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Verkrüppelte Weiden streckten anklagend ihre knorrigen Äste gegen
den nächtlichen Himmel. Sumpftiere erfüllten die Luft, die nach
Moder roch, mit ihren klagenden Rufen. Wasser gluckste, Moorgase stiegen
zischend und Blasen werfend an die Oberfläche kleiner schwarzer
Tümpel. Ein schwacher Windhauch strich über das Moor, aus dem
Grasbüsche wie Inseln ragten. Die festeren Flächen bildeten bizarre,
verwirrende Muster, die schon manchen Wagemutigen verlockt hatten, seinen
Fuß auf den trügerischen Untergrund zu setzen. Viele von ihnen
waren nie zurückgekommen. Ihre Gebeine moderten in den schwarzen Tiefen
des Moors. Seit alten Zeiten machten die Menschen von Marston, einer kleinen
ostenglischen Stadt, einen weiten Bogen um das Moor. Sie fürchteten
die Irrlichter, die ihnen tanzend den geraden Weg in den Tod beleuchteten.
Sie hörten nicht auf den todkündenden Ruf des Käuzchens, das
in den ringsum liegenden Wäldern schrie. Doch nicht nur seiner
Gefährlichkeit wegen scheuten sich die Leute aus Marston vor dem Moor.
Schon ihre Ahnen hatten eine Legende erzählt, daß eines Nachts
aus dem Moor das Verderben hervorkommen und das umliegende Land in Angst
und Schrecken stürzen werde. Die einen glaubten fest daran, daß
sich diese Legende erfüllen werde, die anderen hielten sie einfach für
eine Geschichte. Gemeinsam war allen Einwohnern Marstons nur die Furcht vor
dem Moor. Und noch etwas hatten sie gemeinsam, doch das wußten sie
noch nicht. Sie alle hatten keine Ahnung, daß sich in dieser Nacht
die Legende bewahrheiten sollte. In dieser Nacht würde sich die Gruft
der bleichen Gebeine öffnen.