Larry Brent Nr. 81: Lady Frankenstein
Larry Brent Nr. 81: Lady Frankenstein


Gomez wünschte sich, solche Augenblicke öfter zu erleben, doch die Todesstunde des neunundzwanzigjährigen Spaniers war bereits bestimmt! Neben der einsamen Berghütte, in die er sich immer zurückzog, wenn sein hektischer Beruf es mal zuließ, tauchte ein Schatten auf. Zwei dunkle, blutunterlaufene Augen beobachteten den einsamen Mann, der am Abhang stand. Sie beobachteten ihn auch' noch, als er sich umwandte und in die Hütte zurückging. Es wurde jetzt schnell dunkel. Alfonso Gomez merkte nicht, daß der schwere, klobige Körper genau hinter ihm stand. Erst als X-RAY-12 die Tür zudrücken wollte, merkte er, daß das nicht ging. Er wirbelte herum. Im ersten Moment glaubte er, daß Larry Brent und Iwan Kunaritschew eingetroffen wären und sich heimlich versteckt hatten, um ihn zu überraschen. Dies brachte es mit sich, daß der Spanier eine Sekunde länger zögerte, als es sonst seine Art war, die ihm bisher mehr als einmal sein Leben im Dienst der PSA gerettet hatte. Doch weder Larry noch Iwan erlaubten sich einen Scherz. Ein Fremder betrat mit Gomez die Hütte! Ein Monster.


Rezension von Bloemsemann:


Kurzbeschreibung:
Larry Brent und Iwan Kunaritschew sind von ihrem spanischen Freund und Kollegen Alfonso Gomez alias X-RAY-12 eingeladen worden, mit ihm auf dessen Berghütte in den Pyrenäen ein paar Tage zu verbringen. Als sie die Behausung erreichen, finden sie aber nur noch den Leichnam des Mannes; beide Arme fehlen ihm. Sofort beauftragt X-RAY-1 die Agenten, nach dem Mörder des PSA-Kollegen zu suchen. Die Freunde legen sich auf die Lauer und machen in der kommenden Nacht einige Geräusche in der stillen Bergwelt aus, was sie darauf schliessen lässt, daß in der Tat jemand im Dunkeln unterwegs zu sein scheint. Doch sie sind nicht alleine auf der Pirsch. Der Bauer Paco Arimez-Prado und sein Knecht Pedro jagen seit einiger Zeit einen unheimlichen Tiermörder, der Pacos Hof ziemlich zugesetzt hat. Pedro wird jedoch bei einer der Nachtwachen von einer Art Monstrum angegriffen und getötet. Seine Leiche bleibt verschwunden. Arimez-Prado vermutet, daß das wohlhabende Paar Alfredo und Carmen Mojales von der nahegelegenen Hazienda hinter den Ereignissen steckt. Doch die Wahrheit ist noch viel erschreckender. Larry und Iwan lernen die hübsche Carmen und ihre ansehnliche Tochter Maria-Rosa kennen. Sie werden von den Damen zum Essen eingeladen. Nur verfolgt Carmen Mojales ganz andere Pläne mit den beiden Herren. In Wirklichkeit ist sie die Assistentin des berühmten Baron Victor von Frankenstein gewesen. Durch einen Unfall kam sie zu Tode, wurde aber von Frankenstein wieder zum Leben erweckt, ebenso wie ihr späterer Mann Alfredo. Durch die Bekanntschaft mit dem Baron erlernte sie aber auch dessen Fähigkeiten. In einem verborgenen Keller unter der Hazienda experimentiert die Dame munter vor sich hin. Eines ihrer missratenen Geschöpfe ist Marco, eben jenes Monstrum, welches bereits Pacos Tiere, dessen Knecht und ebenso Gomez auf dem Gewissen hat – denn auch Marco versucht sich an einigen makabren Experimenten in einer versteckten Höhle. Da Alfredo Mojales in Barcelona von einem Auto erfasst und getötet wird, steht für Carmen eine neue Operation auf dem Programm. Dazu braucht sie den Körper von Iwan Kunaritschew, um diesen für ihren toten Mann zu verwenden. Sie kann die beiden Agenten ausschalten und verfrachtet sie in ihr Labor.  Doch ein unerwarteter Besucher stört den Eingriff: Frankenstein höchstpersönlich will sein Wissen endgültig von der Welt tilgen und diesem Treiben eine Ende setzen. In dem Labor unter der Hazienda kommt es zum letzten Showdown ...


