Professor Zamorra Liebhaber-Edition Nr. 1

Professor Zamorra Liebhaber-Edition Nr. 1


Dieses Band ist ein Nachdruck der drei Romanhefte:


Professor Zamorra Nr. 1: Das Schloß der Dämonen
(Romanheft)
Fackelschein geisterte über die Wände. Feuchte, modrige Kälte hing in der Luft, der Geruch nach Leder, rostigem Eisen und nassem Gestein. Dicht vor dem Gesicht des Mannes loderte eine Pechfackel, beleuchtete seine schweißnasse Stirn, die zuckenden Lippen, die verzerrten Züge. Der Mann lag ausgestreckt auf einer Holzpritsche, die Arme über den Kopf gehoben. Breite Lederriemen fesselten seine Hand- und Fußgelenke, ein dickes Tau lief von den Fesseln über eine altmodische Winde, und das Seil war straff gespannt. Der Mann keuchte. Den breitschultrigen, muskulösen Hünen, der die Winde bediente, konnte er nicht sehen. Aber er hatte das Schaben gehört, das nervenzerfetzende Quietschen, und in seinem gemarterten Schädel schien sich das Geräusch fortzupflanzen, bis es sich wie ein glühender Nagel in sein Gehirn bohrte. "Nein", stöhnte er. "Nein, nein... Ich weiß nicht, wovon Sie sprachen. Ich .. ." Der Mann mit der Fackel lächelte. Seine dünnen, grausamen Lippen krümmten sich, in dem schmalen Totenkopfgesicht glühten die Augen. "Ich spreche von dem Amulett", sagte er mit tödlicher Sanftheit "Sie sind Louis de Montagne. Sie sind Leonardo de Montagnes letzter direkter Nachkomme, und Sie kennen das Geheimnis." Er richtete sich auf, hob die flackernde Pechfackel ein Stück höher. Ein fanatisches Brennen trat in seine jettschwarzen Augen. "Ich werde das Amulett besitzen", flüsterte er. "Ich werde herrschen, Montagne. Ich werde der mächtigste Mann Frankreichs sein. Ich, Dr. Arcaro Ramondo!" Louis de Montagne schloß zitternd die Augen. "Nein", ächzte er. "Nein, nein ...o Ramondo hob die Hand zu einer knappen Geste.


Professor Zamorra Nr. 2: Das Dorf der versteinerten Monster
(Romanheft)
Grollend legte der Donner durch die Luft. Max Rintels hob den Kopf und blickte zum tintigen Himmel empor. Ganz in der Nähe war ein Gewitter niedergegangen. Rintels humpelte weiter. Er schleifte sein rechten Bein über den rissigen Straßenbelag. Es war steif, genau wie seine rechte Hand. Rintels war ein Krüppel. Ein Mensch, der nur noch für sich lebte, gemieden von den Bewohnern des Dorfs. Rintels Rücken wurde durch einen häßlichen Buckel verunstaltet, der ihm das Ausgehen eines Gnoms verlieh. Der Krüppel hinkte durch die dunkle Dorfstraße. Bald mußte der Morgen grauen. Silberne Streifen bedeckten schon den schwarzen Himmel. Wieder grollte der Donner über des Land. Max Rintels zuckte unwillkürlich zusammen. Eine klirrende Kälte kroch in seine verkrüppelten Glieder. Er zitterte. Sein Rücken begann ihn auf einmal zu schmerzen, er mußte sich noch mehr zusammenkrümmen. Die Augen quollen aus seinem Kopf. Er versuchte die Dunkelheit zu durchdringen. Da! Ein unheimliches Knirschen. Max Rintels fuhr zusammen als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen. Ein schwerer eiserner Reif legte sich um seine ausgewachsene Brust. Ein furchtbarer Druck quälte ihn und ließ ihn nur noch ganz flach atmen. Er japste aufgeregt nach Luft. Da war wieder dieses furchtbare Knirschen, das ihm durch Mark und Bein ging. Das schauderhafte Geräusch schwebte ihm aus der Finsternis der gegenüberliegenden Straße entgegen.


Professor Zamorra Nr. 3: Die Teufelsklause
(Romanheft)
Der Mann lief um sein Leben! Seine Lungen arbeiteten wie Blasebälge, sein Atem ging keuchend und stand in der kalten Nacht wie eine kleine, nie abreißende Wolke vor seinem Mund. Wenn sie dich jetzt kriegen, bist du erledigt! hämmerte es in dem Kopf des Mannes. Dann bringen sie dich um. Diese Bestien kennen keine Gnade. Noch hatten sie seine Flucht nicht bemerkt. Aber lange konnte es nicht dauern, bis ... Der nervenzerfetzende Heulton einer Sirene heulte durch den Park, blieb für Sekunden in der Luft stehen und brach dann ab wie abgeschnitten. Scheinwerferstrahlen fraßen sich in breiten Bahnen durch die Dunkelheit, rissen Bäume, Hecken und wild wucherndes Gestrüpp aus der Finsternis. Der Mann warf sich Im letzten Augenblick zu Boden, rutschte ein Stück über den Rasen und blieb neben einem Gebüsch liegen. Der Suchscheinwerfer strich nur einen Herzschlag später über ihn hinweg. Der Mann kroch jetzt auf allen vieren weiter, quälte sich förmlich in den vor ihm liegenden Busch, bog mit beiden Händen die dornigen Zweige zur Seite und robbte weiter. Schon bald bluteten seine Handflächen. Der Mann achtete nicht darauf. Er hatte nur einen Gedanken: Flucht! Stimmen gellten auf. Scharfe Befehle klangen durch die Nacht. Die Füße von einem halben Dutzend Menschen trampelten über den Boden. Die Panik drohte den Flüchtling zu überwältigen. Diese gottverdammten Kommandos. Wie er sie haßte. Er wußte jetzt, daß ihm die Mods auf der Spur waren. Die Wächter des Sonne. Brutale Mörder, mit schwarzen Lederuniformen ausgestattet, die grausamen Folterinstrumenten gleichkamen.


Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das selbe Titelbild wurde auch für den Professor Zamorra Roman Nr. 584 verwendet, obwohl die beiden Publikationen inhaltlich nichts gemeinsam hatten:

Professor Zamorra Roman Nr. 584: Die Horde aus dem Schattenreich