Macabros Nr. 90: Höhle des Unheils
|
Sie trafen sich in einer kleinen Hütte am See. Die nächste menschliche
Siedlung lag über dreißig Kilometer entfernt. In der nebligen
Einsamkeit konnten sie zusammenkommen, ohne daß jemand von ihrer Begegnung
erfuhr, denn kein Mensch würde sie hier vermuten. Die Hütte
gehörte einem Freund. Arne Kekoolen war in seinem Land ein bekannter
Skilangläufer, mit der Einsamkeit der Berge, Wälder und Seen vertraut,
und er wußte, daß um diese Jahresezeit nur Verrückte - oder
Verliebte in diese Gegend kamen. Und er war verliebt. In Marikje Adeninnen.
Die dreiundzwanzigjährige, schwarzhaarige Schönheit war die Tochter
eines finnischen Fabrikanten und Alleinerbin eines Konzerns mit weltweiten
Verbindungen. Arne Kekoolen und Marikje Adeninnen liebten sich gegen den
Willen von Marikjes Vater, der diese Verbindung nicht wollte. In altmodischer,
engstirniger Manier hatte er für seine Tochter bereits einen Mann
gewählt, der seiner Meinung nach genau der richtige war: Ted Forman,
amerikanischer Industriellensohn, mehrere Millionen Dollar schwer.
Rezension von
GoMar:
Kurzbeschreibung:
Jim, der Guuf, träumt wieder. Er belauscht im Traum ein finnisches
Liebespaar namens Marikje und Arne, das ein Mordkomplott plant. Dabei wird
er von der Frau gesehen. Der Liebhaber sucht nach ihm. Jim sitzt in einem
Baum am See, und als der Mann direkt unter ihm steht, schlägt er ihm
einen Knüppel an den Kopf. Der Mann stürzt in den See und ertrinkt!
Jim, der Guuf - ein eiskalter Mörder?!
Als Marikje ihn später tot auffindet, will sie nur noch weg von diesem
Ort, muss nur noch Arnes Motorradschlüssel aus der Hütte holen.
Aber in der Hütte ereilt sie ihr Schicksal: Sie wird in eine Vampirin
verwandelt, die ab sofort nach neuen Opfern Ausschau hält - und auch
fündig wird!
Jim glaubt, dass es sich nur um einen Traum handeln kann. Er schläft
immer mehr, kann sich praktisch kaum noch gegen diese Müdigkeit wehren,
und seine Träume führen ihn beim nächsten Mal nach Deutschland,
zu der in einem Taunus-Wäldchen versteckten "Roten X-Bar". Dort beobachtet
er, wie ein Gast hinausgeworfen wird, der um sein Geld betrogen wurde. Wenig
später sieht Jim, wie aus dem Hinausgeworfenen ein Werwolf wird, der
gleich darauf furchtbare Rache nimmt ...
Björn Hellmark liest den dritten Brief von Ak Nafuurs Vermächtnis.
Darin wird er aufgefordert, die Höhle des Unheils zu besuchen und den
jahrtausendealten Guuf-Zauber zu beenden, insbesondere den Schädel des
Guuf-Magiers zu finden, denn diesen wird er noch brauchen. Macabros macht
sich sofort mit der "Ewigen Flamme der Schlangengöttin Luku-U'moa" auf
den Weg, die Totempfähle damit zu verbrennen, aber die Höhle ist
leer! Dafür kann er gerade noch Loll, den Weißen, retten vor dem
Tod in einem Sumpf, der auf magische Weise in der Höhle entstanden
ist.
Inzwischen wissen die Freunde auf Marlos, dass Jim, der Guuf, der Schlüssel
zu diesen Ereignissen ist, dass alles mit seinen Träumen
zusammenhängt. Doch wie sollen sie ihn daran hindern, zu schlafen, wenn
er kaum in der Lage ist, die Augen offen zu halten? Außerdem ist Jim
nicht mehr wirklich willens, mit ihnen zu kooperieren, denn er will seine
Bestimmung als Guuf annehmen. Pepe und Macabros versuchen dies zu schaffen,
während Björn, Carminia, Rani und Danielle de Barteauliée,
die "weiße Hexe", sich nach Afrika begeben, um den Guuf-Zauber zu beenden.
Doch Jim schläft unterdessen wieder ein und erweckt auf einem englischen
Friedhof die Toten wieder zum Leben, damit diese als Ghule über die
Menschen herfallen ...
Björn und seine Freunde suchen inzwischen verzweifelt in Afrika die
Totempfähle, wissend, dass ihnen die Zeit davonläuft. Als Björn
und Carminia sich von Rani und Danielle trennen, entdecken sie gleich darauf
Loll, der von einem Totempfahl "gepfählt" wurde. Da rast schon der
nächste auf Carminia zu; Björn kann sie gerade noch retten! Er
schickt Macabros auf die Suche nach Rani und Danielle - und Macabros findet
die beiden tot im Dschungel liegen! In ihren Körpern stecken die
grauenhaften Totempfähle ...
Björn und Carminia gelangen alsbald an einen Kreisring mit
Totempfählen, in dem auch der mit dem Guuf-Schädel darauf dabei
zu sein scheint. Aber da werden sie bereits in den Kreis gezogen - und all
ihre Gaben und magischen Mitbringsel sind nutzlos geworden. So stehen sie
der unheimlichen Magie des Guuf-Magiers wehrlos gegenüber ...
Meinung:
Wer sagt's denn: Dan Shocker kann's einfach! Nach dem unterdurchschnittlichen
Roman Nr. 87 und den gerade
noch durchschnittlichen Romanen Nr.
88 und Nr. 89 zieht er
hier bereits wieder fast alle Register seines Könnens und liefert einen
spannend und unheimlich geschriebenen Roman ab. In diesem Roman baut er sogar
wieder klassische Horror-Elemente ein wie Vampire, Werwölfe und aus
Gräbern steigende Tote. Aber Dan Shocker wäre nicht Dan Shocker,
wenn diese Wesen nicht doch irgendwie anders sein würden, als sie meistens
dargestellt werden - aber um nichts unheimlicher!
Alles beginnt wieder mit einem Traum von Jim, dem Guuf. Hierbei handelt es
sich um die Fortsetzung des Romans
Nr. 87 "Myriadus, der
Tausendfältige". Und diese Fortsetzung ist um Längen besser als
der erste Teil, obwohl sonst oft der zweite Teil schwächelt, wie im
Film meist bemerkbar, aber auch bei geschriebenen Trilogien (siehe beispielsweise
Ranis Solo-Abenteuer in der "Skelettus-Trilogie" Macabros-Romane Nr. 51-53).
Vor allem Jim, der Guuf, wird hier äußerst gut von seiner
dämonischen Seite her dargestellt, begeht er doch gleich zu Anfang einen
Mord, wobei am Ende des Romans einfach vergessen wird, diesen Mord zu
sühnen! Irgendwie zieht das mit dem Traumgeschehen nicht so ganz, denn
der Mann fällt ja ins Wasser und ertrinkt - also ist das Geschehen doch
nicht nur ein Traum! Überdies scheint die dämonische Guuf-Ader
in seinem Wesen jetzt voll durchzubrechen, verhilft er doch dem jahrtausendealten
Guuf-Magier zu seinem möglichen Triumph über die Menschen. Ich
finde das sehr gut beschrieben, wie Jim zwar durch seine menschliche Ader
versucht, sich dagegen zu wehren, aber die dämonische Ader der Guufs
eben viel stärker zum Vorschein kommt und die menschliche dadurch
hintanstellt.
Auch die Parts von Björn und seinen Freunden sind diesmal ziemlich
spektakulär geschrieben, kommen doch Rani Mahay und Danielle de
Barteauliée durch die Totempfähle gleich mal ums Leben - wenn
auch nur von Danielle mit ihren Hexenkräften vorgetäuscht. Doch
dann landen sie alle in zwei verschiedenen Totempfahlringen - und hier versagen
sogar Danielles Hexenkräfte, sowie alle weiteren Gaben von Björn,
Rani, Carminia und deren sonstige Hilfsmittel gegenüber der Guuf-Magie.
Wie sollen sie da wieder herauskommen?
Gleichzeitig wird auch beschrieben, dass es Macabros bereits gelingt, Orte
anzusteuern, die er nur aus Traumbilderbeschreibungen Jims erraten kann.
