John Sinclair Nr. 1445: Holt mich aus der Hölle!

John Sinclair Nr. 1445: Holt mich aus der Hölle!


Manchmal spürt man schon beim Aufstehen, ob es ein guter oder ein schlechter Tag wird. Ich hatte an diesem Morgen kein gutes Gefühl. Dabei war alles okay. Keine Kopfschmerzen, kein Gliederreißen, mir war auch nicht übel. Ich hätte mich nicht besser fühlen können. Es passierte, als ich die Dusche verließ. Plötzlich hörte ich das Kinderweinen: Oder war es ein Lachen? Oft kann man Weinen und Lachen eines Kindes nicht so genau unterscheiden. Für mich war beides absurd, denn in meiner Nähe befand sich kein Kind, und es wohnte auch keines nebenan. Das Badetuch hatte ich übergeworfen. So blieb ich mitten in meinem Bad stehen und lauschte...


von Jason Dark, erschienen am 21.03.2006, Titelbild: E.J. Spoerr

Rezension von Olsen:


Kurzbeschreibung:
Eines Morgens hört John im Badezimmer das Weinen eines kleinen Mädchens. Außerdem sieht er ihr Gesicht verschwommen im Badezimmerspiegel. Dieses Ereignis wiederholt sich später im Büro noch einmal. Und jetzt können er, Suko und Glenda erkennen, wo das Weinen genau herkommt: aus Johns Kreuz. Doch John ist nicht der Einzige, bei dem sich die Stimme meldet. Auch Cathy Fox, die Moderatorin einer TÄGLICHEN Sendung mit dem Titel "Leute der WOCHE", hört das Weinen und sieht das Gesicht in einem Spiegel. Und sie erkennt, dass es ihre Tochter Kim ist, die da weint. Cathy ist verständlicherweise mächtig verwirrt, denn ihre Tochter wurde vor genau einem Jahr während eines Sturms von einem Baum erschlagen. Cathy ist so mit den Nerven am Ende, dass sie vor laufender Kamera zusammenbricht und ein paar Satzfetzen über ihre weinende, tote Tochter stammelt.
Wie es der Zufall und Jason Dark so wollen, sieht Glenda Perkins diese Sendung. Also fährt sie mit John sofort zum Fernsehstudio. Dort meldet sich Kim erneut und zeigt sich wieder im Zentrum von Johns Kreuz. Sie bittet ihre Mutter Cathy, ihr Grab zu besuchen. Auf dem Friedhof erfährt John von Kim, warum Kims Seele nicht ins Jenseits eingehen kann: Kims Vater, Eddy Fisher, ist ein böser Kerl, der ihre Seele noch festhält. Erst wenn Kim ihre Mutter getötet hat, wird er ihre Seele freigeben. In ihrer Verzweiflung hat sich Kim nach Hilfe umgesehen und stieß dabei auf Johns Kreuz. John und Glenda begleiten Cathy nach Hause. Nachdem John einige Sinnlos-Zeilenfüller-Telefonate geführt hat, klingelt es an der Tür: Es ist Eddy Fisher! Und der erzählt John eine ganz andere Geschichte ...


Meinung:
Anderthalb Jahre ist es jetzt her, dass ich der Sinclair-Reihe den Rücken gekehrt habe. Zu sehr haben mich Saladin und Konsorten genervt, zu wenig durchdacht und interessant war Glendas tolle neue Fähigkeit, zu auffällig zufällig war mir die kurze Zeit, die vergangen ist, bis Herr Rellergerd das gleiche Thema für sein literarisches Schaffen entdeckt hat wie ein Herr Dan Brown. Aber nachdem die Serie mit Riesenschritten auf ein mächtiges Jubiläum zusteuert, habe ich mich entschlossen, doch mal wieder einen Blick hineinzuwerfen - und ich muss feststellen, so sehr viel hat sich nicht geändert. JDs Dialoge sind noch immer recht stussig und drehen sich seitenlang im Kreis (Gespräch mit Suko, John beginnt: "Die Schreie hätten aus dem Spiegel kommen müssen, weil ich dort auch das Gesicht gesehen habe. Aber dem war nicht so. Ich habe sie nicht aus dem Spiegel gehört [sagte er das nicht gerade? - Anm. v. mir], sondern von irgendwoher [Ach so, na dann ist ja alles klar]." - "Genauer, John." - "Kann ich dir nicht sagen." - "Ich denke, Alter, da hast du ein Problem." - "Oder wir beide." - "Auch das ist möglich." [Mal ehrlich: Hat jemand außerhalb einer geschlossenen Anstalt schon mal so einen Dialog tatsächlich gehört oder gar geführt?]), sowohl die Wortwahl als auch der Satzbau pendeln zwischen unbeholfen und gespreizt ("Das Weinen war noch da. Allerdings war es in ein Wimmern übergegangen, das man auch als Hilferuf bezeichnen konnte."). Aber gut, das ist nun mal Jason Darks Schreibstil, und auf seine alten Tage wird er den wohl kaum noch großartig ändern. Und wie man in Foren und Gästebüchern immer wieder nachlesen kann: Es gibt ja offensichtlich auch Menschen, denen dieser Stil gefällt. Ich gehöre zwar nicht dazu, aber nachdem ich ja wusste, was mich in dieser Hinsicht erwartet, habe ich versucht, mich davon nicht beeinflussen zu lassen - was ja auch funktioniert, wenn Jasons stilistische Bemühungen nicht allzu grobmotorisch sind.
Nicht ganz so wenig beeinflussen lassen kann ich mich allerdings von inhaltlichen Unsauberkeiten. Als John und Glenda bei Cathy Fox sind, meldet sich Kim über das Kreuz. Sie jammert, weint und fleht den titelgebenden Satz: "Holt mich aus der Hölle!". Zwei Seiten später fragt John Cathy, ob Kim zu ihr gesprochen habe. Und Cathys Antwort lautet: "Nein." Verwirrt habe ich zurückgeblättert und zu JDs Entlastung feststellen können, dass es in der vorherigen Szene heißt, John habe die Stimme in seinem Kopf gehört. "Gut", habe ich mir gedacht, "bisher haben es zwar immer alle Anwesenden gehört, wenn sich Kim gemeldet hat, aber hier war es dann wohl anders." Also habe ich weitergelesen. Und wiederum zwei Seiten später teilt uns Cathy mit, dass sie "eine Botschaft in ihrem Kopf" gehört habe: Sie solle Kims Grab besuchen. Und das sind dann die Momente, in denen ich mir wünsche, Jason Dark würde auch einmal eine Botschaft in seinem Kopf hören: "Vermeide Fehler - lies deine Manuskripte noch einmal nach." Außerdem ist mir nicht ganz klar, warum Cathy zu Kims Grab kommen sollte. Denn auf dem Friedhof nimmt Kim nur zu John Kontakt auf und erklärt ihm die Hintergründe. Hätte sie das nicht schon im Fernsehstudio tun können, oder - noch besser - gleich auf Seite 5 im Badezimmer? Oder wäre dann womöglich der Roman zu schnell zu Ende gewesen?
Doch trotz aller Vorbehalte und der aufgeführten Mängel: So schlimm, wie ich befürchtet hatte, war es nicht. Na ja, wenigstens zu Beginn nicht, denn der Roman fängt stimmungsvoll an (wenn man mal von dem Sinn- und Endlosdialog im Büro absieht) und verbreitet ein geheimnisvolles Flair. Auch wenn man sehr schnell bemerkt, dass es sich um einen Einzelroman ohne jeglichen Serienbezug handelt, will man dennoch wissen, was mit der kleinen Kim geschehen ist. Leider gelingt es Jason Dark aber nicht, meine Neugier gleichbleibend hoch zu halten. Denn etwa ab Seite 48 schlafft der Roman deutlich ab. Wir haben gerade erfahren, dass Kim ihre Mutter töten soll, aber nicht will. Und jetzt sitzen wir gemeinsam in Cathys Wohnung und warten auf Eddy Fisher. Ich weiß zwar nicht, warum wir auf ihn warten, denn schließlich will er ja Cathy nicht selbst töten. Umso verwunderlicher ist es, dass Eddy plötzlich tatsächlich auftaucht. Und der erzählt John, dass nicht er der Böse ist, sondern Cathy. Und Johns Reaktion? Er sagt: "Ach so, fein. Na dann töten wir eben Cathy." Hätte sich Jason Dark nicht dazu hinreißen lassen, am Schluss noch einen Haken zu schlagen, der unglaubwürdig bis zur Lächerlichkeit ist, hätte ich vielleicht sogar drei Kreuze springen lassen. So allerdings gibt es leider nur ein Kreuz.
Noch eine klitzekleine Anmerkung zum Schluss: Vielleicht sollte sich Jason Dark einmal Gedanken darüber machen, warum die (fast) tägliche ZDF-Sendung mit Nina Ruge "Leute heute" heißt, warum das Tor des Monats nicht wöchentlich gewählt wird und warum Sendungen wie "Menschen 2005" nicht monatlich ausgestrahlt werden.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:
Was geht in einem Menschen vor, der sich selbst wohl als Künstler bezeichnen würde, wenn er so etwas fabriziert? Viel kann es nicht sein. Jason Dark hat sich von dem Bild wohl zu der Szene inspirieren lassen, in der Cathy Fox am Ende des Romans ihr wahres Gesicht zeigt. So ganz sicher bin ich mir da aber nicht. In einem allerdings bin ich mir sicher: Das Bild gibt eine dicke, fette Null


Coverbewertung:
0 Kreuze

Rezension von Dämonengeist:


Kurzbeschreibung:
Als John Sinclair sich eines Morgens duschen will, erscheint ihm ein geisterhaftes, weinendes Mädchengesicht. Wenig später taucht es im Büro auch auf seinem Kreuz auf. Als Glenda Perkins nach der Arbeit sich zu Hause eine Klatschsendung ansieht, flippt die Autorin plötzlich aus und behauptet, von ihrer verstorbenen Tochter gerufen zu werden. Daraufhin alarmiert Glenda John, mit dem sie sofort zum Sender fährt. Dort treffen sie die Moderatorin Cathy Fox. Wieder erscheint das Gesicht des Mädchens auf Johns Kreuz, das Cathy als ihre Tochter erkennt. Die Moderatorin glaubt, nun dass Grab von Kim, der Tochter, besuchen zu müssen, was sie mit unseren Helden prompt in die Tat umsetzt. Auf dem Friedhof erscheint erneut das Mädchengesicht auf dem Kreuz. Dabei erzählt Kim, dass sie in der Hölle festsitzt und nur befreit werden kann, wenn sie ihre Mutter tötet. Dies wurde ihr von Eddy Fisher, ihrem Vater, aufgetragen, der Cathy Fox für den Tod seiner Tochter verantwortlich macht und selbst mit dem Teufel im Bunde sein soll. Zum Schutz von Cathy bringen John und Glenda die Moderatorin in ihre Wohnung, wo wenig später auch Eddy Fisher auftaucht. Von ihm erfahren unsere Helden endlich die Wahrheit: Nicht er ist der Böse, sondern Cathy, die nach seiner Beschreibung eine Kreatur der Finsternis sein muss. Nun will John Cathy zur Rede stellen, doch die hat sich bereits in ein grauenvolles Monster verwandelt. Als der Geisterjäger schließlich ihr das Kreuz mit dem Mädchengesicht entgegen hält, dass seine Mutter tot sehen will, richtet Cathy Fox sich mit ihren Krallen selbst.


Meinung:
Tja, dieser Roman ist so schlecht, dass ich mich hinterher frage, wie ich ihn überhaupt zu Ende gebracht habe. Die Geschichte ist nicht nur unglaublich langweilig, da eigentlich die ganze Zeit über nichts passiert, sie entbehrt auch jeglicher Logik. Das fängt schon auf Seite 14 an, als erwähnt wird, dass Cathys Sendung 'Leute der Woche' täglich (!) ausgestrahlt wird und Michael Jackson der Regisseur von 'King Kong' (!!) sei. Doch es kommt noch schlimmer: Cathy Fox, deren Gefühlsleben zuvor so eindringlich und menschlich beschrieben wurde, ist plötzlich eine urzeitliche Dämonin! Wer soll das denn bitte glauben? Nicht genug damit, sie kann auch noch das Kreuz halten! Glendas halbseidener Erklärversuch, ihr wäre das durch eine Manipulation des Mädchengesichtes durch den Teufel gelungen, dass dabei erschienen ist, ist komplett hanebüchen, denn Cathy kommt schon früher in Kontakt mit dem Kreuz. Und überhaupt: Was hat es denn für einen Sinn, wenn Monster-Cathy das Gesicht manipuliert und es trotzdem die Mutter, also sie, töten soll? Nebenbei frage ich mich, was die Moderatorin eigentlich für eine armselige Kreatur der Finsternis ist, die sich wegen eines kleinen Kindes gleich umbringt. Man sieht also, im diesem Band passt einfach gar nix, dementsprechend kann es, so leid es mir tut, dafür nur eine Wertung geben...


Besonderheiten:
Sir James fährt in Urlaub.


0 von 5 möglichen Kreuzen:
0 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Betrachtet man sich das Titelbild, so stellt man fest, dass der Roman im Vergleich doch gar nicht so schlecht abschneidet. Das ändert aber auch nichts, denn für diese komplette künstlerische Fehlleistung und Geschmacksverirrung gibt es natürlich...


Coverbewertung:
0 Kreuze
Rezension von Serienjunkie:


Kurzbeschreibung:
John sieht morgens im Spiegel das Gesicht eines Mädchens und hört Hilferufe. Erst im Büro können er und Glenda feststellen, woher die Laute kommen: Aus dem Kreuz von John. Cathy Fox, eine Talkshowmoderatorin, sieht das Gesicht ebenfalls im Spiegel. Es ist ihre Tochter Kim, die vor einem Jahr durch einen Unfall ums Leben kam. Als Cathy in der Live-Sendung einen Anfall erleidet, begeben sich John und Glenda zu ihr. Cathy hat den Verdacht, dass Eddy Fisher, der Vater ihrer Tochter, irgendwie Kims Seele festhält, so dass sie nicht ins Jenseits eingehen kann. Doch als Eddy vor der Wohnung von Cathy auftaucht, erkennt John, dass nicht Eddy sondern Cathy die Kreatur der Finsternis ist. Als John die böse Moderatorin mit dem Kreuz und dem Gesicht von Kim konfrontiert, begeht Cathy Selbstmord. Kim findet nun ihren Frieden.


Meinung:
Der Roman liest sich so kurzweilig, dass ich gnädig gestimmt bin, auch wenn die überraschende Auflösung nicht wirklich Sinn ergibt. Warum versteckt sich Cathy überhaupt vor Eddy? Weshalb die plötzliche Verwandlung in einen Teufel? Warum sucht Kim bei Cythy um Hilfe? Natürlich gibt es auch hier wieder Filler-Dialoge, die an puren Schwachsinn grenzen, so zum Beispiel John messerscharfe Feststellung über Cathy: "Sie fühlt sich dort, wo sie sich befindet, einfach nicht wohl." (S. 40) Ja, das lässt sich vermuten bei dem Geist eines Mädchens, der wiederholt auftaucht und um Hilfe ruft. Doch falls das einer noch nicht ganz begriffen hat, folgt dieser Dialog: "Sie braucht Hilfe, nicht wahr?" "Ja, Cathy, es war ein Schrei nach Hilfe und nichts anderes sonst." Messerscharf kombiniert, Watson! Interessant ist dann noch Jason Darks Auffassung von der Erbsünde, als Kim am Ende meint: "Eine Mutter, die den Teufel liebt, das kann es nicht geben, wenn ihre Tochter den immerwährenden Frieden finden will." (Seite 63) Soso, das scheint mir ja sehr gerecht zuzugehen in diesem Jenseits! Dennoch, etliche Szenen sind sehr stimmungsvoll und unterhaltsam beschrieben, darunter vor allem die Abläufe beim Sender und die Schilderung des Unfalls. Drollig, wie Jason Dark hier versucht, moderne Elemente einzubauen. Figuren nutzen so hippe Worte wie "Affengeil", und es kommen Hinweise auf "King Kong" (von Michael (!!!) Jackson) und ähnliches vor.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Wieder einmal ein ganz scheußliches Cover.


Coverbewertung:
0 Kreuze


Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Auf dem Titelbild des Romans "Dämonentränen - Die Chroniken der Anderwelten Nr. 3" von Peter Lancester ist ein ganz ähnliches Motiv zu sehen. Wenn man sich das Gesicht der Frau im Spiegel anschaut, so ist dieses auch fast identisch mit dem Gesicht der Frau vom Sinclair-Titelbild, so dass die Vermutung nahe liegt, dass E. J. Spoerr hier kopiert und das Ergebnis am PC graphisch etwas verändert hat:

Dämonentränen - Die Chroniken der Anderwelten Nr. 3