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Mit einem gellenden Schrei fuhr Aloisia Stemmel in ihrem Bett auf. Ihr Atem
ging schwer. Schweißtropfen standen in ihrem Gesicht. Die zitternden
Hände verkrampften sich im Laken. Mit geweiteten Augen starrte Aloisia
zum Fenster. Draußen heulte der Wind um das Gebäude. Schwarze
Wolkenfetzen rasten über das Firmament dahin. "Nein... nein . . . nein!
Das darf nicht sein!" schluchzte die Bäuerin und warf sich erschöpft
zurück. Ihr Ehemann Paul erwachte. Unwillig stöhnte er: "Frau,
was hast du denn schon wieder?" Sie setzte sich auf, wandte sich ihrem, Mann
zu und rüttelte ihn: "Nein, Paul, das kann ich nicht. Du weißt,
daß mir der Herrgott die Gnade gegeben hat, im Traum Dinge zu sehen,
die sich dann auch wirklich ereignen. Heute habe ich gesehen, was uns
zustoßen wird. Die ganze Ortschaft wird erschüttert sein ..."
"Was hast du denn im Traum gesehen?" Langsam und zitternd kamen die Worte
aus dem Mund seiner Frau: "Unsere Tochter Iris ... ist... ermordet worden."
"So ein Blödsinn. Leg dich hin und schlaf weiter!", brummte Paul, drehte
sich auf die andere Seite und schimpfte leise vor sich hin.