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Drückende Schwüle lastete über der indischen Kleinstadt Kawami.
Vom Dschungel, der die Ansiedlung wie ein alles erstickender Gürtel
umschloß, drangen bizarre Laute herüber. Kreischen und Pfeifen
von Nachttieren, Knacken und Knirschen. Amir Dawadi stand an einem der kleinen
schießschartenartigen Fenster seines Hauses am Rand von Kawami und
starrte in die vom Vollmond erhellte Nacht hinaus. Sein bodenlanges weißes
Gewand schimmerte in dem einfallenden Licht. Amir Dawadi kannte nur einen
Gedanken, von dem auch die anderen neuntausend Einwohner von Kawami gepeinigt
wurden: Wer wurde das nachte Opfer der Mörderkatze werden? Der junge
Inder arabischer Abstammung hob ängstlich den Kopf. Die nächtlichen
Geräusche des Dschungels waren schlagartig verstummt. Totenstille senkte
sich über die Stadt, die zitternd den Atem anhielt. Der Tod näherte
sich leise schleichend, die Mörderkatze kam - der menschenfressende
Tiger von Hadramur! Die Angst umkrallte Amirs Kehle wie eine eisige Faust.
Er wollte schreien, wollte davonlaufen, doch es gab kein Entrinnen. Der
Mörderkatze konnte niemand entkommen. Plötzlich hatte Amir Dawadi
das Gefühl, in dem engen Raum ersticken zu müssen. Er stieß
sich vom Fenster ab, lief hinaus auf den mit Säulen verzierten Arkadengang
und die Treppe hinunter in den Hof des Hauses, in dem ein Springbrunnen
plätscherte. Seine Frau und die Kinder schliefen, ebenso das Gesinde.
Amir Dawadi war ganz allein im Hof, und dennoch hörte er tappende Schritte.