Grusel-Schocker Nr. 63: Der Seelenfresser

Grusel-Schocker Nr. 63: Der Seelenfresser


Der Kegel des Scheinwerfers erfasste Carlo Carisi, als er die Bühne der Metropolitan Opera in New York City betrat. Sein Gesicht war bleich wie das eines Toten, der Mund wirkte wie ein dünner Strich. Die Augen waren blutunterlaufen und vermittelten den Eindruck tödlicher Erschöpfung. An Skelettfinger erinnernde Hände umklammerten den Hals der Violine und den Bogen. Sie zitterten so sehr, dass man kaum glauben konnte, dass dieser Mann im Stande war, auch nur einen einzigen sauberen Ton auf seinem Instrument hervorzubringen.Das Publikum hielt den Atem an. In diesem Augenblick hätte man in der Met buchstäblich eine fallende Stecknadel hören können. Carlo Carisi, der vielleicht größte Violinen-Virtuose aller Zeiten, war auf die Bühne zurückgekehrt. Jahre der Abstinenz lagen zwischen seinem letzten Auftritt und dem heutigen Tag. Dutzende von Kritikern saßen mit gespitzten Bleistiften im Publikum, um das Spiel Carisis zu zerreißen. Die meisten von ihnen glaubten, dass der große Maestro seine besten Zeiten lange hinter sich hatte.


von Jack Raymond, erschienen am 26.12.2000, Titelbild: G. Crispero

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Die Frau vom Vordergrund des Titelbilds stammt aus dem amerikanischen Horrorfilm HELLRAISER 2. In der dargestellten Szene zieht sie sich gerade die Haut vom Gesicht:

"Hellraiser 2"