippen entlangtrieb. Nur einmal hatte
er sich umgesehen, im schwachen Licht der Dämmerung. Diese eine Sekunde
hatte genügt. Der Spanier wußte Bescheid. Er kannte diese
dämonische Gestalt aus den vielen Erzählungen, die seit Moneten
im Umlauf waren. Auf seinen Spuren war Lo Sardo! Der Geist, den niemand fassen
konnte. Das Ungeheuer, das sich als Rächer Sardiniens vorkam. Die
verhüllte Gestalt, die halb wie ein Drachen, halb wie eine riesige
Fledermaus über den Felsen zu schweben schien. Ein Mann oder ein
überirdisches Wesen, niemand wußte es. Aber jeder wußte,
daß er diesem Ungetüm ausgeliefert war, wenn er ihm erst einmal
begegnete. Lo Sardo ließ keinen entkommen, den er mit seiner
fürchterlichen Rache bedacht hatte. Lo Sardo, das hieß Tod. Das
wer Verzweiflung und Ausweglosigkeit. Wer die Schritte Lo Sardos hinter sich
hörte, hatte mit dem Leben abzuschließen. Wer des unbarmherzige
Rauschen seiner flügelartigen Gewänder hörte. konnte gleich
selbst von den Felsen springen. Lo Sardo, des war wie ein tödlicher
Pfeil, der aus dem Hinterhalt heranschoß und jeden durchbohrte.