Occu Nr. 6: Der Würger aus dem Nirwana

Occu Nr. 6: Der Würger aus dem Nirwana


Wolkenfetzen jagten über den Himmel. Das Donnergrollen am Firmament verdoppelte sich von Minute zu Minute. Die ersten Regentropfen klopften auf die staubigen Straßen des Abruzzen-Dorfes San Anario nördlich von Popoli. Drohend ragte der hohe Glockenturm der romanischen Kirche der Ansiedlung empor. Beeindruckt und erschreckt näherten sich Schritt um Schritt zweiunddreißig Urlauber aus England, die von ihrem Reisebüro hierhergebracht worden waren. "Avanti, avanti!" brüllte der schwarzlockige Reiseleiter und deutete den Frauen und Männern an, schneller zu gehen. "Gleich wird ein Unwetter niedergehen. Wir müssen vorher die Kirche erreichen." Ein hagerer Brite fluchte: "Verdammt! Warum kann man zu dieser Kirche nicht mit dem Bus hierher fahren ... ? Der Reiseleiter gab darauf keine Antwort, trieb aber die Leute weiter an. Endlich passierten sie der Reihe nach das niedere Kirchentor und ließen sich erschöpft auf den Betstühlen nieder. Im selben Augenblick setzte ein schwerer Hagel ein. "Es wird gleich vorüber sein!" besänftigte der Italiener die Touristen. Die Blitze draußen warfen im Inneren der Kirche unheimliche Schatten.


von Hademar Bankhofer, erschienen im Juli 1976, Titelbild: Bracci