Meinung:
Der Beginn dieser fast schon trashigen Geschichte gestaltet sich relativ ruhig und mit nur sehr wenigen Zwischenereignissen. Die Handlung baut sich ohne grosse Eile auf, was leider an manchen Stellen zu ein paar ungewollten Längen führt. Iwan und Larry machen ihren makabren Fund in der Hütte und werden dann stückchenweise in die seltsamen Ereignisse in dieser einsamen spanischen Berglandschaft eingeführt – übrigens in der Tat eine nett gewählte Umgebung, die ihren ganz eigenen Reiz versprüht. Ziemlich früh kommt man aber hinter das düstere Geheimnis, welches Carmen Mojales umgibt – zumindest erfährt man von ihrem geheimen Labor, ihren medizinischen Fähigkeiten, aber auch ihre gefährliche Erotik kommt zum tragen. Ein witziger Einfall von Shocker ist übrigens, als er Carmens Bett als Lösung diverser Probleme erwähnt – erst in der darauffolgenden Szene wird aber deutlich, daß es sich hier nicht um ein mögliches Schäferstündchen, sondern um die technischen Raffinessen der Liegestatt dreht, mit denen sie den Kopf ihres Mannes aus dem Labor heraufbefördern und am Leben erhalten kann. Nach dem tödlichen Unfall ihres Gatten wird zwar Carmens kranker Wahn offensichtlich, dennoch präsentiert sie ihre wahre Identität dem Leser erst bei dem aufreibenden, teilweise auf wirklich makabren Finale. Speziell bei der Leküre der letzten Seiten, auf denen abschliessend noch erwähnt wird, was Marco eigentlich mit den Körperteilen seiner Opfer veranstaltet hat, bleibt ein Schauder nicht aus. Grosses Kino auch, als Frankenstein himself das grosse Geheimnis um die Mojales in einem seitenfüllenden Monolog lüftet und für das dramatische Ende sorgt. Das Auftauchen dieser klassischen Figur der Gruselliteratur ist eine feine Idee von Dan Shocker, und wieder mal drückt er diesem Thema seinen ganz eigenen Stempel auf. Wer die eigenständige (und leider nicht abgeschlossene) „Frankenstein-Serie“ von DS kennt, sollte sich von dieser Version des Frankenstein-Themas nicht irritieren lassen – theoretisch könnte dies aber auch das fehlende Ende der Serie sein ...


Besonderheiten:
Alfonso Gomez alias X-RAY-12 hat seinen einzigen und auch sehr kurzen Auftritt in der Serie.
Baron Victor von Frankenstein höchstpersönlich gibt sich die Ehre.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Carmen Mojales werkelt in ihrem verborgenen Labor an dem Kopf ihres verstorbenen Mannes herum und versucht ihn am Leben zu erhalten. Im Hintergrund sehen wir die auch in der Geschichte erwähnten menschlichen Körperteile. Ein typischer Lonati, aber einen dicken Minuspunkt möchte ich für das Namensschild an dem Kopf geben – hierdurch wird dem Leser radikal vorweg genommen, was den Besitzer der Hazienda erwartet. Ein wirklich mieser Patzer, den man sich der Spannung willen hätte sparen können ...


Coverbewertung:
2 Kreuze
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Lary Brent und Iwan Kunaritschew wollen bei ihrem Kollegen Alfonso Gomez, alias X-RAY-12, Urlaub in den spanischen Pyrenäen machen. Als sie die einsame Berghütte erreichen finden sie nur noch die Leiche ihres Freundes. Die Arme wurden ihm ausgerissen. David Gallun, der geheimnisvolle Chef der PSA, beauftragt seine Agenten Licht in das Dunkel um die Ermordung von Gomez zu bringen. Sie treffen auf den Farmer Paco Arimez-Prado. Seit geraumer Zeit wurde das Vieh von Paco getötet und nun wollte er mit seinem Knecht den unheimlichen Killer stellen. Dabei wurde der Knecht das Opfer eines Monsters. Paco verdächtigt den reichen Haziendero Alfredo Mojales und vor allem dessen Frau Carmen. Eher zufällig haben Larry und Iwan auch die Bekanntschaft mit Carmen Mojales und dessen Tochter gemacht. Für die PSA-Agenten ist es ein glücklicher Umstand, dass sie zu einem Fest auf der großen Hazienda der Mojales eingeladen werden, nicht ahnend, dass Carmen Mojales niemand anders ist als - Lady Frankenstein ...


Meinung:
In diesem Roman hat ein weiterer PSA-Agent einen Auftritt, der leider wieder einmal viel zu kurz ausfällt. Der Leser erfährt so gut wie gar nichts über Alfonso Gomez, bevor er ermordet wird. Der Autor täte gut daran, solche Charaktere in einem anderen Fall vorzustellen, bevor er sie sterben lässt. So berührt einen das Schicksal des Agenten nicht sonderlich. Ansonsten ist der Roman äußerst kurzweilig und rasant geschrieben worden und weißt lediglich kleine Längen bei Larry Gespräch mit der Tochter von Carmen Mojales auf. Die Story über den echten Frankenstein, der Jagd auf seine ehemaligen Assistenten macht wurde spannend erzählt und gipfelt in einem dramatischen Finale. Die Charaktere wirken alle sehr glaubhaft, insbesondere der ältere Farmer Paco Arimez-Prado wurde sehr sympathisch dargestellt. Das Highlight ist aber unbestritten der Auftritt des Barons von Frankenstein, der ebenso wie in dem Roman von Mary Shelley kein wahnsinniger oder gar bösartiger Wissenschaftler ist, sondern anfangs durchaus das Wohl der Menschheit im Blickpunkt hatte. Es ist immer wieder faszinierend zu lesen, wie Dan Shocker tatsächliche Begebenheiten mit seinen eigenen Ideen zu verknüpfen versteht.


Besonderheiten:
Alfonso Gomez, alias X-RAY-12, wird von einem Frankenstein-Monster getötet.
Baron Viktor von Frankenstein tritt persönlich auf.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Lady Frankenstein bei der Arbeit. Lonati hat es verstanden die kühle Schönheit der Dame perfekt einzufangen.


Coverbewertung:
4 Kreuze