Und noch dazu scheint Macabros fast die ganze Zeit über aktiv sein zu
können, ohne dass Björn Hellmark dafür schwächer wird
- was früher doch ständig der Fall war. Da macht es sich Dan Shocker
meiner Meinung nach doch etwas zu leicht mit dieser "übermenschlichen"
Gabe. Ein anderes Detail am Rande: Loll, der Weiße, wird in diesem
Roman einfach zum Häuptling über die Eingeborenen gemacht, was
er im Roman Nr. 87 noch nicht
war, denn dort lebte er nur seit 25 Jahren unter ihnen. Wird er nur deshalb
zum Häuptling gemacht, weil er ein Weißer und dadurch automatisch
den "zurückgebliebenen" Eingeborenen überlegen ist? Da weht doch
sehr der geistige Wind der Kolonialzeiten durch die Zeilen! Ein weiteres
Detail: Wieder einmal tappen alle gemeinsam in die Falle des Guuf-Magiers!
Sie kommen anscheinend nicht gerne auf die Idee, bei so gefährlichen
Abenteuern allein vorzugehen, wie ein Stoßtrupp bei der Armee dies
tut (hätten die Jungs ihren Wehrdienst bei der Armee geleistet, hätten
sie dies zumindest gewusst, hä, hä), sondern viel zu oft alle
gemeinsam! Aber sonst gibt es eigentlich nichts groß zu bemängeln;
die Durststrecke der letzten drei Romane scheint beendet zu sein!
Fazit: Ein durchaus lesenswerter Roman, bei dem man schon etwas aufpassen
muss wegen der doch vielen Handlungsebenen, aber Dan Shocker verwebt sie
gekonnt wie immer zu einem großen Ganzen. Der Roman ist mit seiner
typischen Schreibart flüssig geschrieben und beinahe atemlos zu lesen.
Selbst der Schluss wirkt nicht ganz so abrupt abgebrochen, wenn er durchaus
auch um eine oder zwei Seiten länger hätte sein können, aber
der Verlag musste ja auch noch einige Werbeseiten in dem Romanheft unterbringen.
Das vergisst man heutzutage leicht, wenn man hauptsächlich Bücher
liest, aber auch da gibt es immer wieder Eigenprodukt-Werbeseiten als Anhang,
nur ist da die Länge des Romans nicht so stark an gesamt 64 Seiten gebunden
...
Wegen dem unnötigen Klischee des von einem weißen Häuptling
geführten Eingeborenenstammes und der "Dummheit" der Marlosianer, immer
gemeinsam in eine Falle zu stolpern, gibt es ein Kreuz Abzug.
Besonderheiten:
1. Marikje Adeninnen und Arne Kekoolen planen einen Mord; Jim, der Guuf,
belauscht sie dabei.
2. Jim, der Guuf, erweckt mit seinen Träumen Vampire, Werwölfe
und Verstorbene zu unheiligem Leben.
3. Peter Grohner, ein hinausgeworfener Bordellbesucher, wird zu einem
Werwolf.
4. Hier wird erstmals offenbart, dass sich Rani und Danielle ineinander
verlieben.
5. Als Innen-Illustration wird erstmals Pepe, der junge Mexikaner, dargestellt,
obwohl ich mir manchmal nicht ganz sicher bin, ob nicht doch ein Mädchen
da gezeichnet wurde (diese vollen, geschwungenen Lippen, die dichten Augenbrauen,
das weiche Gesicht, die Frisur). Laut Dan Shocker hat er ja stets einen
Wuschelhaarkopf; hier wird er mit der typischen Mestizen-Frisur sowie einem
ponchoähnlichen Kleidungsstück gezeichnet, wobei die Frisur zwar
gewiss stimmiger ist als die Wuschelhaare, aber so wurde Pepe nun einmal
beschrieben. Sein Gesichtsausdruck erscheint mir auch zu melancholisch für
einen 14-jährigen Jungen, der vor Übereifer nur so sprüht,
Löffel und Gabeln verbiegt, alles Mögliche kaputt macht und beim
Sprechen immer wieder "kräht".
6. Dieser Roman erschien auch als 2. Teil im Macabros-Doppelband Nr. 40 im
Blitz-Verlag.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Titelbild gibt genau eine Szene des Romans wieder, selbst die
Schirmmütze des Rauchers stimmt. Einzig die beschriebene Gitarre scheint
zu fehlen, könnte aber durch den Mann im Vordergrund verdeckt werden.
Sehr schön gemalt erscheint das Gesicht der Vampirin mit dem tödlichen
Eckzahn und den Fledermausflügeln als Körperglieder (durch die
übergroßen Flügel scheint es keinen Fledermauskörper
zu geben). Irgendwie fehlt mir für eine finnische Landschaft auch etwas
Birkenwald, aber vielleicht verbrennt der ja gerade im Lagerfeuer ...
Coverbewertung: