John Sinclair Nr. 1671: Chaos-Kämpfer

John Sinclair Nr. 1671: Chaos-Kämpfer


DARKROOM.
Man brauchte nicht viel Fantasie dazu, um sich unter diesem Begriff einiges vorstellen zu können. Auch ich hatte im ersten Moment an eine Sadomaso-Zone gedacht, was dann nicht zutraf, obwohl ich Justine Cavallo eine Einladung in einer derartigen Szene schon zugetraut hätte. Als Blutsaugerin, die auf Lederkleidung stand, wäre sie zumindest nicht unpassend gewesen. Ich hätte ja gern gehabt, dass Jane Collins auch mitgekommen wäre, aber die Detektivin fühlte sich körperlich noch zu schwach. Sie hatte einige Tage im künstlichen Koma gelegen. Nur so war es den Ärzten möglich gewesen, ihr Leben zu retten, das durch den Stich eines Messers fast ausgelöscht worden wäre …


von Jason Dark, erschienen am 20.07.2010, Titelbild: Dan Dos Santos
Rezension von VoXpOpZ:


Kurzbeschreibung:
John und Justine Cavallo speisen im einem Dunkelrestaurant, als plötzlich Chaos-Kämpfer aus dem Nichts erscheinen. Gemeinsam mit Justine wird John in die Vergangenheit gerissen, wo er den Chaos-Meister - eine Kreatur der Finsternis - unschädlich macht und schließlich wieder in die Gegenwart zurückkehrt.


Meinung:
Wenn es ein Indiz dafür gibt, dass ein Roman von Helmut Rellergerd geschrieben wurde, dann sind es wohl ausufernde Beschreibungen von Restaurantbesuchen. In dieser Tradition startet auch der vorliegende Band: diesmal wird John von Justine in ein Dunkelrestaurant eingeladen.
Kein schlechter Auftakt, allerdings wird die Lesestimmung gleich dadurch vermiest, dass auf der ersten Seite eines der wichtigsten momentanen Spannungselemente abserviert wird: Jane ist aus dem Koma erwacht und auch, wenn sie noch schwach ist, wird klar: sie hat die Messerattacke im Theater relativ unbeschadet überstanden. Tatsächlich mischt sie im letzten Drittel des Hefts sogar kurz mit. Johns nächtliche Begegnung mit ihr stimmt den Leser aber wieder versöhnlich: sie ist leise und emotional erzählt und steht im krassen Gegensatz zu Johns Besuch am Krankenbett seiner Freundin in Heft 1668 ("Wolfsnacht").
"Chaos-Kämpfer" ist überhaupt ein angenehmer und vielschichtiger Roman, der sich flüssig liest und gut unterhält. Johns Reisen in die Vergangenheit sind spannend, der uralte Galworth ist ein liebenswerter Kauz. Auch Dan Santos ist eine irgendwo sympathische Nebenfigur, die den Messerangriff hoffentlich überlebt und vielleicht noch einmal mit John zusammentrifft. Die blutsaugende Cavallo tritt in altbekannter Manier auf und verwendet den Begriff Partner nach wie vor inflationär. John ist gezwungen, mit ihr zu kooperieren und wird darüber hinaus einmal mehr mit seinem Vorleben als Hector de Valois konfrontiert.
Diese Bandbreite an Themen und Personen tut dem Roman richtig gut und zeigt, dass man auch ganz verschiedene Aspekte befriedigend in einer Geschichte verarbeiten kann.
Dass die Handlung sich auf die zeitliche Einheit eines einzigen Abends beschränkt und alle Ereignisse zwischen Dämmerung und Sonnenaufgang stattfinden, wertet die Geschichte zusätzlich auf. Das freundschaftliche Geplänkel zwischen John und Suko auf dem Weg zum Yard, das den Roman beschließt, ist eines der schönsten Enden, die ich in den letzen Wochen bei Sinclair lesen durfte. Bitte mehr davon und auch gerne mehr von solch unterhaltsamen und kurzweiligen Romanen!


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Joar, nicht schlecht, aber auch nicht Bombe. Der Chaos-Meister im Zentrum sieht gut aus, die Kuttenträger sind unheimlich und passend. Die Kämpferin im Kleid und der Mann hinter ihr gefallen mir aber nicht.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Justine Cavallo führt John Sinclair in das neue In-Lokal "Darkroom", in dem das Essen im Dunkeln serviert wird. Doch die eigentliche Attraktion sind schattenhafte Geistererscheinungen von bewaffneten Menschen, die wie Projektionen im Raum erscheinen. Auch in Johns Anwesenheit tauchen die Geister auf, und einen kann er sogar durch eine Berührung mit dem Kreuz materialisieren und vernichten. Daraufhin wird das Restaurant geräumt und der Geschäftsführer Dan Santos muss zugeben, dass er den Ursprung der Geistererscheinungen nicht kennt.
Justine hat sie allerdings als Chaos-Kämpfer bezeichnet und scheint mehr zu wissen, als sie zugibt. Kurz darauf werden John und Santos von einem Zeitstrudel in die Vergangenheit gerissen; in eine Zeit, aus der auch die Chaos-Kämpfer stammen. In einem verlassenen Dorf findet John den alten Galworth, der ihm erklärt, dass die Chaos-Kämpfer die Bewohner des Ortes sind, die sich dem Bösen zugewandt haben und dem Meister des Chaos dienen. Außerdem erfährt John, dass auch schon Hector de Valois vergeblich gegen die Chaos-Kämpfer angegangen ist. Dann gelangen John und Santos wieder in die Gegenwart, doch eine der Kämpferinnen wird mit in den Strudel gerissen und tötet Santos. Anschließend verschwindet sie, verfolgt John jedoch zur Villa von Jane Collins und wird dort von Justine vernichtet.
Zusammen mit der blonden Bestie besucht John erneut das Restaurant und beide werden wieder in die Vergangenheit versetzt. Hier trifft John endlich auf den Meister des Chaos, der sich als Kreatur der Finsternis herausstellt. Sein zweites Gesicht ist eine gorillaartiges Wesen während die menschliche Gestalt eher einem Neandertaler als einem modernen Menschen gleicht. Außerdem kann diese Kreatur ihre beiden Gestalten voneinander trennen, denn als John den Neandertaler mit seinem Feuerzeug in Flammen gesetzt und verbrannt hat, erscheint kurz darauf das Gorillawesen. Als John die Zweitgestalt der Kreatur der Finsternis mit dem Kreuz attackiert, wird diese von Asmodis, der sich kurz in einer Feuerlohe zeigt, vernichtet.


Meinung:
Ein seltsamer Roman... das ständige hin und her durch die Zeit wirkt eher ermüdend als spannend, und warum Hector de Valois in die Geschichte eingebaut wurde, erschließt sich mir auch nicht. Dazu kommen noch Logikfehler wie z.B. die Tatsache, dass Galworth erst erzählt, die Bewohner des Dorfes sind vor dem Bösen geflohen, und kurz darauf sind die Bewohner selbst dem Bösen verfallen.
Einen Plan kann man hinter dem Handeln der Kreatur der Finsternis auch nicht erkennen. Bleibt noch die Frage, warum sie sich in zwei physische Gestalten trennen kann und ob Jason diesem Rätsel noch weiter nachgeht.


Besonderheiten:
Jane Collins befindet sich auf dem Weg der Besserung und wohnt wieder in ihrer Villa.
Erster Auftritt einer Kreatur der Finsternis, die ihre zwei Erscheinungsformen physisch von einander trennen kann.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Bild wirkt düster und bedrohlich, allerdings vermittelt es einen falschen Eindruck vom Roman, denn die Chaos-Kämpfer werden ja nicht von der Kreatur der Finsternis bedroht. Außerdem gibt es in der Geschichte nur einen Kuttenmann, und zwar die Zweitgestalt der Kreatur, die jedoch nie gleichzeitig mit dem Gorilla-Wesen auftaucht.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das von Dan Dos Santos gemalte Motiv befand sich auch schon auf dem englischsprachigen Roman "CHILDREN OF CHAOS" von Dave Duncan:

"CHILDREN OF CHAOS" von Dave Duncan