John Sinclair Nr. 1465: Der Blutschwarm

John Sinclair Nr. 1465: Der Blutschwarm


"In deiner Kirche, Preston, hat sich der Tod eingenistet!" Der Reverend schaute hoch. "Wie meinst du das, Toby?" McGuire kicherte und umfasste sein Whiskyglas. "Ich weiß es, Reverend, ich weiß es verdammt genau." "Und wie soll der Tod aussehen? McGuire legte den Kopf schief. "Rate mal." "Nein, das sehe ich nicht ein. Du hast von diesem Tod gesprochen, und du wirst ihn hoffentlich beschreiben können." "Er kann fliegen." "Aha." Preston grinste spöttisch. "Und weiter?" Toby McGuire, der alte Säufer, legte seine Hände rechts und links gegen die Mundwinkel. "Er versteckt sich in der Dunkelheit und kommt - sirr - von oben. Vom Turm, aus dem Gebälk. Die Hölle treibt ihn an, und die Hölle gibt ihm die nötige Kraft."


von Jason Dark, erschienen am 08.08.2006, Titelbild: Miralles

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Maxine Wells und das Vogelmädchen machen eine Campingtour durch Schottland und landen in der kleinen Ortschaft Benmore. Hier wurden gerade die Dorfbewohner während einer Trauerfeier von übergroßen Fledermäusen angegriffen und verletzt. Auch der Tote selbst war schon ein Opfer dieser Bestien. Es stellt sich heraus, dass Joel Dancer, ein Wildhüter, zufällig auf das Nest der Fledermäuse unter einem uralten Baum gestoßen ist und sie großgezogen hat, um mit ihrer Hilfe den Pfarrer aus seiner Kirche zu vertreiben. Maxine und Carlotta stellen sich den Bestien. Während die Tierärztin mit einem Messer gegen die Fledermäuse kämpft und während dieses Gefechts Joel Dancer versehentlich tötet, hat sich Carlotta mit einem Eichenpflock bewaffnet. Zusammen können sie alle Fledermäuse vernichten.


Meinung:
Dieser Roman ohne John Sinclair wird bestimmt ein rotes Tuch für alle Carlotta-Hasser… ;o) Mir hat er eigentlich recht gut gefallen, weil er ohne große Längen über die mutierten Fledermäuse berichtet. Dass die Fledermäuse einfach so jahr(hundert)elang in einem Nest unter einem Baum existiert haben sollen, scheint mir zwar etwas weit hergeholt, da ja anscheinend keine dämonischen Kräfte im Spiel sind. Auch der Grund für den Angriff auf den Pfarrer (Dancer will in der Kirche Rock-Konzerte veranstalten) ist absolut hanebüchen. Und trotzdem hat der Roman etwas. Die normalen Szenen während Maxines und Carlottas Urlaub haben mir gut gefallen und als der Pfarrer sein aufgebrochenes Haus betreten musste, wurde es echt spannend. Die Größe der Fledermäuse wurde übrigens zu Beginn als menschenähnlich und später nur mit einem Adler verglichen. Aber das ist ein zu vernachlässigender Fehler.


Besonderheiten:
Solo-Abenteuer von Maxine Wells und Carlotta
Zeitpunkt der Handlung: 11. Juni 2006


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Bild zeigt keine Szene des Romans, da Carlotta ihren Mantel beim Angriff der Fledermäuse nicht mehr trägt. Aber ich finde es sehr gelungen und vom Stil erinnert es an die alten Romane der Gespenster-Krimis und der Sinclairanfangszeit.


Coverbewertung:
5 Kreuze
Rezension von Alien


Kurzbeschreibung:
Urlaub muss für Charlotta und Maxime in den Schottischen Hochländer auch mal sein. Ein Zwischenstopp bietet sich in dem kleinem Dörfchen Benmore an. Bereits bei der Ankunft erkennen sie eine Gruppe übergroße Fledermäuse. Bestien die bei der Begräbnisfeier ihres ersten Opfers erneut zuschlagen und die Trauergäste attackieren. Als das weibliche Duo im Dorf ankommt ist der Schrecken der Vampirfledermäuse abgezogen und sie beschließen im Dorfhotel den Kampf gegen die Mutationen aufzunehmen. Hinter den Attacken steckt der Forstverwalter. Unter gewaltigen Bäumen bei den Wurzeln hat er das Nest der Fledermausmutationen gefunden, hat die Tiere aufgezogen und gehorchen ihren Herrn aufs Wort. Die Konfrontation des Blutschwarmes mit den Pfarrer, Forstverwalter, Maxime und den Vogelmädchen ereignet sich schließlich in der Kirche. Der Schrecken endet mit der Vernichtung der Fledermausmutationen und ihres Herrn dem Forstsverwalter, die weibliche Heldinnen kommen mit einigen blauen Pessuren davon. Das Dankgebet an den Herrgott wird mit dem Pfarrer in der Kirche gesprochen.


Meinung:
Eine angenehme atmosphärische Lesestimmung, ohne Dämonen oder schwarzmagischen Einflüssen und ohne John Sinclair. Mit dem Vogelmädchen Charlotte verbinde ich gerne einen Hauch Fantasy, eingebunden in einer aufbauenden Spannung um das Rätsel des Blutschwarm. Nachvollziehbar ist der Roman mit einigen Sonderheiten. Was zumindest einen Totschlag gleichkommt, attestiert der Arzt beim Totenschein eines natürlichen Todes und das ausgerechnet durch die Anstiftung eines Pfarrers, was eine Bequemlichkeit des Autors bezeugt eine Lösung finden zu wollen. Über die Herkunft des Blutschwarmes wird zusätzlich die Phantasie angeregt, man hätte es sicher überzeugender darstellen können. Die Praktiken der Vampirfledermaus einen Opfer Blut zu entsaugen entspricht nicht den Bestien im Roman und wird nur als Klischee benutzt. Es handelt sich um zerstörerische, artenfremde und unheimliche Mutationen der Natur welche einen Körper verletzen und zerfetzen. Das Handlungsmotiv für die Kircheneinvernahme als musikalischen Event-Haus ist nicht zwingend genug. Zur Halbzeit zerquetscht Herr Hochwürden mit den bloßen Händen den Kopf einer Bestie und am Ende flieht oder besser löst sich in der Kirche in Luft auf. Durch das Erscheinen des Vogelmädchen ist diese Entwicklung nicht zu erklären und hängt wohl mit der zu Ende gehenden Seitenanzahl zusammen. Verwunderung gibt s beim Schluss, die hat es mit der Zählerei in sich, wofür der Lektor mal an den Ohren genommen werden sollte. Vier Fledermäuse, einmal Messer im Kopf ergibt drei intakte und eine verletzte? Die Verletzte wird mit einen direkten Stich im Schädel vernichtet, ergibt noch zwei intakte Fledermäuse und 22 mal verdammt dazu.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Ein schaurigeres Cover. Unterstützend durch die klischeehafte Vorstellung, Nebel und Frau bei alten Gemäuer, jetzt hast du dich zu fürchten. Die Augen blicken so starr wie Kiesel entnehme ich aus dem vorliegenden Roman. Der Schnee mit den Nebel bildet eine Einheit bei leeren Hintergrund und die Tiefe geht dabei leider verloren. Ein dicker Teil im linken Fledermausflügel ist durchsichtig, verschmiert und unvollständig. Die Handlung auf dem Cover ist nur im erweiterten Sinn mit den Inhalt präsent. Aufgrund dieses Cover würde ich den Roman kaufen.


Coverbewertung:
3 Kreuze
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In einem kleinen schottischen Dorf wird ein Bewohner von riesigen Fledermäusen angegriffen und getötet. Vor seinem Ableben hat er den Reverend vor dem fliegenden Tod gewarnt, der sich in der Kirche versteckt haben soll. Bei der Totenmesse bekommt der Geistliche die grausame Bestätigung: Die Mutationen greifen die Menschen an. Die Bewohner werden verletzt, können den Blutschwarm aber vertreiben. Zufällig kommen Maxine Wells und Carlotta von einem Urlaubsausflug an dem Ort vorbei und zufällig fahren sie in genau dem Moment an der Kirche entlang als die verletzten Menschen aus dem Gotteshaus kommen. Kurz zuvor schon hat Maxine riesige Fledermäuse gesehen, die um den Kirchturm flatterten. Für die Tierärztin und das Vogelmädchen steht fest, dass sie wieder einmal unverschuldet in den Strudel des Schreckens geraten sind. Wann wird der Blutschwarm ein neues Opfer fordern? Maxine und Carlotta nehmen den Kampf gegen die Mutationen auf ...


Meinung:
Nun haben auch Maxine Wells und Carlotta ihr erstes Soloabenteuer absolviert. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit bis Jason Dark seinen liebsten Kindern einen eigenen Roman widmet. Natürlich spielt hier der Zufall wieder einmal Schicksal. Leider ist die Idee mit den riesigen Fledermäusen alles andere als neu und wurde vom Autor in der letzten Zeit schon öfters bemüht. Zum einen hat der Schwarze Tod bei der Säuberung der Vampirwelt schon auf Fledermausmutationen zurückgegriffen und auch Dracula II hat danach Fledermausschwärme ausgesandt, um seine Welt zurück zu erobern. Das Vampir-Puzzle bestand ja ebenfalls aus solchen Tieren. Da John Sinclair und Suko in diesem Roman nicht mitspielten ist es dem Autor verziehen, dass er auf diese Bände nicht eingegangen ist. Die Herkunft der Tiere bleibt allerdings im Dunklen. Außer, dass der Wildhüter sie unter einem Baum im Wald gefunden hat, ist nichts von den Biestern bekannt. Dass sie aus Urzeiten stammen sollen halte ich für schlichtweg hanebüchen. Da wäre ein weiteres Erbe des Konzerns, dem auch Carlotta entstammt sinniger gewesen. Um diesen Umstand aber mit in den Roman einzubauen, hätte Jason auf einige seiner geliebten Dialoge verzichten müssen. Spannung kommt nur zu Beginn auf, als der Blutschwarm sein erstes und einziges Opfer findet und auch der Angriff in der Kirche wurde dramatisch geschildert. Die Szene erinnerte schon stark an Hitchcock's "Die Vögel". Die Reaktionen der Bewohner und auch die von Maxine und Carlotta sind dabei alles, nur nicht realistisch und nachvollziehbar. Als Bewohner würde ich mich bestimmt nicht ängstlich in mein Haus verkriechen, wenn meine Kinder oder meine Frau attackiert worden sind. Wenigstens einer, hätte die mit Sicherheit die Polizei oder das Veterinäramt informiert. Da zwei der Bestien getötet wurden, hätte man auch den entsprechenden Beweis gehabt, die Kadaver sind schließlich nicht zu Staub zerfallen. Wenigstens Maxine und Carlotta hätten klüger sein müssen. Aufgrund ihrer Erfahrung mussten sie eigentlich von Vampiren ausgehen. Diese Vermutung hatten beide sogar, und spätestens dann müsste ihnen klar sein, dass sie weder die entsprechenden Waffen, noch die nötige Erfahrung im Kampf mit Blutsaugern haben. Die Tierärztin wollte John zunächst nicht informieren, weil sie die Pferde nicht scheu machen wollte. In anderen Romanen hat sie den Geisterjäger schon für weniger nach Schottland beordert. Wenn sie ihn so sehr mag, wäre das sogar ein hervorragender Grund gewesen. Zumal sie nicht einmal den Versuch macht ihn über sein Handy zu erreichen, als sie erfährt, dass er nicht im Büro ist. Ansonsten wird doch jedes unnütze Gespräch geschildert und endlos in die Länge gezogen. Aber zurück zum Blutschwarm. Gehen wir nun davon aus, dass die Fledermäuse Mutationen sind und nicht übernatürliches an sich haben. Wie hat es dann Joel Dancer geschafft, die Tiere abzurichten? Die Motivation des Wildhüters die Kirche zu übernehmen, um dort Rockkonzerte abzuhalten, hört sich zwar komisch an, passt aber zu so einem irren Typen. Noch ein paar Sätze zu Carlotta. Für das Vogelmädchen scheint die Zeit endgültig stehen geblieben zu sein. Auf Seite 45 sagt Maxine, dass sie aufmüpfig wäre. Daraufhin entgegnet Carlotta, dass sie vielleicht in die Pubertät komme. Als Maxine das Vogelmädchen aufgenommen hat, war diese zwölf Jahre alt, also schon am Beginn der Pubertät. Das war nach unserer Zeitrechnung vor 5 Jahren. Normalerweise wäre sie also schon 17 und damit schon fast am Ende ihrer Frauwerdung. Nachdem Johnny Conolly noch recht normal aufgewachsen ist, scheint sich Carlotta zu einer weiblichen Oscar Matzerat zu entwickeln, die sich entschlossen hat nicht mehr weiter zuwachsen und nicht erwachsen zu werden. Obwohl sie im vorliegenden Band schon wie eine Erwachsene daherredet und sich auch so gibt. Den Kampf gegen die Fledermäuse jedenfalls hat sie sehr routiniert hinter sich gebracht. Dadurch wurde die Gefährlichkeit des Blutschwarms ad absurdum geführt. Wenn schon eine einzelne Frau und ihr vorlautes Gör mit den Biestern fertig werden kann nicht viel dahinter stecken. Auch in der Kirche bei den Bewohnern konnten die Tiere nicht viel anrichten und haben eigentlich nur Niederlagen eingesteckt. Das einzige Opfer, dass sie gefunden haben war ein Besoffener. Aber Dramaturgie gehört schon seit einiger Zeit nicht mehr zu Jason Darks Stärken. Völlig unrealistisch ist auch Maxines Reaktion, als sie von dem Angriff der Riesenfledermäuse auf die Menschen erfährt. Anstatt die Behörden zu informieren rät sie dem Pfarrer den Toten zu beerdigen. Als ob das den Kohl fett machen würde, wenn der Sarg noch einen Tag länger aufgebahrt werden würde. Spätestens, als sie erfuhr, dass der Tote zu einem Opfer der Fledermäuse wurde, hätte sie den Sarg bewachen müssen, um zu klären, ob die Leiche zu einem Untoten wird. Oberflächlich betrachtet ist der Roman gar nicht schlecht und liest sich bis auf einige Dialoge auch recht flüssig. Wenn man aber eine Minute länger über die Story nachdenkt, bröckelt die Fassade rasch ab.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Das Cover vermittelt seit langer Zeit mal wieder ein richtiges Gruselfeeling. Die unheimlichen Riesenfledermäuse sehen bedrohlich aus und die Frau in ihrer Mitte unterstreicht durch ihre Angst noch das Gefühl der Bedrohung. Nur das Tier im Vordergrund sieht mit seinem deformierten Kopf ein wenig seltsam aus. Dennoch gehört dieses Cover zu den besten der letzten 100 Romane. Bitte mehr solcher Titelbilder.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick
Das Motiv vom Cover des John Sinclair-Romans wurde auch schon auf dem Geheimnis-Roman Nr. 291 von Bastei verwendet:

Geheimnis-Roman Nr. 291


Ursprünglich stammt es aber vom Cover des spanischen Gruselroman-Taschenbuchs SELECCION TERROR Nr. 610:

SELECCION TERROR Nr. 610