Larry Brent Nr. 34: In den Krallen der Nebelhexe
Larry Brent Nr. 34: In den Krallen der Nebelhexe


Die letzten Worte, die Cindy Calhoon in ihrem Leben sprach, lauteten: "Ich finde es herrlich hier. Keine Menschen, kein Verkehr... nur das ewige, gleichmäßige Rauschen der Wellen und der Brandung... selbst auf dem Friedhof nebenan ist es totenstill... " Sie lachte leise wie über einen gelungenen Witz. Dabei merkte man ihr an, daß sie an diesem Abend zuviel Alkohol getrunken hatte. Cindy Calhoon war eine Frau, die die Einsamkeit liebte - und das Alleinsein. Niemand in ihrem Bekanntenkreis wußte, daß sie sich vor vierzehn Tagen hierher begab, um mal wieder den ganzen Trubel los zu sein. Das einsame Haus im Norden Kaliforniens war genau das Richtige für sie. Seit Jeanys Tod war sie die alleinige Besitzerin. Ihre Schwester, die schon vor zehn Jahren das Zeitliche gesegnet hatte und auf dem kleinen Friedhof neben dem Haus begraben lag, hatte es ihr testamentarisch vermacht. Jeany hatte diesen Platz geliebt. Hier war sie auch hergegangen, als sie merkte, daß es zu Ende ging. Man fand sie drei Monate später. Durch Zufall.


Rezension von Bloemsemann:


Kurzbeschreibung:
Cindy Calhoon, eine ältere Dame, lebt seit dem Tod ihrer Schwester in deren einsamen Haus direkt an der Küste im Norden Kaliforniens. Eines Abends wird sie von einem geisterhaften Wesen angegriffen, welches aus dem Nebel zu bestehen scheint, der die Gegend um das Haus seit vielen Jahren umgibt. Cindy bleibt seitdem spurlos verschwunden. Diese Umstände kommen der ehemaligen Schauspielerin Rose Margonny sehr gelegen, denn sie kennt das Anwesen seit ihren Kindertagen und sehnt sich danach, dort ihren Lebensabend zu verbringen.
Auf einer Party des Produzenten Murphy Cullers lernt Rose die junge Nachwuchsschauspielerin Miriam Brent kennen und erzählt ihr von dem Haus ihrer Träume, sowie dem Vorhaben, diese Anwesen wieder aufzusuchen. Die Festlichkeiten werden jedoch von dem unheimlichen Mord an dem Gastgeber überschattet. Ein sichtlich verwirrtes Filmsternchen namens Loretta Queen wird als Mörderin verhaftet, obwohl sie ihre Unschuld beteuert. Auch Miriam bekommt das ungute Gefühl nicht los, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, insbesondere dann, als sie am selben Abend durch den Einfluss einer seltsamen Macht ihr Bewusstsein verliert und erst Tage später im Krankenhaus wieder zu sich kommt.
Währendessen scheinen einige weitere Ereignisse ihren Ursprung in dem Haus an der Küste zu haben. Ein gewisser Joe Akers leidet an schrecklichen Alpträumen, die letztendlich darauf schließen lassen, dass er mindestens schon einmal gelebt hat. Etwas Furchtbares muss in seinem früheren Dasein geschehen sein, und ein Zwang lockt ihn nach Petrolia zu dem seltsamen Haus.
Gleichzeitig hat es Larry Brent dorthin verschlagen, um das Verschwinden von Cindy Calhoon aufzuklären. Der PSA-Agent kann noch gar nicht richtig in die Geschichte einsteigen, als er schon in seinem Hotelzimmer beinahe einem tödlichen Anschlag zum Opfer fällt. Irgendjemand möchte mit aller Macht verhindern, dass er sein Ziel erreicht. Dennoch findet Larry heraus, dass auf der einen Seite eine kriminelle Organisation das Verschwinden der Hausbewohner zu ihrem Vorteil nutzt, andererseits trägt jemand eine alte Rache aus und macht dabei auch vor Unschuldigen nicht Halt.
Hierbei stößt Larry auf einen Begriff, welcher die Quelle all dieser Geschehnisse zu sein scheint - die Nebelhexe...


Meinung:
Und wieder einmal wird ein typischer Kriminalfall mit einer Spukgeschichte verbunden, nur dass anders als in den ersten Larry-Fällen hier auch das Paranormale seinen großen Auftritt hat. Die titelgebende Nebelhexe ist ein klassisches Geisterwesen, welches von DS unheimlich und passende beschrieben wird. Ihr stummes Auftreten und die unbändige Mordlust machen sie zu einer wirklich interessanten Figur. Dazu gesellt sich noch als passendes Motiv eine Rachegeschichte aus der Vergangenheit, die einen wirklich brutalen Ausgang nimmt.
Jedoch ist bei dieser Story etwas der Wurm drin. Die Szenerie ist zwar atmosphärisch dicht und ansprechend gewählt, die Handlung in sich einigermaßen stimmig und auch das Finale stellenweise auch wirklich schaurig; mit einer lebende Wasserleiche und dem finalen wirklich krassen Mord der Nebelhexe; doch der Spannungsbogen will nicht so wirklich nach oben rutschen. Die Handlungsstränge tröpfeln größtenteils gleichbleibend auf einer Stufe vor sich hin. Es wird viel erzählt, aber die nötigen Knalleffekte zünden relativ leise.
Zusätzlich hat mich das Auftreten dieser seltsamen Organisation "The World's Family", welche das Morden der Nebelhexe für ihre Interessen missbraucht, etwas gestört im Nachhinein war diese Passage nicht wirklich nötig gewesen.
Nimmt man alles zusammen, zählt dieses Larry-Abenteuer zu den etwas schwächeren seiner Gattung …


Besonderheiten:
- Miriam Brent darf wieder mal mitmischen.
- Die dämonische Familie der Crowdens aus Irland, welche im Band 9 "Mordaugen" ihre Premiere hat, wird im Zusammenhang mit dem "Zehrendes Feuer" (einem magischen Stab, den Larry Brent in Band 9 von Glen Crowden erbeuten konnte) erwähnt.
- Larry spielt kurz mit dem Gedanken, ob der Anschlag in dem Hotel eventuell von den Crowdens ausgeführt wurde.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Die Nebelhexe hat sich den schlafenden Mark Masters als nächstes Opfer ausgesucht. Mir gefällt es, wie Lonati dieses eigenartige Wesen wiedergegeben hat - so wird sie tatsächlich auch beschrieben. Der Friedhof, welcher ebenfalls mehrmals in der Geschichte erwähnt wird, unterstreicht die Stimmung und die dazugehörige Dramatik noch etwas mehr…


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Miriam Brent befindet sich auf der Party eines reichen Filmproduzenten, als dieser plötzlich mit mehreren Messerstichen bestialisch ermordet wird. Unter Verdacht steht das völlig verstörte Starlet, welches als einzige in seiner Nähe war und die blutverschmierte Waffe noch in Händen hält. Während die alternde Schauspielerin Rose Margonny Hilfe holt wird Miriam hinterrücks angegriffen. Obwohl nur leicht verletzt fällt sie für gut eine Woche in ein unerklärliches Koma. Larry Brent wittert übernatürliche Einflüsse und beschließt der Sache auf den Grund zu gehen, doch zunächst muss er einen anderen Fall verfolgen: Ein einsames Haus nahe eines Friedhofs birgt ein düsteres Geheimnis. Die letzte Eigentümerin ist verschwunden und die Behörden vermuten, dass sie tot ist. Angeblich geht auf dem Friedhof und im Haus der Geist einer gefolterten Frau, deren Vater einst das Haus errichten ließ. Doch auf dem Weg zu seinem neuen Einsatzort macht der PSA-Agent die Bekanntschaft mit einem verbrecherischen Pärchen, dass mit allen Mitteln verhindern will, dass Larry Brent die Nebelhexe stellt. Zu diesem Zweck bedienen sich die magisch begabten Personen einem gefährlichen Voodoo-Zauber …


Meinung:
Natürlich verbinden sich die Handlungsstränge von Miriam und ihrem Bruder zum Ende hin zu ein und demselben Fall, denn Rose Margonny ist die neue Käuferin des Anwesens und lädt ihre junge Freundin gleich zu einer Einweihungsparty ein. Und hier liegt gleich der Knackpunkt der Geschichte, denn wo Miriam Brent auftaucht, spielen die Zufälle die Hauptrolle im Konstrukt shockerscher Gruseliteratur.
Gerade auf der Party, auf der auch Miriam zugegen ist schlägt die Nebelhexe zu und natürlich arbeitet Larry ohne es zu wissen an demselben Fall. Zu allem Überfluss ist aber auch noch Miriams mütterliche Freundin Rose Margonny in ihrer Kindheit in dem Spukhaus häufig zu Gast gewesen und kauft den Gruseltempel vom Fleck weg. Das Grundgerüst der Handlung ist eine, von unheimlicher Atmosphäre durchzogene, Gespenster-Geschichte der alten Schule, und dass der mordende Geist als Nebel in Erscheinung tritt, verstärkt noch das Gefühl des Schauderns. In einer weiteren Handlung wird ein Schriftsteller mit seinen früheren Leben konfrontiert und muss, feststellen, dass seine Existenz eng mit der der Nebelhexe verknüpft ist. Auch dieser Handlungsstrang liest sich sehr flüssig und spannend und man tappt als Leser zunächst im Dunklen und fragt sich, was das ganze nun soll. Doch am Ende, geht es wieder richtig zur Sache und das Finale wirkt auch keineswegs überhastet oder konstruiert was leider sehr oft bei den Romanen Dan Shockers der Fall ist. Besonders eindringlich und stellenweise recht brutal ist das Erscheinen der Nebelhexe ausgefallen und die Szene, in der sie Miriam als Wasserleiche in dem nahen See in die Tiefe ziehen will, erinnert stark an den subtilen Gruselfilm "Schatten der Wahrheit", der freilich einige Jahre nach Fertigstellung des Romans gedreht wurde.
Sehr stimmungsvoll und erzählerisch sehr dicht wurde der Anschlag des Pärchens auf X-RAY-3 geschildert, nur leider kam der Autor häufig mit den Standorten seiner Figuren durcheinander. Einmal befinden sich die beiden Attentäter in der Etage unter Larry Brent, dann wieder da drüber. Einen dicken Pluspunkt gibt es für die Erwähnung des "Zehrenden Feuers", jenes unscheinbaren weißen Stabes, den Larry seit einiger Zeit bei sich trägt, um sich gegen die dämonische Familie der Crowdens zur Wehr setzen zu können. Larrys Überlegung, dass auch der vorliegende Fall mit dieser Sippe zu tun haben könnte, ist logisch und stärkt den Eindruck der Serienkontinuität.
Fazit: Durchweg gruselige und stellenweise auch recht brutale Geistergeschichte, die durch ein paar Zufälle einiges an Glaubwürdigkeit einbüßt.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Die Nebelhexe sucht sich ein neues Opfer. Mal abgesehen davon, dass der Geist ein wenig dümmlich aus der Wolke guckt, ist das Bild sehr stimmungsvoll und passt hervorragend auf den Umschlag eines Gruselromans.


Coverbewertung:
3 Kreuze