John Sinclair Nr. 1704: Teuflische Abrechnung
Lex Larkin hatte die Frau zweimal vergewaltigt. Jetzt wollte er sie noch
zu einem Engel machen, wie er es bei den anderen vier jungen Frauen auch
getan hatte. Nun aber waren ihm Zweifel gekommen. Larkin wusste nicht, ob
die Zeit noch ausreichte. Die Bullen waren ihm auf der Spur. Mochte der Teufel
wissen, wie sie es geschafft hatten, ihn aufzuspüren, jedenfalls waren
sie da. Und sogar sehr nah
von Jason Dark, erschienen am 08.03.2011, Titelbild: Bondar
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Chiefinspector Tanner ist es gelungen den vierfachen Mörder und
Vergewaltiger Lex Larkin zu stellen. Das Gericht verurteilt den
geistesgestörten Killer zu lebenslanger Unterbringung in einer
psychiatrischen Anstalt. Als die fünfte Frau, die Tanner aus Larkins
Zugriff befreien konnte, Selbstmord begeht, melden sich die Geister der ersten
vier Opfer bei Chiefinspector Tanner und verlangen von ihm, dass er zu Ende
bringt, was er begonnen hat. Er soll Lex Larkin töten. Tanner wendet
sich an John Sinclair und Suko. Die begleiten ihren Freund und Kollegen in
die psychiatrische Anstalt, wo Larkin bereits selber Kontakt mit den Geistern
seiner Opfer hatte. Tanner weigert sich auf die Forderungen der Toten einzugehen.
Ein schwerwiegender Fehler
Meinung:
Ein interessanter Roman, der einmal mehr den beliebten Chiefinspector Tanner
in den Mittelpunkt eines Falles rückt. Zum zweiten Mal in der Geschichte
der Serie spielt auch dessen Frau Kate persönlich mit. Ihren ersten
Auftritt hatte sie in
Band
1291 "Bitte recht teuflisch!", der im vorliegenden Roman leider nicht
erwähnt wird. Dafür erinnert sich Tanner an einen länger
zurückliegenden Fall, in dem er persönlich involviert war, genauer
seine Nichte Vera, nachzulesen in den Bänden
903
und
904.
Negativ fällt auf, dass mit keiner Silbe Tanners Stichverletzung aus
Band 1698 Erwähnung findet,
die ja nicht sonderlich lange zurückliegt. Der eigentliche Roman beginnt
sehr packend und auch ungewöhnliche düster für einen
Sinclair-Roman, denn dass Larkin sein Opfer bereits zweimal vergewaltigt
hat, ehe es gerettet werden kann passt zunächst nicht in die heile Welt
des Geisterjägers. An dieser Stelle wird schön unterstrichen, dass
Menschen oft grausamer sind als die Dämonen, welche John Sinclair jagt.
Auch der Selbstmord der geretteten Frau wirkt sehr realistisch. Leider besteht
das Heft größtenteils aus Dialogen und so originell die Idee auch
sein mag, sie ist selbst für einen Heftroman mit 64 Seiten Umfang etwas
dünn. Hier hätte durchaus eine etwas größere
Auseinandersetzung mit Justine Cavallo Platz gefunden. Gewissermaßen
als Fortsetzung des vorherigen Heftes. Stattdessen mosert John Sinclair lieber
über das Wetter. Humor beweist der Geisterjäger mit der Bemerkung,
dass Glenda auf jeden Fall schon im Büro sei, und wenn sie sich hingebeamt
hätte. Leider passiert aber auch nach der Einbindung des Serienhelden
kaum etwas Nennenswertes. Larkins Begegnung mit den Geistern seiner Opfer
beim Hofgang wurde wohl nur des Titelbildes wegen in den Roman aufgenommen,
obwohl Larkin ja keine Waffe bei sich trug. Erst das Finale kann
einigermaßen überzeugen, zumindest in Punkto Dramaturgie, denn
logisch ist das Ende keineswegs. Weshalb Suko seinen Stab nicht einsetzt,
um Larkins Tod oder seinen Angriff zu verhindern bleibt schleierhaft. So
sehr ich es begrüße wenn Suko mitspielt, so sehr bedauere ich
es dieses mal. Denn dass zwei so erfahrene Polizeibeamte, wie John und Suko,
beide nicht rechtzeitig eingreifen grenzt an Fahrlässigkeit. So bleibt
trotz allem ein bitterer Nachgeschmack zurück, den auch Tanners Urlaub
mit Frau in Paris nicht vertreiben kann.
Fazit: Zu ausgewalzt, um wirklich überzeugen zu können. Trotz der
langatmigen Handlung und dem unlogischen Ende werden Tanner-Fans aber auf
ihre Kosten kommen.
Besonderheiten:
Zweiter Auftritt von Kate Tanner.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Bild ist ein echter Hingucker, hat mit dem Inhalt aber nur wenig zu tun.
Die Einbindung des Motivs in die Handlung wirkt sehr konstruiert, zumal Lex
Larkin auch keine Pistole besessen hat.
Coverbewertung:
Rezension von
VoXpOpZ:
Kurzbeschreibung:
Chiefinspektor Tanner verhaftet den Frauenmörder Lex Larkin, der ihm
ein Wiedersehen androht. Jahre später erscheinen Tanner die Geister
der von Larkin ermordeten Opfer und fordern den Chiefinspektor auf, ihren
einstigen Peiniger zu töten. Tanner wendet sich an John und Suko, weil
er befürchtet, von den Geistern der Toten ermordet zu werden, sollte
er ihrem Befehl nicht nachkommen. Aber selbst John steht den Erscheinungen
machtlos gegenüber. Tatsächlich kommt es letzten Endes zu dem von
Larkin prophezeiten Wiedersehen. Weil Larkin mit einem Messer auf den
Chiefinspektor zugeht, erschießt Tanner den Mörder in Notwehr
und erfüllt so tatsächlich die Forderung der Geister.
Meinung:
Was für eine gute Grundidee, was für eine schlechte Umsetzung,
was für ein langweiliger Roman! Wer hier eine höllische Abrechnung
erwartet, dürfte schwer enttäuscht werden. Jede ordinäre
Betriebskostenabrechnung ist teuflischer als das vorliegende Heft. Zunächst
braucht der Autor sage und schreibe 20 Seiten, um die Geschichte überhaupt
ins Rollen bringen und klarzumachen, worum es geht. Kurzweilige, aber
überflüssige Rückblicke in die Vergangenheit,
Ermittlungsversatzstücke, die sich allenfalls interessant lesen, und
ein unspektakulärer Abend bei Tanner und seiner Frau lassen einfach
keine Spannung aufkommen.
Spannend wird es erst ab dem Moment, in dem klar wird, welchen Gewissenskonflikt
die aus dem Nichts auftauchenden Geister bei Tanner auslösen: Wird ein
Mann wie er zum Mörder, um sein eigenes Leben zu retten? Eine schier
aussichtslose Situation für den Chiefinspektor, die die Frage aufwirft,
ob und wie John Sinclair ihm helfen kann.
Leider verzichtet der Autor darauf, diese extreme Spannung bis zum Schluss
zu halten. Als Tanner im zweiten Drittel des Romans klarmacht, dass er Larkin
nicht töten wird, suchen sich die Geister einfach einen anderen Adressaten,
der den Mord ausführen soll, und die Drohung gegen Tanner ist
hinfällig. Der Verfasser entzieht sich seiner eigenen Spannungsfrage
und lenkt die Handlung ohne mit der Wimper zu zucken in eine Richtung, die
die Geschichte überhaupt nicht gebraucht hätte. Das ist aus Lesersicht
nicht nur enttäuschend und ärgerlich, sondern mit Blick aufs
verschenkte Potenzial äußerst billig.
Aber billig ist die Dramaturgie des Romans sowieso. Über die ganze Strecke
hinweg entsteht der Eindruck, dass der Verfasser dieses Machwerks einfach
drauflos geschrieben hat, ohne sich Gedanken über die grundsätzlichen
Zusammenhänge zu machen. Die Szenen bauen nicht aufeinander auf, sondern
stehen praktisch gedankenlos nebeneinander. Oft passiert rein gar nichts,
außer dass die Grundproblematik lang und breit diskutiert wird.
John und Suko, die Titelhelden, sind in dieser Geschichte arbeitslos. Sie
wirken wie Ein-Satz-Komparsen, die immer mitlaufen, aber nicht wirklich zur
Lösung des Falls beitragen. Selbst im Finale bleiben die Geisterjäger
lediglich Beobachter. Die Geschichte hätte genauso gut (oder genauso
schlecht) ohne sie erzählt werden können. Da rettet es den Roman
auch nicht, dass Tanners seelischer Zustand über große Teile des
Hefts eindringend, packend und hochemotional beschrieben wird. Die Tatsache,
dass er zum Mörder werden soll, um sich selbst zu retten, bringt ihn
an die Grenzen seiner Kraft und zeigt den sonst so abgehärteten Kriminaler
von einer weichen und verletzlichen Seite, die ihm kaum jemand zugetraut
hätte. Im krassen Gegensatz dazu steht aber der Schluss des Hefts, in
dem die Geister doch noch einmal Besitz von Tanner ergreifen und der
Chiefinspektor Larkin erschießt. Der in der Mitte des Hefts als reflektiert
und emotional beschriebene Tanner steht in keinem nachvollziehbaren
Verhältnis zu dem Tanner am Ende, der den Mord in einem Halbsatz als
Notwehr rechtfertigt (und herunterspielt!).
Hier wäre 1.) mehr Raum nötig gewesen, um Tanners Emotionen
abschließend zu betrachten, statt ihn einfach in den Urlaub fliegen
zu lassen. Und 2.) wird dieses Finale der eingangs angelegten und
zwischenzeitlich vernachlässigten Fallhöhe der Geschichte nicht
gerecht. Notwehr als Hintertürchen aus Tanners Dilemma ist einfach nur
abgedroschen und ideenlos. Aber an dieser Stelle wollte der Autor mit seinem
Roman wohl einfach nur noch fertig werden.
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Schrecklich computeranimiert. Die Personen auf den vom Himmel fallenden Fotos
sollen wohl Larkins Opfer sein, aber irritierenderweise sind auch Männer
dabei. Wer der große Unbekannte mit der Waffe ist, wird wohl für
immer ein Geheimnis bleiben.
Coverbewertung: