John Sinclair Nr. 1459: Die Hexe und ihr Henker
Um exakt 19 Uhr am Abend hatte Emma Smith ein für sie unheimliches Erlebnis.
Sie überkam plötzlich das Gefühl, als wäre die Zeit
angehalten worden, aber nur für sie und nicht für das normale Leben.
Emma hatte zur Tür der Boutique geschaut, sie völlig normal gesehen,
und dann stand plötzlich SIE im Verkaufsraum. Die Frau in Weiß!
Emma schluckte. Sprechen konnte sie nicht. Etwas schnürte ihren Hals
zu. Emma zwinkerte und sie glaubte, dass die Erscheinung wieder verschwinden
würde, aber das traf nicht zu. Auch als sie die Augen wieder öffnete,
stand die Besucherin noch immer dort. Sie war keine Einbildung, keine Fata
Morgana, kein Trugbild aus der Wüste...
von Jason Dark, erschienen am 27.06.2006, Titelbild: E.J. Spoerr
Rezension
von Dämonengeist:
Kurzbeschreibung:
Die Boutiqueverkäuferin Emma Smith macht an ihrem Arbeitsplatz unfreiwillige
Bekanntschaft mit einer blonden Frau im weißen Kleid, deren Körper
mit Narben übersäht ist. In einer Kabine will sie ein neues Kleid
anprobieren, als zufällig Sheila Conolly das selbe Geschäft betritt.
Gemeinsam mit Emma Smith muss Bills Frau mit ansehen, wie die Blonde und
ihr Begleiter, ein Henker mit einer Sense, durch einen Spiegel verschwinden.
Daraufhin ruft Sheila John und Bill zu Hilfe. Der Geisterjäger testet
den Spiegel mit seinem Kreuz, doch mehr als eine schwache Reaktion erreicht
er nicht. Danach stattet John der Besitzerin des Ladens, Laurie Andrews,
einen Besuch ab. Bei ihr sind inzwischen die beiden unheimlichen Gestalten
aufgetaucht und haben einen Callboy getötet. Während John unbemerkt
die Szenerie beobachtet, in die er sich auf Umwegen geschlichen hat,
erklärt die Blonde, Lucia, Laurie ihre Motive: Sie ist eine Hexe und
sollte vor hunderten von Jahren auf einem Richtplatz, auf dem heute die Boutique
steht, geköpft werden. Doch das wurde verhindert, und sie und ihr Henker,
der sich ihr angeschlossen hat, überlebten. Nun wollen sie sich für
die Entweihung des Platzes durch Laurie rächen. Dabei haben sie jedoch
nicht mit dem Geisterjäger gerechnet, der die beiden Dämonen mit
dem Kreuz und einem Trick vertreibt. Danach fährt John mit Laurie noch
einmal in die Boutique, wo sie auf die Herrin des dämonischen Duos treffen
- Assunga. Die Schattenhexe will Laurie in ihre Reihen aufnehmen, statt sie
zu töten. John kann dies allerdings verhindern, indem er Assunga durch
das Silberkreuz und gutes Zureden zur Flucht veranlasst. Dabei lässt
sie die Hexe und ihren Henker zurück, die der herbeigerufene Suko und
der Geisterjäger mit der Dämonenpeitsche und einer Silberkugel
vernichten.
Meinung:
Nach dem letzten, fast schon mörderisch schlechten Heft beglückt
der Autor die Leserschaft diesmal wieder mit einer spannenden Geschichte.
Auch wenn ich Hexenstories normalerweise, milde ausgedrückt, nicht gerade
mag, ist diese doch überraschend gelungen. Die beiden titelgebenden
Dämonen sorgen mal wieder für etwas mehr Action, gleichzeitig war
der Autritt von Assunga, zumindest für mich, eine kleine Überraschung.
Auch wenn ich die Schattenhexe gelinde gesagt nicht leiden kann, ist sie
immerhin aktuell eine von nur drei wiederkehrenden Gegnern, wobei sich momentan
Mallmann und Saladin zum Glück vornehm zurückhalten. Was mich an
dem Roman allerdings stört, ist der mal wieder haarsträubende Zufall,
durch den John an den Fall gerät. Gibt es in London nur eine Boutique,
oder warum muss Sheila ausgerechnet in die einzige in ganz London, wahrscheinlich
sogar der ganzen Welt hineinschneien, in der gerade dämonische
Aktivitäten vonstatten gehen? Doch zum Glück gibt es in diesem
Roman mal außer einigen wenigen unnötigen
Gesprächsplattitüden nichts zu kritisieren. Ein spannender Roman,
leider eher eine Seltenheit in den letzten Wochen.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover ist mal wieder äußerst schlicht, für Spoerr aber
noch recht ansehnlich und einigermaßen atmosphärisch, auch wenn
die Szene so nicht direkt im Roman vorkommt. Bemerkenswert ist jedoch, wie
sich diesmal der Titel dem Bild anpasst...
Coverbewertung:
Rezension von
neo09:
Kurzbeschreibung:
Unter der Obhut der Schattenhexe Assunga erscheint die Hexe Lucia in einer
Boutique, die zur gleichen Zeit von Sheila Conolly besucht wird. Zu diesem
Zeitpunkt handelt es sich lediglich um ein schwarzmagisches Phänomen,
bei dem es zu keinerlei Gewaltanwendung kommt. Bemerkenswert ist zudem noch
die Tatsache, dass die Hexe in Begleitung eines Henkers erscheint, der nicht
ohne seine Sense "außer Haus" geht. Außer Konfusion geschieht
in der Boutique zunächst nichts. Das ungleiche Paar verschwindet durch
einen schwarzmagisches Tor in Form eines Spiegels. Auf den Plan gerufen besucht
John Sinclair die Besitzerin der Boutique, Laurie Andrews, in ihrem Penthouse.
Dort trifft Sinclair erneut auf Hexe und Henker, kann aber nicht den Mord
an Andrews Hausfreund verhindern. Letztendlich erfährt Sinclair aber
das Motiv des Dämonenpaares. Vor zig Jahren befand sich auf dem jetzigen
Gelände der Boutique ein Schafott, auf dem mutmaßliche Hexen
verurteilt und vernichtet wurden. Die Errichtung der Boutique wird als Frevel
angesehen, für den die direkt Beteiligten büßen sollen.
Letztendlich gelingt es Sinclair, Laurie Andrews nicht nur zu beschützen,
sondern auch sowohl Hexe als auch Henker zu vernichten und Assunga in ihre
Schranken zu verweisen.
Meinung:
Wenn nur nicht dieses abstruse Motiv gewesen wäre!! Jason Dark scheint
sich selbst gegen Ende des Romans darüber bewusst geworden zu sein,
wie blödsinnig die Handlungs- und Rachgründe von Hexe und Henker
sich doch anmaßen. Nur weil es sich bei dem Boutiquegrundstück
um eine Sterbe- bzw. Opfer oder Egal-Was-Stelle für ehedem arbeitslose
Hexen und konvertierende Henker gehandelt hatte, sollen die heutigen Besitzer
mal so eben exekutiert werden. Zudem sind die Beiden auch nicht wirklich
konsequent: Warum wird die Verkäuferin Emma Smith nicht einmal bedroht,
der Callboy aber sofort umgenietet? Warum ist Lucia so wild auf ein neues
Kleid? Oder sind das einfach die Jahrhunderte überdauernde Gene der
Frau, die auch als Hexe nicht auf Mode und Shopping verzichten möchte???
Wer weiß?? Abgesehen von der Logik aber ist der Roman durchaus gelungen.
Zwar nervt die zu lang geratene Einführung mit dem Gefühlschaos
der Verkäuferin, doch nimmt die Story in der Folge rasant an Fahrt auf.
Sowohl gut beschrieben sind der Mord an dem Callboy als auch Johns Klettertour
in James Bond-Manier auf das Dach des Penthouses. Garniert von unnötigen
Gesprächen mit Sheila, mit Bill und zum Schluss auch noch mit Suko war
das Heft trotz alledem lesenswert. In diesem Fall machen die guten und intensiven
stimmungsvollen Beschreibungen das Besondere an dieser Geschichte aus.
Besonderheiten:
Assunga gibt erneut ihrem Wunsch Ausdruck, mit John Sinclair gegen Dracula
II zusammenarbeiten zu wollen.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Nett und langweilig
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Eine blonde Frau mit mehreren Wunden auf dem Körper erscheint in Sheila
Conollys Stammboutique. Als die Verkäuferin Sheila auf die merkwürdige
Besucherin aufmerksam macht, sieht Sheila in einem Spiegel den Schatten eines
Sensenmannes. Sie ruft sofort John Sinclair und ihren Mann Bill an. Als John
den Spiegel mit dem Kreuz testet empfängt er tatsächlich einen
magischen Impuls. Er beschließt die Besitzerin der Boutique zu befragen.
Die bekommt in der Zwischenzeit Besuch von der Hexe und dem Sensenmann. Die
Hexe namens Lucia, erklärt der Geschäftsfrau Laurie, dass ihr Laden
auf einem ehemaligen Richtplatz steht. Für diesen Frevel soll Laurie
getötet werden. John Sinclair erscheint noch einmal rechtzeitig und
vertreibt die beiden Höllengestalten. Zusammen mit Laurie fährt
er zurück zu dem Geschäft, welches inzwischen geschlossen wurde.
Dort will er die Hexe und ihren Henker zum Kampf erwarten. Doch noch jemand
erscheint, mit dem John nicht gerechnet hat - Assunga, die Schattenhexe ...
Meinung:
Innerhalb kurzer Zeit präsentiert uns Jason Dark den nächsten Roman
mit einem Henker. Der Beginn des Heftes ist durchaus stimmungsvoll gelungen,
erweist sich aber im weiteren Verlauf der Handlung als völlig unnötig,
denn die Hexe will ja in erster Linie an die Besitzerin der Boutique heran.
Weshalb die Hexe zunächst ein Kleid anprobieren will und zu diesem Zweck
eine kleine Ewigkeit nackt vor dem Spiegel steht, damit auch ja viele Zeugen
sie sehen können entbehrt jeglicher Logik. Genaugenommen hätte
der Roman auch mit Seite 18 anfangen können, wo Lauries Lover von dem
Sensenmann ermordet wird. Dieser wird übrigens gleich bei seinem ersten
Erscheinen von der Verkäuferin und auch von Sheila als Henker bezeichnet,
obwohl er nichts typisches für diese Berufsgruppe an sich hat. Da
hätten sie ihn auch gleich als Bauern bezeichnen können, weil er
eine Sense trägt. Ein gutes Beispiel für einen sinnlosen Dialog
findet sich auf Seite 15. Da fragt John: "Doch nicht der Schwarze Tod?"
Sheila: "Nein, nein, da musst du dir keine Sorgen machen. Aber ein Henker
ist es schon." Seit wann ist denn der Schwarze Tod ein Henker? Im
übertragenen Sinn trifft das sicherlich auf jeden Gegner von John zu,
aber in diesem Zusammenhang ist es einfach eine dark-typische Phrase, um
auf den Titel aufmerksam zu machen. Das Erscheinen der Schattenhexe bietet
eine angenehme Wendung innerhalb des Geschehens auch wenn ihre Motive nicht
weniger lächerlich sind. Eine Boutique als Stützpunkt! Dracula
II wird vor Angst vergehen. Ihr Sinneswandel kurz darauf, wo sie Laurie zu
ihrer Verbündeten machen will, ist dagegen auch nicht sonderlich originell.
Abgesehen davon, dass eine ähnliche Story vor nicht allzu langer Zeit
in dem Taschenbuch "Das Hexenkloster" erschienen ist, hat Assunga nicht viel
von einer Verbündeten, die gegen ihren Willen zu einer solchen gemacht
wurde. Richtig gut wird der Roman mit dem Eingreifen von Suko und dem
anschließenden Kampf zwischen den Geisterjägern und der Hexe und
ihrem Henker. Also ab Seite 59. Davor sind eigentlich nur der Tod des Callboys
und Johns Versuche in die Wohnung einzudringen als spannend einzustufen.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Lucia und ihr Henker. Das Bild vermittelt durch den düsteren Hintergrund
und den ganz in schwarz gehaltenen Sensemann eine stimmungsvolle
Gruselatmosphäre. Die blonde Frau in dem weißen Kleid und der
Vollmond bilden hervorragende Kontraste, zumal beide beliebte und häufig
verwendete Bestandteile von Gruselgeschichten sind.
Coverbewertung: