John Sinclair Nr. 1443: Die Hölle stirbt nie
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Himmel und Meer hatten sich in einen brodelnden Hexenkessel verwandelt. Das
Meer schien dem Himmel entgegenzusteigen, und auch der Himmel schien sich
in Richtung Wasser zu senken. Ein Orkan, der heulte, pfiff und immer wieder
in den schrillsten Tönen aufschrie. Hinzu kam das Brüllen der Wellen.
Das Meer war zu einem Raubtier geworden. Nicht nur, dass es die Wellen mit
voller Wucht gegen die Küste warf, nein, es wirbelte auch den Grund
auf und schaufelte das hoch, was auf dem Meeresboden eigentlich nichts verloren
hatte. Holz, Schlamm, Sand, aber auch Zivilisationsmüll, den die Menschen
einfach ins Meer geworfen hatten und der jetzt zurückkehrte. Aber es
war auch etwas ganz Besonderes dabei, was in den Bereich der starken
Strömungen geriet. Es wurde gepackt, mit ihm wurde gespielt. Es bewegte
sich auf den Strand zu, auch wieder von ihm weg. Es schlidderte durch den
Sand, verschwand mal in einer grauen Wolke, und tauchte wenig später
wieder auf. Und es näherte sich dem Ufer, wo die anrollenden Wellen
einen breiten schaumigen Streifen hinterlassen hatten. Irgendwann hatte das
Wasser nicht mehr die Kraft, sich den Gegenstand zurückzuholen. So blieb
er auf dem feuchten Sand liegen. Ein goldenes Kreuz!
von Jason Dark, erschienen am 07.03.2006, Titelbild: Del Nido
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Das Teufelskreuz, welches John und Suko durch die Lappen ging (siehe
JS 1442) wird durch den Sturm an
Land gespült und von Travis Beck gefunden, der gleich dem Einfluss des
Teufels unterliegt und in dessen Auftrag seine Freundin schwer verletzt.
Durch diese Tat werden die Geisterjäger auf den Plan gerufen. Beim
verhör der Verletzten meldet sich Asmodis und tötet die Frau vor
den Augen von John und Suko. Beide vermuten, dass Travis mit dem Kreuz Zeichen
setzen und eine Kirche schänden wird. Tatsächlich begibt sich der
Teufelsdiener mit dem Relikt in eine große Kathedrale, um sie dem Satan
zu weihen...
Meinung:
Sehr schnell setzt Jason Dark seine Story um das Satanskreuz fort. Der Beginn
der Geschichte ist durchaus stimmungsvoll, auch wenn die Charakterisierung
der Protagonisten wieder einmal dem Schema F entspricht. Sehr merkwürdig
übrigens, dass die meistens Menschen mit denen es John zu tun bekommt
diese ultramodernen Berufe haben, die der Schriftsteller sich vermutlich
aus seinen Illustrierten und Boulevard-Magazinen heraussucht. Travis Beck
und seine Freundin arbeiten in der IT-Branche, beim nächsten Mal sind
die Nebenfiguren in der Werbebranche tätig, Grafiker oder für eine
Firma unterwegs, welche Computerprogramme entwirft. Ich kann mich nicht daran
erinnern, wann John mal mit einem Maurer, KFZ-Mechaniker oder Klempner zu
tun hatte. Dafür schafft es der Autor aber die Dialoge im ersten Abschnitt
nicht gar so künstlich und abgehackt klingen zu lassen, wie sonst.
Gestört hat eigentlich nur das obligatorische "So muss man das sehen."
In diesem Roman erreicht die Spannung ihren Höhepunkt sogar in der Mitte
des Heftes, als John und Suko die schwerverletzte Frau besuchen und
plötzlich die Stimme von Asmodis aus ihrem Mund hören. Diese fast
schon klassische Besessenheits-Szene ist unheimlich und spannend gewesen
wie schon seit langem nicht mehr. Der grausame Tod des Opfers war eine klare
Niederlage für die Geisterjäger und ein eindrucksvoller Beweis
dafür, dass Asmodis noch lange nicht zum alten Eisen gehört und
noch immer ein interessanter Gegenspieler ist, der keineswegs sein Potential
verbraucht hat. Jason Dark sollte es sich wirklich überlegen, ob er
den Höllenherrscher nicht wieder mehr in den Vordergrund bringt. Alle
zwanzig Romane würde dabei schon ausreichen. Die Figur soll sich ja
nicht abnutzen, wie es schon mit Saladin geschehen ist. Leider kann der Roman
die Qualität in der zweiten Hälfte nicht mehr halten, denn dort
geht der Geschichte gehörig die Puste aus. John und Suko haben
natürlich messerscharf kombiniert wohin sich Beck wenden wird und
selbstverständlich sucht sich der Teufelsdiener genau die Kathedrale
aus, die auch von den beiden Polizisten aufgesucht wird. Ein dramaturgischer
Kunstgriff wäre es gewesen, wenn im Roman gar nicht groß erwähnt
worden wäre um welche Kirche es sich handelt und beide Parteien ein
Gebäude aufsuchen, wobei sich erst am Schluss herausstellt, dass John
und Suko die falsche Kirche betreten haben. Dadurch hätte Travis seinen
Sieg errungen, wäre geflohen und das Kreuz hätte in kommenden Romanen
noch viel Unheil stiften können. Aber auch hier wird der Leser wieder
bitter enttäuscht. Geradlinig, ohne Überraschungen und großartige
Wendungen, erzählt Jason seine Geschichte und natürlich schaffen
es die beiden Helden den braven Mann Gottes vor dem bösen Teufel zu
erretten. Die bigotte, katholische Einstellung des Autors, die seinen Romane
deutlich anzumerken ist, ähnelt schon fast dem unerträglichen
Patriotismus amerikanischer Action- und Kriegsfilme. Wieder einmal hat John
mit seinem Kreuz die Hölle in seine Schranken verwiesen usw. usf. Insgesamt
betrachtet aber durchaus ein lesenswerter Roman, allein wegen der
größeren Intervention von Asmodis. Darüber hinaus vermeidet
der Autor die üblichen Fehler in der Logik und verzichtet sogar darauf
die Protagonisten mit ermüdenden Bürogesprächen in den Fall
zu schicken.
Besonderheiten:
Das Satanskreuz wird von John mit dem Silberkreuz vernichtet
(natürlich).
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Genauso unpassend wie der Titel. Vom Stil her gibt es nichts auszusetzen,
der Typ im Vordergrund erinnert allerdings schmerzhaft an den stümperhaft
gespielten Bösewicht aus dem Sinclair-Pilotfilm "Ich töte jeden
Sinclair", obwohl der damals eine Glatze hatte. Auch ansonsten gibt es an
diesem Cover nichts Außergewöhnliches, was es zu einem Blickfang
machen würde.
Coverbewertung:
Rezension von
Serienjunkie:
Kurzbeschreibung:
Travis und Lynn Haskin wollen einen Ausflug nutzen, um ihre Beziehung zu
regeln. Leider kommt es dazu nicht, weil Travis das Satanskreuz findet, das
im Band zuvor in die Bucht fiel, und sofort unter den Einfluss des Relikts
gerät. Er schlägt damit auf seine Freundin ein. Als sie schwerverletzt
im Krankenhaus eingeliefert wird, kommen auch John und Suko hinzu. Noch
während sie die Frau verhören, tötet Asmodis die Frau auf
grausame Weise. Travis will unterdessen das Kreuz in einer Kathedrale dem
Satan weihen. Er bringt einen Reverend namens Morgan Butler in seine Gewalt
und verletzt ihn schwer, bis Sinclair und Suko eintreffen und das Satanskreuz
endgültig vernichten können. Travis wird verhaftet.
Meinung:
Ein bisschen mehr hätte mit dem Kreuz schon passieren sollen. Immerhin
befand es sich ja seit Jahren im Besitz von Laurent Gabin (aber dazu müsste
man sich halt an den Roman davor erinnern), die Frage ist also, warum Asmodis
erst jetzt diese Aktion einleitet. Und was ist mit den Illuminati? Bis auf
das Kreuz hat dieser Roman also nichts mit Heft 1442 zu tun. Um seine Romane
künstlich zu strecken, verwandelt Jason Dark seine Figuren wie gehabt
in reichlich begriffsstutzige Charaktere, die immer wieder den gleichen Text
wiederholen und so unsinniges Zeug von sich geben wie "Er wollte mich mit
seinem Kreuz ermorden. So etwas tut kein Mensch, das kann nur der Teufel
sein." (Seite 27). Die "das kann nur der Teufel sein"-Erkenntnis wiederholt
sich dann immer und immer wieder, zusammen mit so unglaublich eindrucksvollen
Schlussfolgerungen wie "Für Suko und mich stand fest, dass wir das Kreuz
finden mussten." Ach ne! Dieser Geistesblitz steht übrigens auf Seite
49. Ansonsten liest sich der Roman recht flüssig. Er folgt man wieder
dem klassischen Aufbau: Unerfahrene werden mit dem Übernatürlichen
konfrontiert, dabei vernichtet oder übernommen, bis die Experten Sinclair
und Suko kommen, um das Böse zu vernichten. Nur dass es halt nur so
ein langweiliges Satanskreuz ist. Das Ende ist gewohnt enttäuschend,
wieder einmal reicht Johns Allzweckwaffe, um das böse Relikt zu vernichten.
Die meisten Szenen sind endlos in die Länge gezogen, man kann sie locker
überfliegen, ohne auch nur ein Detail zu verpassen. Kein Highlight,
aber nicht unerträglich.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Nettes Foto-Collagen-Bild, blöd nur, dass es wohl auf den Umschlag eines
völlig anderen Romans gehört hätte.
Coverbewertung:
Rezension
von Dämonengeist:
Kurzbeschreibung:
Der in der IT-Branche tätige Travis Beck findet an einem Strand ein
goldenes Kreuz. Von einer Stimme erhält er den Befehl, seine Freundin
Lynn Haskin, die mit ihm unterwegs ist, zu töten. Dabei wird er jedoch
von einem Radfahrer gestört und flieht. Seine Freundin bleibt verletzt
zurück. Auch John Sinclair und Suko, die schon im letzten Fall mit dem
Kreuz zu tun hatten (s. JS 1442),
bekommen Wind von dem Fall und fahren zu der mittlerweile ins Krankenhaus
eingelieferten Lynn Haskin. Nach einem kurzen Gespräch mit ihr hören
die beiden plötzlich die Stimme des Teufels aus ihrem Mund. Daraufhin
attackiert John sie mit seinem Silberkreuz, wodurch Lynn Haskin stirbt. Asmodis
zieht sich lachend zurück und spricht erneut mit Travis Beck. Der
Höllenherrscher befielt ihm, die Kathedrale von Chatham zu entweihen.
Es gelingt Beck tatsächlich, mit dem Kreuzschwert in das Gotteshaus
zu gelangen und einen Reverend schwer zu verletzen. Doch auch John und Suko,
die den Plan des Teufels erahnt haben, tauchen in der Kathedrale auf.
Während Suko Travis Beck niederschlägt, greift John das Satanskreuz
mit seinem silbernen Talisman an und vernichtet es dadurch.
Meinung:
Jason Dark scheint es sich in letzter Zeit zu einem Hobby zu machen, verkappte
Zweiteiler zu schreiben. Was ihm vor einiger Zeit schon bei dem Fall mit
dem Schamanen gelungen ist, gefällt mir diesmal noch mehr. Der Roman
ist sehr spannend, da man nie weiß, ob die Opfer des Travis Beck die
Begegnung mit ihm überleben oder nicht. Dabei hat Asmodis nach vielen
Jahren der Tristess wieder einen größeren und stärkeren Auftritt,
auch wenn er nur als Stimme erscheint. Schade, dass sein Kreuz diesen Roman
nicht überstanden hat. Damit komme ich auch gleich zu einer der
Schattenseiten des Romans: Das Finale. Baut der Autor über 62 Seiten
viel Spannung auf, so zerstört er einen Teil davon mit diesem Mini-Showdown
wieder. Wenigstens aktivieren hätte John sein Kreuz ja noch, aber nein,
es musste wohl schnell gehen, da der Roman gleich zu Ende war. Auch ist mir
nicht ganz klar geworden, wie unsere Helden so schnell darauf gekommen sind,
dass Travis Beck eine Kathedrale entweihen will. Er hätte auch genauso
gut irgendwo in die Wallachei fahren können, um mit dem Kreuzschwert
Seelen für den Teufel zu sammeln. Sei's drum, der Roman ist meiner Meinung
nach trotzdem gelungen, daher gibt es mit kleinen Abzügen immerhin noch
vier Kreuze.
Besonderheiten:
Das Satanskreuz wird vernichtet.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Teile dieses Bildes wurden wohl einem nie veröffentlichten Film entnommen,
in dem Britney Spears gegen ihre böse Schwiegermutter kämpft. Dazu
kommt, dass ich das Cover einfach nur unansehnlich finde und es wie der Titel
nichts mit dem Roman zu tun hat...
Coverbewertung: