John Sinclair Nr. 1635: Die Gespenster-Jäger

John Sinclair Nr. 1635: Die Gespenster-Jäger


"Mist, es ist verflucht kalt hier!", flüsterte Gina Rankin. "Oder spürst du das nicht?" Cole Parker sagte nichts. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Echt sah es nicht aus, eher ein wenig verlegen. Wer lächelt schon auf einem nachtdunklen alten Friedhof. Auch wenn Cole und Gina sich umschauten, viel war nicht zu sehen um diese Zeit, aber zu spüren, und eben davon hatte Gina Rankin gesprochen …


von Jason Dark, erschienen am 10.11.2009, Titelbild: Natale
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Gina Rankin und Cole Parker sind die Stars der Fernsehserie "Fright Tales", in der sie als Gespenster-Jäger geschichtsträchtige Orte in London untersuchen, an denen es angeblich spukt. Als sie in einer Sendung ein altes Grab auf einem abgelegenen Friedhof begutachten, geschieht das unvorhersehbare. Nebel steigt aus dem Grab auf, hüllt die Darsteller ein und versetzt sie in Todesangst. Bevor sie bewusstlos zusammenbrechen, dringt der Nebel in Gina und Cole ein. Bill Conolly und John Sinclair sehen die Sendung im Fernsehen und auch das anschließende Interview mit den Hauptdarstellern, das live gesendet wird. Das Gespräch endet in einer Katastrophe, denn vor laufender Kamera rammt Gina Rankin dem Moderator ein Messer in den Bauch, bevor sie mit ihrem Partner in einer Nebelspirale spurlos verschwindet. John und Bill fahren sofort zum Sender der TV-Gesellschaft und kommen gerade rechtzeitig um den Regisseur Peter Terry vor einem schrecklichen Schicksal zu bewahren. Gina Rankin und Cole Parker sind zu Zwitterwesen geworden. Halb Mensch und halb Gespenst, dadurch befähigt blitzschnell die Ebenen zu wechseln. Ihr Auftrag lautet, alle Menschen zu töten, die mit der Serie zu tun haben, denn die Hölle lässt sich nicht gerne in die Karten schauen …


Meinung:
In diesem Roman ermittelt John Sinclair erneut an der Seite seines ältesten Freundes Bill Conolly im guten alten London. Dabei hat sich der Autor Jason Dark ein interessantes Thema einfallen lassen, das es zwar in ähnlicher Form bereits in der Serie PROFESSOR ZAMORRA gab, aber hier doch ganz anders angegangen wurde. Dabei wird sogleich das beliebte Fernsehformat der Doku-Soaps mitbehandelt, ohne dass dieser neudeutsche Begriff ein einziges Mal erwähnt wird. Dafür überrascht der Autor nach anfänglicher holpriger Einleitung durch einen rasanten Storyaufbau und einer ungewohnt hohen Handlungsdichte. Es passiert eigentlich ständig etwas und wenn sich die agierenden Personen mal miteinander unterhalten, so hat dies in aller Regel auch seine Berechtigung. Unnötige Wiederholungen sind in diesem Roman Mangelware. Das Tempo hätte lediglich dadurch noch mehr forciert werden können, wenn es nur ein Gespenster-Jäger gewesen wäre. Der zweite erhielt seine literarische Existenz wohl nur aufgrund des Titelbildes, denn für die Hintergrundgeschichte ist es vollkommen unerheblich, ob es sich um einen oder zwei Jäger handelt. Hinzu kommen einige überraschende Wendungen, soweit dies auf 64 Seiten möglich ist, und eine ungewohnt hohe Zahl an Opfern. Das Finale auf dem Friedhof schließt den Kreis und bekommt durch die Satanisten noch eine besondere Note. Wie immer gelingt es Dark fabelhaft die Atmosphäre der klassischen Gruselorte zu beschreiben. Zwar fungieren die Teufelsanbeter letztendlich als Lückenfüller, doch langweilig ist ihr Part keineswegs. Glücklicherweise haben die beiden Gespenster-Jäger nur zwei Szenen, in denen sie allein miteinander reden, was sich sehr unnatürlich und holperig liest. Davon einmal abgesehen bietet der Roman beste Unterhaltung der alten Schule. Ein John Sinclair-Roman, wie er im Buche steht. Positiv steht dem Werk auch der Realismus zu Gesicht, denn als John und Bill beim Sender vorfahren ist dort bereits die Hölle los. Polizei, Ambulanz und Presse belagern das Gebäude. Bill wird natürlich erkannt, doch John schleust ihn auf dem kurzen Dienstweg ein, indem er ihn als Kollegen ausgibt. Weniger schlüssig ist lediglich, dass John und Bill den Regisseur nach dem ersten Anschlag allein lassen, in dem Glauben er wäre jetzt sicher. Was aber sollte die Gespenster daran hindern einfach wieder zurückzukehren und ihr Werk zu vollenden? An dieser Stelle hätte John sich auf sein Wissen und seine Erfahrung stützen müssen und dem Regisseur ein Amulett geben sollen, das ihn vor weiteren Angriffen schützt.
Fazit: Von den Dialogen zwischen Gina Rankin und Cole Parker einmal abgesehen, ist dieser Roman durchgehend spannend und rasant. Ein John Sinclair-Roman, wie aus der guten alten Zeit. Empfehlenswert.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Düster, atmosphärisch und erotisch. Das Top der Frau und der Schriftzug bilden die einzigen Farbkleckse in dem insgesamt sehr dunkel gehaltenen Bild, das einen sehr guten Eindruck von dem Roman hinterlässt.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Die beiden Schauspieler Gina Rankin und Cole Parker gehen für die Pseudo-Doku ‚Fright Tales' an gruseligen Orten in und um London auf Gespenster-Jagd, wobei die Produktionsfirma oft mit den entsprechenden Effekten aushilft, um eine gruselige Stimmung zu kreieren.
Eines Tages werden die beiden "Gespenster-Jäger" mit einem wirklich unheimlichen Phänomen konfrontiert, als aus einem Grab ein mysteriöser Nebel steigt und teilweise in die Menschen eindringt. Am folgenden Abend ersticht Gina Rankin während eines Interviews vor laufender Kamera den Moderator; dann lösen sie und Parker sich in einer Nebelwolke auf.
John Sinclair wurde von seinem alten Kampfgefährten Bill Conolly überredet, sich die Gespenster-Jäger-Sendung anzusehen und so machen sich die beiden nach dem Mord auf den Weg ins Aufnahmestudio. Die ehemaligen Gespenster-Jäger wurden durch den Nebel zu Geistwesen, die je nach Bedarf einen festen oder einen feinstofflichen Körper bilden können. Sie stehen nun auf der Seite der Geister und wollen jeden, der mit der Serie "Gespenster-Jäger" in Verbindung steht, töten. Ihr zweites Opfer soll der Regisseur Pete Terry werden. Dessen Tod können John und Bill verhindern, doch Buddy Style, der Produzent der Serie, wird von den beiden Geistwesen getötet.
Nachdem Gina und Cole einen weiteren Mord in einem als verflucht geltenden Pub begangen haben, tauchen sie wieder bei dem Grabstein auf, an dem die ganze Geschichte begonnen hat. Denn hier hat sich eine Gruppe Grufties versammelt, die über dem Grab, in dem der Maler und Teufelsanbeter Eric Bacon begraben liegt, einen Ritualmord begehen wollen, um sich der Hölle zu verschreiben. Die beiden Geistwesen sehen in dieser Tat einen Frevel und wollen die Grufties töten. Doch auch John, Bill und Peter Terry sind auf dem Friedhof, weil sie sich von dem Grabstein eine Spur erhofft hatten. John kann den Ritualmord verhindern und Gina und Cole schließlich mit dem Kreuz vernichten


Meinung:
Nach den "großen Themen" der letzten Wochen liegt hier wieder ein Einzelroman mit einer relativ simplen Geistergeschichte vor, der mir jedoch gut gefallen hat. Die Szenen sind spannend und stimmungsvoll geschildert und vor allem der Mord an der Fremdenführerin Irene Kent ist mir sehr nahe gegangen.
Nicht zuletzt durch die Ausstrahlung der Serie "Ghost Hunters" auf DAS VIERTE ist dieser Roman dazu noch topaktuell.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover passt prima zur Stimmung des Romans neben dem rosafarbenen Top von Gina Rankin finde ich auch die Silhouette der Großstadt London im Hintergrund sehr gelungen.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Natale-Motiv stammt vom Cover des im Jahr 2008 erschienenen englischsprachigen Romans "THE SHADOWS" von L. A. Banks:

The Shadows (2008) von L. A. Banks


Von diesem Roman gab es außerdem noch eine designtechnisch leicht veränderte Cover-Variante, auf welchem aber erneut das gleiche Motiv verwendet worden war:

The Shadows von L. A. Banks