Larry Brent Nr. 41: Um Mitternacht im Leichenhaus
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Der geheimnisvolle Eindringling in dem dunkelblauen Trenchcoat huschte wie
ein Schatten durch das stille Haus, daß Henry Olander zu seinen Lebzeiten
"Hotel Olander" getauft hatte. Er war noch jung. Das verrieten seine flinken
Bewegungen. Sein Gesicht war nicht zu erkennen. Zwei Stufen auf einmal nehmend
hastete er in das obere Stockwerk. Der Mann warf einen Blick auf seinen
Zeitmesser. Obwohl es noch nicht fünfzehn Uhr war, schien der Abend
bereits angebrochen zu sein. An diesen düsteren, regnerischen Tag drang
kein Sonnenstrahl durch die dicke, zähe Wolkendecke. Sie waren im
Maskenzimmer verabredet. Der Raum hatte seine Bezeichnung deshalb von Olander
bekommen, weil er darin eine kostbare Sammlung aufbewahrte. Die Wände
waren bedeckt mit handgeschnitzten Masken aus dem alten Afrika und Neuguinea.
Der Fremde überschritt die Schwelle und nahm in einem tiefen, mit Samt
bezogenen Sessel Platz. Er war überzeugt davon, allein zu sein... und
merkte erst im letzten Augenblick die tödliche Gefahr.
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Der berühmte Komponist Henry Olander ist bei einem Autounfall ums Leben
gekommen. Die junge Witwe möchte nicht allein in dem düsteren Haus
ihres Mannes bleiben und kommt bei einem befreundeten Paar unter. Dem Regisseur
Ernest Bartmore und dessen Frau, der Schauspielerin Judy Bartmore. Als Judy
für ihre Freundin ein paar Sachen aus dem Haus des toten Komponisten
holen will findet sie eine Leiche im Kleiderschrank. Kurz darauf wird sie
betäubt. Als sie erwacht ist der Tote verschwunden. Doch der Terror
geht weiter, Judy erhält anonyme Anrufe, in denen sich der Anrufer mit
ihr um Mitternacht im Leichenhaus treffen will. Auch im Auto hört Judy
die Stimme, doch es stellt sich heraus, dass außer ihr noch einer im
Wagen sitzt. Das unheimliche Wesen ohne Gesicht würgt die Schauspielerin
bis zur Bewusstlosigkeit du bringt sie ins Leichenhaus. Dort findet die entsetzte
Judy eine weitere Leiche. Ein entflohener Häftling der zur falschen
Zeit am falschen Ort war, wurde ein Opfer des Unheimlichen. Judy entkommt
wieder nach Hause. Ihr Mann will sie zu einem Psychologen schicken, doch
der ist in Urlaub. Ein anderer kommt nicht in Frage, da sonst der gute Ruf
der Schauspielerin auf dem Spiel steht. In ihrer Verzweiflung wendet sich
Judy an Miriam Brent. Die junge Frau soll mit der Bartmore eine
Drei-Personen-Stück spielen. Zu diesem Ereignis kommen auch die Eltern
Miriams sowie ihr Bruder in die Kleinstadt. Was für Larry zunächst
als Familientreff geplant war, wird schnell zu einem offiziellen Fall, als
ihn der tote Henry Olander um ein Treffen bittet... Was steckt wirklich hinter
dem mysteriösen Autounfall des Komponisten und wo ist die Verbindung
zu dem Psychoterror dem die junge Schauspielerin Judy Bartmore ausgesetzt
wird? Larry Brent und seine Schwester Miriam in einem unheimlichen Fall mit
einem überraschenden Ende.
Meinung:
Ein sehr durchwachsener Roman. Die Handlung kommt zunächst nicht so
recht in Fahrt und stellenweise hatte ich das Gefühl, dass Dan Shocker
mit seinen Handlungssträngen etwas durcheinanderkommt. Aber weit gefehlt,
am Ende fügt sich alles in ein schlüssiges Bild, auch wenn ich
im Nachhinein das Finale als nicht so überraschend einstufe. Aber am
besten ist der Leser bildet sich darüber seine eigene Meinung. Allerdings
spielt der Zufall bei dem Unfall Olanders für meinen Geschmack einmal
zuviel mit. Auch die Szenen im Leichenhaus, auch wenn sie unheimlich beschrieben
wurden, machten auf mich einen eher unbeholfenen Eindruck, so als ob Dan
Shocker seinen Titel rechtfertigen wollte. Okay, Judy sollte in den Wahnsinn
getrieben werden, aber dennoch fand ich das Geschehen etwas übertrieben.
Positiv hingegen fand ich das Familientreffen der Brents, auch wenn der Auftritt
von Larrys Eltern am Ende des Romans äußerst kurz ausfiel und
die Erzeuger des Topagenten auch keinen Satz sprechen durften. Ein bisschen
seltsam fand ich Dan Shockers Formulierung auf Seite 5, am Ende des zweiten
Handlungsschnittes: "Judy Bartmores Körper wurde schlaff wie ein Luftballon,
in den man eine Nadel sticht..." Nun, der Ballon wird erst schlaff, nachdem
er geplatzt ist, daher ist dieser Vergleich ziemlich merkwürdig. Auch
die Rettungsaktion von Miriam unter dem sich senkenden Bühnenboden fand
ich logisch nicht unbedingt nachvollziehbar. Als Larrys Schwester Judy findet,
ist der Bühnenboden noch fünfzig Zentimeter vom Kellerfußboden
entfernt. Also schon ziemlich eng für einen Menschen. Dennoch hat Miriam
noch genügend Zeit zu Judy zu kriechen und sie seelenruhig herauszuziehen.
Kurz darauf schreibt Dan, der Bühnenboden wäre noch vierzig Zentimeter
von den beiden Frauen entfernt. Also schlank hin oder her, aber platt wie
Briefmarken sind selbst Topmodels nicht. Denn eben war noch die Rede von
einem halben Meter zwischen Bühnenboden und Fußboden. Leider setzt
Dan Shocker die Tradition fort, dass in Heftromanen die Helden ständig
die sympathischsten Menschen der Welt sind und jeder mit ihnen zurechtkommt.
Kam mir besonders schlimm vor, als sich Judy so mir nichts dir nichts Miriam
anvertraute. Im großen und ganzen ein sehr durchschnittlicher
Larry-Brent-Roman, den noch das gute Ende rettete.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover ist sehr stimmungsvoll gezeichnet und zeigt den entflohenen
Häftling kurz vor seiner Ermordung.
Coverbewertung:
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Karen Olander, die Frau des bekannten Komponisten Henry Olander zieht nach
dessen plötzlichen Tod erstmal zu dem befreundeten Ehepaar Judy und
Ernest Bartmore. Als Judy der Witwe nun noch ein paar Kleider aus deren Haus
holen will, finde sie eine Leiche und wird betäubt. Doch als sie wieder
erwacht, ist die Leiche verschwunden! Die sehr labile Schauspielerin, die
erst gerade eine schwere depressive Phase hinter sich gebracht hat, wird
nun massiv bedroht und erschreckt. Auch vor Mordanschlägen wird nicht
Halt gemacht. Als sie in Miriam Brent, mit der sie gerade ein Theaterstück
probt, eine Freundin erkennt, schüttet sie dieser ihr Herz aus. Miriam
versteht ihre Not und setzt ihren Bruder Larry Brent alias X-RAY-3 von der
PSA auf den Fall an. Schnell stellt dieser fest, daß hier jemand aus
dem Geheimen heraus operiert. Und dann erhält Larry eine überraschende
Botschaft: der tote Komponist bittet ihn zu sich!
Meinung:
Mal wieder zeigt uns Dan Shocker, wie das Werk aussehen muß, wenn man
einen durchdachten, durchgehend spannenden Gruselkrimi vorlegen will! Immer
wieder schickt er den Leser auf falsche Fährten und fügt neue
Fragezeichen in die Handlung ein. Für meinen Geschmack allerdings in
dem vorliegenden Roman eine Prise zuviel davon. Als zusätzlichen Schmankerl
gibt es dafür wieder einen größeren Auftritt von Larrys
Schwester. Und am Schluß des guten Gruselromans trifft sich die sogar
gesamte Brent-Familie! Schon fast romantisch
Besonderheiten:
Die komplette Brent-Familie trifft zusammen.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt eine Szene des Romans mit den typischen Lonati-Figuren. Leider
stört mich irgendwie der überwiegende Gelbstich des Bildes, der
wohl von der kahlen Glühbirne stammen soll!
Coverbewertung:
Rezension von
Bloemsemann:
Kurzbeschreibung:
Der Komponist Henry Olander verunglückt mit seinem Wagen auf einer
Küstenstrasse tödlich. Seine junge Witwe Karen möchte nach
dessen Beerdigung nicht alleine sein, daher bietet ihre beste Freundin; die
Schauspielerin Judy Bartmore; der Trauernden an, die nächsten Tage bei
ihr und ihrem Ehemann Ernest zu verbringen. Judy möchte am selben Abend
noch ein paar Sachen für Karen aus dem Haus des Verstorbenen holen,
als sie im Kleiderschrank auf eine Leiche stößt. Bevor sie sich
jedoch näher mit dem Toten befassen kann, wird sie von einem Unbekannten
betäubt, und der Angreifer sowie der Körper des Ermordeten sind
nach ihrem Erwachen spurlos verschwunden. Von diesem Moment an hat es wohl
jemand auf das Wohlbefinden der Schauspielerin abgesehen. Ein anonymer Anrufer
droht ihr permanent mit dem baldigen Tod, und ein gesichtloser Mann
entführt sie eines Nachts in ein Leichenhaus, in dem sie zu allem
Überfluss mit dem ermordeten John Taylor konfrontiert wird; einem
entwischten Häftling, der sich in an diesem makabren Ort verstecken
wollte, dort aber anscheinend von einer nicht ganz so toten Leiche
niedergestochen wurde. Glaubte die Bartmore anfänglich noch, dass ihr
ihre ohnehin schon angegriffene Psyche einen bösen Streich spielt, werden
die Angriffe auf die Dame zusehends heftiger. Letztendlich muss auch Larry
Brents Schwester Miriam, die in Salisbury zusammen mit der Bemitleidenswerten
an einer Theaterpremiere arbeitet, feststellen, dass man ihrer populären
Schauspielkollegin tatsächlich nach dem Leben trachtet. Als Miriam beinahe
selbst dem unheimlichen Gesichtlosen zum Opfer fällt, wird umgehend
X-RAY-3 eingeschaltet, welcher sowieso bereits mit der gesamten Familie Brent
in Salisbury weilt, um der Premierenfeier seiner Schwester beizuwohnen. Larry
deckt ein unglaubliches Komplott auf und wird am Ende mit einer
riesengroßen Überraschung konfrontiert
Meinung:
Ein wenig zu durchsichtig erschienen mir der klassische Autounfall und der
mögliche Unfalltod einer gewissen Person, welches wie schon öfters
einen Rattenschwanz an ominösen Ereignissen nach sich ziehen musste.
Schon gleich auf den ersten Seiten stellte sich mir die Frage: Na,
ist denn unser lieber Mr. Olander denn auch wirklich umgekommen?' Erinnerungen
an solche Geschichten wie die "Die Treppe ins Jenseits
(LB 025)" oder einfach nur "Die drei
??? und das Gespensterschloss" ließen hier doch berechtigte Zweifel
an dem Ableben Henry Olanders aufkommen. Dennoch bastelt DS einen
atmosphärisch absolut ansprechenden und gut durchdachten Grusel-Krimi
zusammen, der mit einigen richtig stimmungsvollen Szenerien bestückt
wird. Vor allem die schleichende Bedrohung gegen Judy Bartmore, die ebenso
ahnungslos scheint wie der Leser, bereitet einige Stunden Vergnügen.
Auch das nächtliche Treiben in dem Leichenhaus mit dem seeligen Taylor
und der wandelnden Leiche sorgen für die gewisse Portion Grusel. Ab
der Hälfte der Geschichte blickt man dennoch im Gegenteil zur gebeutelten
Judy recht schnell hinter die Kulissen dieses düsteren Komplotts, und
ahnt dass der Übeltäter am Ende wohl nicht allzu paranormal aussehen
dürfte. Alles in allem zwar nicht DER Riesenknaller, aber eine passende
Lektüre für einen nebligen kalten Herbstabend mit einer Tasse Tee
oder einem Gläschen Whisky und dem obligatorischen Kürbis auf dem
Fensterbrett
Besonderheiten:
Miriam Brent tätigt einen weiteren Schritt nach oben auf ihrer
Karriereleiter als ernstzunehmende Schauspielerin.
Die gesamte Familie Brent trifft kurzweilig zusammen, auch wenn man von den
Eltern nicht allzu viel mitbekommt.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Die letzten Minuten im Leben des John Taylor, wobei ich vor der Lektüre
dachte, hier hätte es sich ein klassischer Penner bei den Verstorbenen
gemütlich gemacht. Der entflohene Häftling wird aber auch stellenweise
als recht heruntergekommen beschrieben - da passt es dann auch wieder. Durch
das verwaschene Licht atmosphärisch schön umgesetzt, wenn auch
nicht mein Lieblingsbild
Coverbewertung: