Occu Nr. 2: Der Arzt des Schreckens
Die spiegelglatte weiße Tür zum Ordinationszimmer schwang auf.
Sprechstundenhilfe Claudia Zorn, 26 Jahre, langbeinig, blondes, schulterlanges
Haar lächelte den Patienten im Wartezimmer zu: "Der Nächste, bitte!"
Maria Danning erhob sich und folgte dem Mädchen. Die Opernsängerin
war leicht erregt, denn sie verehrte den Arzt und wußte, daß
auch er sie verehrte. Dr. med. Kurt Heider, 45 Jahre alt, graumeliertes Haar,
eilte der Sängerin entgegen: "Ich küsse Ihnen die Hände,
gnädige Frau! Wie geht es Ihnen heute?" Die junge und schöne Frau
mit den strahlenden Augen sah blühender denn je aus. Doch sie hatte
einen Fehler: Sie war eine eingebildete Kranke und kostete die Vorstellung
aus, ein schweres Leiden mit sich herumzuschleppen.
von Hademar Bankhofer, erschienen im März 1976
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Der Wiener Arzt, Dr. Kurt Heider, sieht plötzlich bei einer Patientin,
der Opernsängerin Maria Danning, einen Totenschädel auf den Schultern
sitzen. Für den Arzt ein untrügliches Zeichen für das baldige
Ableben der Dame. Tatsächlich erleidet die bekannte Frau noch vor der
Praxis einen tödlichen Autounfall. Doch damit ist das Grauen noch nicht
beendet. Immer mehr Menschen sieht Dr. Heider mit einem knöchernen
Schädel, und immer wieder sterben die betroffenen Menschen kurz darauf.
Von einem befreundeten Reporter wird Kurt Heider gedrängt, mit dieser
Fähigkeit an die Öffentlichkeit zu treten und eine Menge Geld damit
zu verdienen. Anfangs ist der Arzt von dieser Idee fasziniert, doch kurz
darauf sieht Heider auch bei seinem Freund den Totenschädel auf den
Schultern. Auch der Reporter stirbt bald darauf - vergiftet. Eine Zeugin
wird in der Luft von Hexen buchstäblich zerrissen. Zu diesem Zeitpunkt
hat sich schon längst das Parapsychologic Department der Interpol
eingeschaltet. Joe Baxter hält Dr. Heider entgegen der örtlichen
Polizei für Unschuldig. Auf einer Party wird die neue Geliebte Heiders
Opfer eines Verbrechens. Nun kann auch Baxter den Arzt nicht vor der U-Haft
bewahren. Aber der Ermittler gibt nicht auf und schafft es tatsächlich
den ermittelnden Kommissar dazu zu bewegen Heider wieder auf freien Fuß
zu setzen, denn Heider leidet mittlerweile unsagbar unter seiner neuen Gabe,
es besteht die Gefahr, dass er sich in seiner Zelle umbringt. Als Heider
wieder frei ist, scheint eine grauenhafte Veränderung mit dem Arzt
vonstatten gegangen zu sein, denn Heider setzt seine neue Fähigkeit
skrupellos ein und sagt jedem den er trifft auf den Kopf zu, ob er einen
Totenschädel als Zeichen seines nahen Todes trägt oder nicht. Eine
Panik droht unter der Bevölkerung und trotzdem kommen immer mehr Menschen
zu dem obskuren Mediziner, der lieber Interviews gibt als Patienten zu heilen.
Was Baxter und seine beiden Grazien vom Parapsychologic Departement nicht
wissen ist, dass Heiders Seele gefangen gehalten wird und ein grauenhafter
Dämon den Körper Heiders für seine finsteren Zwecke missbraucht
...
Meinung:
Der zweite Band ist bereits wesentlich ausgereifter und spannender ausgefallen.
Die Protagonisten werden zwar immer noch sehr einseitig dargestellt, aber
man bekommt dies als Leser nicht alle Nase lang unter selbige gerieben,
beispielsweise, dass Olga und Viola DIE Traumfrauen sämtlicher Männer
sind und ihr Chef selbstverständlich das männliche Äquivalent
für die Damenschaft. Leider wird Olga zum Ende hin wieder auf ihre
körperlichen Attribute heruntergestuft und darf auf eine unglaublich
billige Art und Weise sich an die Männer schmeißen, um bestimmte
Absichten durchzusetzen. Zum Roman und der Story selber: Eine sehr faszinierende
und spannende Idee, welcher der Autor hier zu Papier brachte und die erste
Hälfte des Romans wird die Gabe auch durchaus interessant bearbeitet.
Sich vorzustellen Menschen die bald sterben werden mit einem Knochenschädel
zu sehen, hinterlässt bei einem schon eine leichte Gänsehaut,
insbesondere dann, wenn es ein naher Verwandter oder Freund ist und man
weiß, dass man ihm nicht helfen kann. Auch die Rolle der schwarzen
Hexen und die Dämonenverschwörung die letztendlich dahinter steckt
kann sich sehen bzw. lesen lassen. Auch wie Olga Dussowa sich in den Hexenzirkel
einschleuste, war spannend und man konnte richtig mitfiebern, als sie sich
gegen die Hexen und ihren Meister zur Wehr setzen musste und dabei fast ihr
Leben verlor. Die Fähigkeiten der Ermittler Joe, Viola und Olga werden
in diesem Roman sehr viel dosierter und gezielter zum Einsatz gebracht, als
noch im vorrangegangenen Heft. Der Mord der Hexen an der jungen Serviererin
wird ziemlich brutal geschildert, was sehr überraschend kam und einen
Kontrast zu der eher harmlosen Vorgehensweise der Geisterjäger steht.
Bedauerlicherweise büßt der Roman jegliche positive Eigenschaften
in der zweiten Hälfte ein. Das beginnt schon allein mit der Menge an
Details und Handlung, die auf 62 Seiten gepresst wurde und gipfelt in der
völlig unrealistischen und unglaubwürdigen Reaktion der Menschen.
Dass viele Menschen unlogisch, ja geradezu dumm handeln, ist nicht verwunderlich.
So kann man es sich schon vorstellen, dass viele Menschen zu dem Arzt hingehen
würden, um zu erfahren, ob er den Totenschädel sieht. Auch dass
einige der Patienten Selbstmord begehen mag angehen, aber nicht so vehement
wie hier geschildert. Und warum sollte eine Frau ihre beiden Kinder und ihren
Ehemann töten, wenn man nur ihr den Tod vorrausgesagt hat? Die
Begründung sie wolle ihrer Familie das Elend ersparen ist schon sehr
konstruiert. Mehr als 400 Opfer in drei Tagen? Das ist schon eher eine Epidemie.
Die Motivation der Dämonen ist auch sehr vage und suspekt, denn sie
verleihen dem Arzt nur diese Gabe, um Angst und Schrecken zu verbreiten.
Das hätten sie aber auch um einiges leichter bewerkstelligen können.
Die Show am Ende des Romans, diente dem Autor wohl nur als Kulisse für
ein besonders wirksames Finale, denn dass Halle noch ausverkauft sein würde
glaubt wohl Hademar Bankhofer selbst. Nachdem Heiders Seele befreit wurde
wird auch gar nicht weiter auf die Hexe eingegangen, bleibt abzuwarten, ob
sie in späteren Romane erneut auftaucht. Ihr finsterer Meister hat seine
Rückkehr ja bereits angekündigt. Prinzipiell begrüße
ich Hauptgegner immer, nur bin ich kein Freund davon, wenn man historischen
Persönlichkeiten magische Kräfte verleiht und sie dann verteufelt,
ganz egal, was sie zu Lebzeiten getan haben mögen. Jack the Ripper bildet
da so etwas wie eine Ausnahme, da hinter diesem Namen immer wieder andere
Personen hineingedeutet wurden und er schon längst zu einem Mythos geworden
ist. Insgesamt ein eher unterdurchschnittlicher Roman, dessen vielversprechender
Beginn leider nicht bis zum Ende durchgehalten wurde.
Besonderheiten:
Erster Auftritt von Infernus.
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Wieder ein Cover aus der untersten Schublade. Vermutlich steckte der Verlag
in Geldnöten und wurde von dem "Künstler" bezahlt, dessen Werk
abzudrucken.
Coverbewertung: