John Sinclair Nr. 1516: Totenlichter
Zwei Hände schoben die letzten störenden Zweige zur Seite, dann
blieb Florian Thamm stehen. Die Dunkelheit des späten Abends hüllte
ihn ein, aber daran dachte er nicht, als er nach vorn blickte und die linke
Hand zur Faust ballte. "Nein, nicht schon wieder!", flüsterte er. Danach
schloss er für einen Moment die Augen, als wollte er nicht mehr sehen,
was ihm präsentiert wurde. Er stand am Beginn des Hangs und schaute
in die Tiefe. Dabei wurde ihm leicht schwindlig, und er trat sicherheitshalber
einen Schritt zurück. Die zähe Wurzel, die aus dem Boden ragte,
übersah er. Er stolperte und landete unsanft auf dem Hinterteil. Der
Junge blieb sitzen und atmete schwer. In seinem Kopf rauschte es, und so
hörte er die Stimme seines Freundes erst beim zweiten Ruf. "He, Florian,
wo bist du?"
von Jason Dark, erschienen am 31.07.2007, Titelbild: Candy Kay
Rezension von
neo09:
Kurzbeschreibung:
Durch Harry Stahl auf den Plan gerufen reist John Sinclair ins Frankenland,
welches durch Ritualmorde in Atem gehalten wird. Zunächst werden die
Opfer durch ein Kreuz als Tatwaffe ermordet und im Anschluss im Kreis von
Totenlichtern aufgefunden. Zwar können zwei Jugendliche dem Täter
im letzten Augenblick entkommen, doch tappen sie kurze Zeit später in
einen Hinterhalt.
Meinung:
Dieser Roman besitzt eigentlich gute Voraussetzungen für eine
gemütliche und spannende Lesestunde: ein offensichtlich
geistesgestörter aber doch intelligenter Killer aus dem Kirchenmilieu,
zwei Jugendliche, die dem Täter auf die Spur kommen und von diesem
erbarmungslos gejagt werden, eine für Jason Dark
unverhältnismäßig hohe Opferzahl, zudem mal wieder ein Tatort
in Deutschland und doch versemmelt der Autor diesen Roman gründlich.
Nicht nur, dass sich JD sprachlich auf einem gelinde gesagt suboptimalen
Niveau bewegt und die Anzahl der "Verdammts!" ins Exorbitale steigt, nein,
auch der Handlungsablauf ist so zäh wie ein Kaugummi. Und das liegt
hauptsächlich daran, dass JS jeden (seltenen) Dramatikhöhepunkt
derart verwässert, indem er diese aus jedem nur möglichen Blickwinkel
schildert. Der Mord an Petra Zimmer wird sehr gut und tragisch beschrieben,
dabei belässt es JD aber nicht, nein, über 10 Seiten hinweg wird
der Leser damit gequält, dass Sinclair endlich über den Mord in
Kenntnis gesetzt wird. Solange mutmaßen Sinclair und Harry Stahl zum
x. Mal über mögliche Tatmotive, über das weitere Vorgehen,
mögliche Befragungen und das Essen. Anstatt direkt mit der Handlung
an dem Mord anzuschließen, macht der Autor eine Seiten füllende
doppelte Rolle rückwärts, so dass dem Leser schon die Augen vor
Langeweile zufallen. Warum nicht einfach direkt die Handlung fortführen,
indem man zum Beispiel schreibt: "Wir wurden am nächsten Morgen unsanft
aus dem Schlaf durch einen Anruf von Hauptkommissar Hinz gerissen, der uns
über einen weiteren bestialischen Mord unterrichtete.." ... und weiter
geht's mit dem Fall??? Aber nein!, es dauert Z E H N !!! Seiten!!!!
Auch die Dialoge der beiden Jungen sind zu lang und zu unwichtig, wirken
gestelzt und konstruiert. Einzig erheiternd ist die Passage, in der John
Sinclair sich über sein (und damit wohl auch JDs) Frauenideal
auslässt. Irgendwie sympathisch und nachzulesen auf Seite 17. Ansonsten
aber ist dieser Roman leider ein Griff ins Klo. Zumal auch die Auflösung
des Falls eher untypisch ist und konstruiert wirkt.
Besonderheiten:
Ein Fall ohne dämonischen Gegner.
0 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Nicht wirklich das Wahre. Das Cover ist zu dunkel, zeigt zwar den Täter
in seiner Mönchskutte, ist aber ansonsten nicht wirklich passend zum
Roman.
Coverbewertung: