Occu Nr. 4: Der Mörder aus dem Jenseits

Occu Nr. 4: Der Mörder aus dem Jenseits


Therese Duvaleux lehnte ermattet in ihrem purpurrot gepolsterten Sessel. Ihr Atem ging pfeifend. Die Hände auf der Tischplatte zuckten in rhythmischen Verkrampfungen. Die Augen starrten geöffnet in den dunklen Raum, der nur durch einige dünne Kerzen erhellt wurde. Das Weiße ihrer Augäpfel glänzte im Schein des gelblichen Lichtes. Die Pupillen konnte man nicht sehen. Madame Duvaieux hatte sie nach innen gerichtet. Wie immer, wenn sie konzentriert der Welt entrückt war und Kontakt mit dem Jenseits aufnahm.


von Hademar Bankhofer, erschienen im Mai 1976, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Ein unsichtbarer Mörder versetzt London in Angst und Schrecken. Opfer sind ältere Frauen, die in ihrer Jugend als Prostituierte arbeiteten. Scotland Yard steht vor einem Rätsel. Zeugen berichten, dass sie nur ein Messer gesehen haben, welches aus dem Nichts heraus zugestochen hat, um die Opfer anschließend aufzuschlitzen. Chefinspektor Callon bittet das Parapsychologic Department um Amtshilfe und Joe Baxter übernimmt, gemeinsam mit seiner Kollegin Olga Dussowa den Fall. Kurz darauf gerät auch die aparte Russin ins Visier des Killers und wird schwer verletzt. Baxter holt seine Assistentin Viola Oggi als Unterstützung nach London. Doch der Mörder tötet unbarmherzig weiter. Um endlich die Identität des Unheimlichen zu lüften, der scheinbar aus der Vergangenheit kommt, reisen Joe Baxter und Viola nach Schottland, wo eine Vereinigung der Hexen lebt. Diese schicken zuerst Viola und dann Joe Baxter in die Vergangenheit des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts. Dort erleben die beiden Okkultisten den Werdegang des dämonischen Killers hautnah mit. Der Schock der Erkenntnis sitzt tief, denn es ist niemand geringerer als - Jack the Ripper ...


Meinung:
Der vierte Band beschäftigt sich mit einem Thema, welches schon Dutzende Male in Romanen und Filmen behandelt wurde und immer wieder Anlass zu neuen Spekulationen gibt. Der Mythos um Jack the Ripper beschäftigte auch Henry Ghost alias Hademar Bankhofer und veranlasste ihn, seinen bisher überzeugendsten Occu-Roman zu schreiben, der dennoch weit unter dem Durchschnitt angesiedelt ist. Das liegt vor allem an der antiquierten Sprache, derer sich der Autor bedient und die typisch ist für triviale Heftromane der Siebziger und Achtziger Jahre. Dort gibt es keinen Orangen- oder Tomatensaft, sondern allenfalls Orangen- oder Tomatenjuice. Auch die Reaktionen der Protagonisten sind alles andere als logisch nachvollziehbar. Nur weil der Chefinspektor begründete Zweifel an dem Vorgehen der Parapyschologen hat, schreit Joe Baxter cholerisch herum und während Olga Dussowa frisch operiert im Krankenhaus liegt, tanzt Baxter engumschlungen mit Viola Oggi in irgendwelchen Nachtklubs. Die Charaktere sind derart fad und einfallslos, dass es wenig Spaß macht ihren Leidensweg zu verfolgen. Die Wunderdinge, die Baxter und seine Kollegen vollbringen langweilen bald nur noch, weil sie den Anschein der Unfehlbarkeit erwecken. Und als die wackeren Ermittler nicht mehr weiter wissen reisen sie mal eben nach Schottland und werden von den dortigen Hexen kurzerhand in die Vergangenheit versetzt. Die Geschichte von Jack the Ripper wurde vom Autor eher mangelhaft recherchiert, denn der echte Ripper mordete im Herbst des Jahres 1888 und nicht wie hier im Roman 1879/1880. Die Idee mit dem kranken Prinzen des Könighauses ist dabei alles andere als neu und wurde schon einige Male bemüht. Der unsichtbare Killer, von dem man nur das Messer wahrnimmt bevor es zusticht, ist dagegen schon äußerst beklemmend. Leider gelingt es Baxter und seinen Frauen zum Ende hin wieder mal viel zu leicht das Grauen zu stoppen, nachdem sie 60 Seiten lang hinter der Identität des Mörder her jagen mussten.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Das steuerte Larry-Brent-Stammzeichner Lonati bei. Der Mörder aus dem Jenseits ist dem Künstler perfekt gelungen, ebenso wie die verängstigte Frau, die das nächste Opfer des Killers zu werden droht. Im Roman fallen dem Ripper aber ältere Frauen zum Opfer.


Coverbewertung:
3 Kreuze