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Der Oktober begann für London mit einer Reihe von nebligen Tagen, an
denen das öffentliche Leben fast zum Erliegen kam. In diesem
undurchdringlichen Gemisch aus Feuchtigkeit und Rauch, Abgasen und Schmutz
konnte man kaum die Hand vor den Augen sehen. Um so erstaunlicher war es,
daß sich eines Abends, also noch dazu in völliger Dunkelheit,
ein schlanker, hochgewachsener Mann zielsicher seinen Weg suchte. Er benutzte
eine der am Hafen entlangführenden Straßen, in der nur in großen
Abständen Laternen aufgestellt waren. Niemand begegnete dem einsamen
Mann, der mit traumwandlerischer Sicherheit Lichtmasten und Mülltonnen
auswich und über keinen einzigen Bordsein stolperte, als wäre es
heller, klarer Tag. Der seltsame Mann wandte sich in eine schmale Seitengasse,
in der jegliche Straßenbeleuchtung fehlte. Nicht um eine Spur langsamer
ging er zwischen herumliegenden Konservendosen und Obstresten auf ein
halbverfallenes Haus zu. Auf der Themse tutete das Nebelhorn eines Schiffes,
als der Mann über eine kurze Treppe in die Tiefe hinabstieg und die
Tür einer Kellerwohnung aufstieß. Feuchter, muffiger Gestank schlug
ihm entgegen. Ohne sich daran zu stören, trat der Mann ein. Erschrocken
schnellte hinter einem langen Tisch der Wohnungsinhaber von seinem Sitz empor.
"Ach, Sie sind es, Mister", seufzte der Mann erleichtert auf, als er seinen
Besucher erkannte. "Und ich dachte schon ... in dieser Gegend
" "Fertig?"
schnitt ihm der Besucher das Wort hart ab. Schweigend kramte der Mann aus
einer Schublade einen Umschlag und reichte ihn dem Fremden.